2057 - Keifan, der Druide
war es soweit. Wie ein Schauer aus dem Nichts packte es plötzlich auch mich selbst. An zahllosen Stellen meines Körpers griff ein subjektiv reißender, zugleich brennender Schmerz nach mir. Es war eine paradoxe Situation: Ich, der Heiler, war selbst erkrankt. Ich musste also selbst etwas tun, um mir zu helfen falls das überhaupt noch möglich war. Ich musste mich selbst heilen. Im Kampf gegen den schrecklichen Tod setzte ich meine Fähigkeiten im eigenen Körper ein, auf jene intuitive Weise, die ich selbst nicht beschreiben konnte. Ich erspürte dort einen Schmerzpunkt und aktivierte meine Heilkräfte dagegen, dann wieder dort und dann da. Es war ein verzweifelter Kampf, der viele Stunden zu dauern schien. Und ich wurde dabei immer schwächer. Und dann, endlich, hatte ich es geschafft.
Ich, der Heiler, hatte mich selbst geheilt. Ich weiß bis heute nicht, wie, aber es war geschafft. Und ich wusste instinktiv, dass die Seuche mich nicht noch einmal erwischen würde.
Ich wusste nicht, wie ich es geschafft hatte, das stimmt. Aber ich besaß die Erinnerung an alles, was ich intuitivinstinktiv getan hatte. Das Gebiet um das Lokalportal hatte sich inzwischen in ein grausiges Feld der Leichen verwandelt, in dem nur noch wenige Maraniten am Leben waren. Vielleicht hatten sie die besseren Abwehrkräfte, vielleicht waren sie immun. Ich hatte die Seuche in mir selbst besiegt und wollte es nun erneut bei den Maraniten versuchen, indem ich so in sie eindrang und gen au das tat, was ich bei mir getan hatte. Vielleicht geschah das Wunder, und ich konnte einige von ihnen retten. Ich musste die intuitiven Kenntnisse, die ich gesammelt hatte, auf sie anwenden. „Kommt her!" rief ich den wenigen Maraniten zu, deren Klagen und Wehgeschrei schmerzhaft an meine Ohren drangen. „Ich will noch einmal versuchen, euch zu helfen!"
Die Überlebenden zögerten keinen Augenblick. In ihrer Angst waren sie zu jedem Experiment bereit, das auch nur einen Hauch von Erfolg versprach.
Ich nahm den erstbesten bei der Hand und gab ihm den Kuss. Orkisme und Lamonte hielten die anderen von mir fern, die ebenfalls sofort behandelt werden wollten. Ich konnte mich in Ruhe in „meinen" Maraniten hineinversetzen und vortasten. Ich ging die gleichen Wege wie bei mir selbst und spürte die Seuche auf. Ich war selbst noch geschwächt, trotzdem kämpfte ich viele Stunden gegen den Tod im Körper meines Patienten. Als ich mich zurückzog, war er relativ gut stabilisiert für die nächsten Stunden. Ich spürte die eigene Schwäche stärker als bisher. Trotzdem nahm ich mich sofort des nächsten Maraniten an. Die Behandlung wiederholte sich. Es gelang mir, den Maraniten am Leben zu erhalten - aber nicht mehr als das. Ich vermochte weder das eigentliche Wesen der Seuche zu erkennen, noch konnte ich für eine dauerhafte Genesung sorgen.
Ich sah, wie der zuerst Behandelte unter Qualen starb. Das gleiche drohte jedem der noch Überlebenden. Ich machte mir nichts vor, kämpfte aberweiter gegen die Krankheit, bis ich nicht mehr konnte. und mir schwarz vor den Augen wurde. Ich hörte Orkismes Warnrufe und löste meinen Rüssel von dem Maraniten, an dem ich mich gerade festgesaugt hatte. Alles drehte sich um mich und dann kippte ich einfach um. Ich sah den Boden. auf mich zukommen, aber den Aufschlag erlebte ich schon nicht mehr bei Bewusstsein. Ich muss in einen ohnmachtgleichen Schlaf der Erschöpfung gefallen sein, ich weiß nicht, für wie lange. Ich weiß nur eines: Als ich wieder zu mir kam waren alle intelligenten Lebewesen am Portal außer mir tot.
Ich stand auf. Die Stille war unheimlich. Mein Blick wanderte über die unzähligen Leichen an diesem Ort der letzten Hoffnung. Es war schauderhaft.
Ich hob den Rüssel und stieß ein trauriges Trompeten aus. Danach wollte ich mich zu Orkisme umdrehen und ihn zum Verlassen dieses Leichenfeldes auffordern, als ich plötzlich etwas sah! Nein, es war keine Täuschung gewesen. Zwischen den verformten, toten Körpern hatte ich das Zucken von Gliedmaßen wahrgenommen. Doch ein Immuner? Ich musste es wissen. Würgend stieg ich über Leichen hinweg und arbeitete mich auf die Stelle vor, wo ich das Zucken gesehen hatte, Da war es wieder! Orkisme schwebte hinter mir und versuchte, mich zurückzuhalten. Ich achtete gar nicht auf ihn. Ich lief, getrieben von der Angst, dieses letzte Flackern, von Leben in einer toten Welt könne mir auch noch genommen werden.
Dann war ich heran - und erstarrte. Was sich dort aus dem Berg
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