2057 - Keifan, der Druide
der Leichen hervorarbeitete und schwankend aufrichtete, war kein Maranite und auch kein Angehöriger eines anderen Volkes, das ich auf meinen Reisen kennengelernt hatte. Im Gegenteil, es handelte sich - um einen Druiden von Couxhal! Genauer gesagt: Vor mir stand, schwankend noch und vornüber gebeugt, körperlich unversehrt, aber noch halb bewusstlos, die schönste junge Frau, die ich je gesehen hatte. Sie musste in meinem Alter sein, eine Druidin auf Wanderschaft wahrscheinlich. Ich ging zu ihr hin und stützte sie. Ihre Augen waren noch geschlossen. Es war ein Wunder, dass sie aufstehen und das Gleichgewicht halten konnte. „Komm!" sagte ich. „Ich bringe dich hier heraus."
Sie reagierte nicht auf meine Berührung und ließ sich aus dem Leichenberg führen. Ihre Haut und ihre hellblaue Kutte waren blutverschmiert und ich selbst auch, wie ein Blick an mir hinunter zeigte. Sobald sie wieder ganz bei sich war, mussten wir einen Ort finden, wo wir uns und unsere Kleidung waschen konnten. Als wir endlich die Toten hinter uns hatten, schlug die Druidin unvermittelt die Augen auf. Sie waren wunderschön. Ich fühlte, wie mein Herz unter ihrem Blick schneller schlug. Die Druidin hustete, und ihre Beine knickten ein. Ich hielt sie ganz fest, bis sie sicher stehen konnte.
Ihr Traenii-Rüssel zeigte in seiner Krümmung die Schmerzen, die sie litt.
Ich kämpfte lange mit mir, ob ich ihr den Kuss geben sollte, doch es stand mir sicher nicht zu, in dieser Weise ihre eigenen Fähigkeiten geringzuschätzen. Sie konnte, sie musste sich selbst heilen. „Du ... kannst mich loslassen", waren ihre ersten Worte. „Was ist passiert?" Sie drehte sich zu den Leichen um und erschrak. „Die ... die Seuche ... und mein Kampf gegen sie. Ich habe überlebt ..."
„Ja", sagte ich einfach. Mein Herz schlug noch heftiger. Ich wusste nicht, wo mir der Kopf stand. War das das, was man die Liebe auf den ersten Blick nannte? Wovon die Erwachsenen immer schwärmerisch erzählt hatten? Ich stotterte: „Du ... du hast es überstanden, genau wie ich. Mein Name ist Keifan Sogho Nirwai'Mangolem, ich ... ich bin auf der Wanderschaft - und wie heißt du?"
„Ich bin Sangelie Miro Nirwai'Siman", stellte sie sich vor. „Ich bin auch auf der Wanderschaft und weilte gerade hier auf Reyzer II, als es geschah." Aber das war nicht unsere einzige Gemeinsamkeit. Wie sich bald herausstellte, war Sangelie in derselben Druidenstadt aufgewachsen wie ich, ohne dass wir uns dort einmal begegnet wären. „Komm mit!" forderte ich sie auf. „Wir müssen uns waschen. In einem der verlassenen Häuser der Stadt werden wir dazu Gelegenheit haben." Sie signalisierte Zustimmung mit ihrem Rüssel, und wir bestiegen den Gleiter, der uns in die Stadt zurückbrachte. Es dauerte nicht lange, bis wir ein Haus mit einer offenen Tür fanden. Seine Bewohner mussten auf die Straße geflüchtet sein. Wir entdeckten eine Waschgelegenheit und reinigten uns und unsere Kleidung, zuerst sie, dann ich. Und als wir, erfrischt und sauber, wieder auf die Straße hinaustraten, hörten wir einen fernen Laut, der rasch näher kam. Wir hoben die Köpfe und sahen am Himmel einen sich auf uns zu bewegenden silbernen Punkt. „Bei den Rittern!" entfuhr es mir. „Das muss ein Raumschiff sein...!"
„Da!", sagte Sangelie, die jetzt, gewaschen, noch hübscher war. „Und da!"
Sie zeigte zum Himmel, und tatsächlich waren dort überall Raumschiffe zu sehen. Ich war aufgeregt und sie auch. Waren das die Schiffe der Legion, von denen ich hatte reden hören? Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Raumschiff gesehen. Oder waren es gar Ritterschiffe? „Sie scheinen landen zu wollen", stellte Sangelie fest, „Aber nicht hier in der Stadt. Ich glaube, ihr Ziel ist das Portal."
„Dann fliegen auch wir wieder hin", sagte ich fest. „Ich will sie aus der Nähe sehen." Wir taten es. Dicht neben der Abfertigungshalle setzte ich auf.
Wir stiegen aus und verbargen uns hinter einem kleinen Container, der hier auf seinen Versand wartete. Orkisme und Lamonte waren uns fliegend gefolgt. Die Schiffe waren jetzt so tief, dass ich Einzelheiten erkennen konnte. Es handelte sich um ellipsoide Grundkörper von schätzungsweise neunhundert Metern Länge - die Dimensionen waren sehr schwer zu bestimmen - und knapp dreihundert Metern Dicke. Die Hülle bestand aus dunkelgrauem, schrundigem Material und war über und über mit Stacheln von fünfzig Metern Länge besetzt.
Bei dreihundert Metern zog sich eine an den
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