2052 - Verkünder des Imperators
LFT-Kommissar trat ein und blieb auf halbem Weg zu ihr stehen. „Auch ein Glas, Cis? Würde es dir etwas ausmachen, deinen Gürtel abzulegen? Da ist ein Impulsstrahler eingebaut. Er könnte aus Versehen losgehen."
„Ich habe nicht die Absicht ihn einzusetzen", log er und ließ sich in einen der Sessel sinken. „Dann weißt du weniger als ich. Glaubst du, ich habe die altmodische Kamera nicht bemerkt? Du bist im Bilde, worum es geht. Du trägst ein KrIso-Netz und bist gekommen, um mich zu töten. Du zählst zu den Sklaven SEELENQUELLS."
„Und du wirst es der Galaxis erzählen", spottete er und rückte sich ein wenig im Sessel zurecht. „Falls ich dir dazu Gelegenheit gebe."
„Du hast keine andere Wahl, Cistolo Khan. Ich kenne deinen Auftrag."
Ein schrilles Singen erklang. Khan sprang wie von der Feder geschnellt aus dem Sessel und versuchte, den Impulsstrahler auszulösen. Seine Hand erreichte den Gürtel nicht mehr. Aus der Flasche mit dem goldenen Inhalt raste der matte Schein eines Paralysestrahls und hüllte den Stellvertretenden Botschafter ein.
Nein! Nicht schon wieder! dachte er in Erinnerung an sein Zusammentreffen mit Tifflor, als der ihn zu einer „Hand" SEELENQUELLS gemacht hatte. „Den ersten Teil meines Auftrags habe ich erfüllt", hörte er die Kosmopsychologin sagen. „Der zweite wird mehr Zeit in Anspruch nehmen. Hier!" Sie zog einen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn ihm vor die Nase. „Du brauchst keine Angst zu haben."
All das bekam Khan wie in Zeitlupe mit, während er zwischen die Sessel stürzte und liegenblieb. Sein Körper war bis zu den Schultern gelähmt. Den Kopf konnte er bewegen, und sein Geist arbeitete ungetrübt. Er nahm den Schatten des Medoroboters wahr, der hereinschwebte, ihn in ein Fesselfeld hüllte und in die Medostation transportierte.
Bre rief über den Interkom die Angestellten der Botschaft herbei und informierte sie über das, was sie herausgefunden hatte. Gemeinsam nahmen sie den kammartigen Gegenstand in seinem Haar in Augenschein. Alle bestätigten, daß es sich um ein arkonidisches KrIso-Netz handelte.
Cistolo sah die ausgestreckte Hand der Kosmopsychologin und stöhnte. „Tu es nicht", ächzte er. „Es bringt mich um."
Bre zog die Hand zurück. „Dein Einwand ist berechtigt. Wir kennen den Effekt bisher nur von Morkhero her. Es wäre möglich, daß er bei SEELENQUELL stärker ausgeprägt ist. Aber wir haben keine andere Wahl, Cis. Wir werden versuchen, den Tausch so schnell wie möglich vorzunehmen."
Ihre Augenlider flatterten, als sie sich über ihn beugte. „Treibe ihn aus deinen Gedanken", flüsterte sie mit rauher Stimme. „Jag ihn zum Teufel!"
„Er läßt sich nicht vertreiben. Er ist ein Stück von mir."
Vielleicht half die Paralyse. Aber das, so sagte er sich, war höchstens ein frommer Wunsch, mit dem er sich selbst beruhigen wollte.
Das PsIso-Netz tauchte in seinem Blickfeld auf. Es schwebte in einem unsichtbaren Feld, das der Medoroboter projizierte. Gleichzeitig zerrte etwas an seinem Haar.
Der Wechsel geschah so schnell, daß Cistolo es gar nicht richtig mitbekam. Zwei Sekunden lang fehlte der Druck auf der Kopfhaut, länger nicht. Khan wußte, daß er jetzt das PsIso-Netz trug, die perfekte Abwehr gegen die Einflüsterungen SEELENQUELLS.
Die Superintelligenz reagierte sofort. Statt des schwarzen Vorhangs legte sich glühende Lava über seine Gedanken.
Cistolo schrie wie am Spieß. Trotz der Paralyse bäumte sich sein Körper auf.
Stechender Schmerz raste durch seine Glieder. Starke elektrische Schläge ließen sein Nervenkostüm regelrecht ausrasten.
Eine unsichtbare Faust schnürte ihm die Kehle zu. Er glaubte jeden Moment zu ersticken, verlor aber nicht das Bewußtsein.
Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, nahm er zur Kenntnis, daß der Eindruck rein mentaler Natur war. Das plötzliche Stechen hinter seinem Brustbein hingegen wirkte ausgesprochen real. Er stöhnte auf, spürte die Zunge als dicken, leblosen Klumpen in seinem Mund und verdrehte die Augen. „Herzinfarkt", hörte er eine Stimme wie von fern.
Es ist soweit! durchzuckte ihn der Gedanke. SEELENQUELL läßt keinen mehr los, den er einmal für sich gewonnen hat.
Cistolos Körper bäumte sich auf und lag dann still. Die Schwärze, die sich diesmal über seinen Geist legte, gehörte nicht zu dem unheimlichen Wesen, das ihn in seinen Bann geschlagen hatte. Sie stammte vom plötzlich abfallenden Blutdruck, weil das Herz zu pumpen aufhörte und sein
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