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2057 - Keifan, der Druide

Titel: 2057 - Keifan, der Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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waren, um ihre Waren zu tauschen. Ich hatte davon gehört, dass die Ratiniih über ertragreiche Edelsteinminen verfügten und diese Schätze auch abbauten und bearbeiteten. Aber ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, mit ihnen Handel zu treiben. „Das geht nicht gut", sagte ich. „Diese Narren wissen nicht, worauf sie sich eingelassen haben."
    Sie sollten es in der nächsten Minute erfahren. Mir war aufgefallen, dass das Rascheln und Ächzen zwischen den Ruinen aufgehört hatte. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Plötzlich, der seltsame Händlerzug war noch dreißig Meter von uns entfernt, stürmten die Ratiniih aus dem Dunkel der Gebäude und stürzten sich auf die offenbar völlig ahnungslosen Händler, die wohl zunächst noch glaubten, jetzt käme es zum Geschäft. Das änderte sich, als der erste Ratiniih eines der Kugelwesen ansprang und sich in seinen Nacken verbiss. „Oje", murmelte ich, „Was sollen wir tun, Orkisme?" Vor einer Situation wie jetzt hatte ich noch nie gestanden. Dort, wo ich herkam, herrschte Friede. Dies hier war anders hier ging es um Leben und Tod. Die Händler waren zwar leicht in der Überzahl, aber sie besaßen keine Waffen, und so eingeschüchtert, wie sie jetzt waren, kannten sie auch den Kampf nicht.
    Ich aber ebensowenig. Und doch, mein Gerechtigkeitssinn und alles in mir drängten darauf, mich auf die Seite der Händler zu schlagen und ihnen zu helfen, zumal rasch weitere Ratiniih aus den Ruinen auftauchten und das Zahlenverhältnis umkehrten. Immer mehr Ratiniih hatten ein Kugelwesen in den Klauen und bissen sich an ihm fest, so dass Blut floss. „Wir helfen", sagte Orkisme neben mir. „Wir nicht tatenlos zusehen, verstehen? Komm, Keifan!"
    „Halt!" rief ich aus. „Warte, ich ..." Aber mein Roboter schwebte schon auf die Karawane zu. Ohne länger zu zögern, lief ich ihm nach. Ich hätte es wohl auch so getan. Die Ratiniih waren lebende Kampfmaschinen, die Händler vollkommen hilflos. Viel konnte ich sicherlich nicht für sie tun, aber ich musste es versuchen. Vielleicht würden die Ratiniih sich zurückziehen, wenn sie einen Druiden sahen.
    Ich hätte natürlich nie eine Chance gehabt, Trim und Startac, aber eines war, im Nachhinein betrachtet, wichtiger: Zum erstenmal in meinem Leben entwickelte ich so etwas wie Zivilcourage. Die allerdings hätte ich fast mit dem Leben bezahlt, denn bei der Karawane angekommen, stürmten gleich zwei Ratiniih auf mich zu und griffen an. Neben mir starb ein Händler unter den wütenden Bissen der Raubtiernachkommen. Mir gelang es wie durch ein Wunder, die Angreifer vorerst abzuwehren, indem ich mich blitzschnell drehte und beide Arme von mir streckte, die siebenfingrigen Hände zu Fäusten geballt. Ich schrie laut, so, wie die Händler, aber es nützte mir nichts. Die Ratiniih waren wie im Blutrausch. Sie hatten keinerlei Respekt vor einem Druiden von Couxhal. Dann hatten sich zwei von ihnen in meine Kutte verbissen und zerrten wild daran. Ein dritter kam geradezu angeflogen, und zweifellos wäre ich ihm nicht entkommen, wenn nicht in diesem Augenblick so etwas wie ein Wunder geschehen wäre.
    Denn plötzlich stand ein greller Energiestrahl in der Luft und traf den anspringenden Ratiniih mitten im Flug. Er landete vor mir auf der Straße und war sofort tot. Noch mehrere Male fauchte es auf, und Energiestrahlen zuckten durch das Gewühl. Ich konnte es nicht fassen. Sie trafen immer, und zwar jedes Mal einen Ratiniih. Und als die beiden Räuber von mir abließen, als ich mich drehen konnte, sah ich, wer da schoss. Es war kein anderer als mein alter Dienstroboter Orkisme! Er wirbelte um die eigene Achse und schoss dabei so zielsicher, wie es nur ein Roboter konnte. Aber seit wann war er bewaffnet? Davon hatten wir nie etwas geahnt!
    Die letzten Ratiniih ließen von den Händlern ab und ergriffen die Flucht. Was sie zurückließen, war ein Bild des Grauens. Mindestens drei Händler waren tot, die Hälfte des Rests verletzt. Ich leistete ihnen Hilfe, so gut ich es konnte, und erfuhr, dass sie von einer Welt in der Southside der Galaxis Dommrath kamen. Jetzt wollten sie nur noch eines: auf schnellstem Weg fort von dieser grausamen Welt, auf der sie sich gute Geschäfte versprochen hatten. Wir, Orkisme und ich verließen Chakrab zwei Tage später. Mein Bedarf an den Randgebieten der Northside war ein für allemal gedeckt. „Man könnte denken, du seist ein Kampf- und kein Dienstroboter", sagte ich zu Orkisme, als wir die Abfertigungshalle

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