2057 - Keifan, der Druide
gegangene Doch kaum hatte sie sich zur Abfertigungshalle umgedreht, sah ich etwas, worauf ich so schnell nicht zu hoffen gewagt hatte. „Sangelie!" rief ich. „Sieh her!"
Mit ausgestrecktem Arm deutete ich auf die bisher farblosen Rechtecke der Portaltransmitter. Sie hatten ihr Aussehen gewechselt. Das lichtlose Schwarz der Sendeseite und das weißgraue strukturlose Flimmermuster der Empfangsseite waren wieder sichtbar. Sangelie stieß einen Jubelschrei aus und warf sich mir an den Hals. Wie ich ihre Begeisterung genoss! Als sie sich von mir löste, sagte sie aufgeregt: „Die Ritter von Dommrath haben das Portal von Reyzer II wieder angeschaltet. Bin ich froh. Ich hatte schon die Befürchtung, dieser Planet würde unser Grab werden. Ich ..." Sie brach vor mir zusammen. Ich fing sie auf und trug sie zum Gleiter. Die Begeisterung war zuviel für sie gewesen. Sie war noch viel zu sehr von der Seuche geschwächt, wie sehr, das zeigte sich erst jetzt, da uns keine Gefahr mehr drohte.
Ich flog mit ihr in die Stadt zurück und trug sie in jenes Haus, in dem wir uns gereinigt hatten. Dort legte ich sie in ein Bett und wachte über ihren Heilschlaf drei volle Tage und Nächte lang. Ich gebe zu, dabei mehrere Male eingeschlafen zu sein. Auch bei mir hatte der Kampf gegen die Seuche Spuren hinterlassen, sowohl körperlich als auch seelisch. Nie zuvor hatte ich etwas erlebt, was auch nur ansatzweise den furchtbaren Stunden auf Reyzer II gleichgekommen wäre. Als Sangelie aufwachte, war sie gesund. Ich ebenfalls. Wir bereiteten uns aus den Beständen des Hauses eine Mahlzeit, und danach fühlten wir uns rundum wiederhergestellt. Wir waren bereit, diesen Planeten zu verlassen - als einzige. Es gab definitiv kein intelligentes Leben mehr auf ihm. Ich hatte es, trotz aller eigenen Niedergeschlagenheit, genossen, über Sangelies Schlaf wachen zu dürfen. Und ich sah sie und mich schon gemeinsam die Reise fortsetzen und nach den Rittern von Dommrath suchen.
Aber dann kam die große Ernüchterung. Die junge Druidin kündigte an, sich allein auf die Weiterreise zu begeben. Sie hatte ihre Reiseroute genau im Kopf, und diese ließ sich mit meiner leider nicht vereinbaren. „Lauf ihr nicht nach, Keifan", riet mir Orkisme als ich mir ernsthaft überlegte, auf ihrem Weg weiterzureisen. „So gewinnst du sie nie, verstehen? Sie muss zu dir kommen, wenn ihr zusammen glücklich sein wollt." Ich fragte mich, woher der Dienstroboter derartige psychologische Weisheiten haben wollte, aber schließlich sah ich ein, dass er Recht hatte.
So nahm ich schweren Herzens Abschied von Sangelie. Ihr Transit lag zeitlich vor meinem. Ich sah sie im Transmitterfeld verschwinden und winkte ihr lange nach. „Komm, Orkisme!" sagte ich dann. „Gleich sind wir dran."
„Kann ich Lamonte mitnehmen?" fragte er hoffnungsvoll. „Nein", antwortete ich entschieden, „Lamonte bleibt hier."
„Das tust du ja nur, weil du selbst kein Glück hattest", warf Orkisme mir vor. Ich gab ihm keine Antwort. Ich wartete nur darauf, dass der Transmitter umschaltete und ich mein nächstes Ziel ansteuern konnte, um zu vergessen.
6.
Zamumont
(Jahr 1287 NGZ)
Ich fühlte mich leer und unausgeglichen. Bei mir war wieder „nur" noch Orkisme, der wunderliche Dienstroboter, dessen verquere Analyseversuche eines Phänomens namens „Romanze" mich nicht eben weiterbrachten. Aber immer wieder versuchte er, mir gute Tipps zu geben. Meine Passion, die Suche nach den Rittern von Dommrath, hatte erheblich an Reiz verloren. Manchmal überlegte ich mir, ob es nicht an der Zeit sei, nach Couxhal zurückzukehren. Vielleicht fand ich dort eine junge Druidin, die Sangelie vergessen machen konnte.
Aber ich wollte es nicht. Niemand konnte jemals soviel für mich bedeuten wie Sangelie. Ich ließ mir ihre Erinnerung nicht verderben. So gelangte ich auf die Welt Zamumont im zum Scheitern verurteilten Versuch durch weiteres Reisen und neue Eindrücke Sangelie und die Leichen von Reyzer II zu vergessen. Auf Zamumont lebten viele verschiedene Völker friedlich zusammen. Die Urbevölkerung, die Zamumonter, waren wieder einmal reptilienhafter Abstammung, zwei Meter hoch und einen Meter breit. Sie standen auf zwei eingeknickten Beinen, die ihnen außerordentliche Sprungkraft verliehen, und hatten vier dünne, mehrgelenkige Arme. Der Kopf sah aus wie der einer Raubechse, aber das täuschte. Die Zamumonter waren friedlich und sehr klug Ihre Oberen trugen über der üblichen hautengen
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