2067 - Angriffsziel Terra
Schifffahrtsrouten gab und die Heimat der Terraner ansonsten ungehindert angeflogen werden konnte, fiel ihm schwer. Entweder waren die Celistas gezielten Falschinformationen aufgesessen, was an sich schon schwer zu glauben war, oder die LFT hatte alle Tarnexistenzen aufgedeckt. Letzteres nötigte Hand Kraschyn einen gewissen Respekt ab, weckte aber zugleich Zweifel, ob die Schwächung der Verteidiger durch ein frühzeitiges Freisetzen neuer KorraVir-Varianten gelungen war. Die Spezialfrequenzen blieben, abgesehen von einem leichten Hintergrundrauschen, tot.
Die Kontingente drei und vier rückten nicht aus entgegengesetzten Richtungen gegen Sol vor, sondern im rechten Winkel zueinander. Die Keilformation war hier deutlich ausgeprägt und hing mit den planetaren Konstellationen zusammen. Entlastung sollten die Kontingente eins und zwei bringen, deren Aufgabe die Sicherung der inneren Planeten war. Merkur und, Venus erschienen dabei ebenso entbehrlich wie die Jupitermonde.
Menschliche Psychogramme verrieten genug über die demoralisierende Wirkung, die zum Beispiel ein Atombrand auf einer dieser Welten haben würde. Lediglich Terra selbst und Trokan mit dem Zugang zur Brücke in die Unendlichkeit würden verschont bleiben.
Der zweiten Angriffswelle gehörten die Eliteeinheiten der Flotte an, die schwerstbewaffneten Superschlachtschiffe der Tender-Klasse, aber auch die Mehrzahl der 800-Meter-Schlachtschiffe. Mit zwei zehntel Tontas zeitlichem Abstand würde die dritte Welle mit den schnellen Tender-Beibooten und einer Vielzahl von Jägern und Jets folgen. Für sie existierte keine scharf umrissene Strategie, sondern die Order, situationsbezogen zu operieren.
Das bedeutete Entlastungsangriffe ebenso wie die Vernichtung angeschlagener terranischer Einheiten.
Die Thronflotte ARK'IMPERION, die für alle Nichteingeweihten in die Angriffsstrategie eingebunden erschien, würde mit dem Angriffssignal zurückfallen und bestens gesichert erst in den hinteren Linien einfliegen. Zehn terranische Minuten waren seit dem Ende der Überlicht-Etappe vergangen. Immer deutlicher erfassten die Fernortungen die wartenden terranischen Verbände und fügten sie in das Gesamtholo ein. Der Mascant kam nicht umhin, den Terranern zuzugestehen, dass sie ihre Schiffe strategisch optimal platziert hatten.
Nicht nur die besseren Waffensysteme entschieden eine Raumschlacht, sondern die Taktik, mit eigenen kalkulierten Verlusten den Gegner maximal zu schwächen und schließlich mit den kampfstärksten Verbänden die Schlacht zu entscheiden. Die Minenfelder blieben den Fernortungen verborgen.
Um die Massetaster zu irritieren, bedurfte es nur einfacher Anti-Ortungssysteme. Zwanzig terranische Minuten... Dem dümmsten Terraner musste bereits klargeworden sein, dass die Imperiumsflotte den Durchbruch auf normallichtschneller Basis vollziehen wollte. Hand Kraschyn gab den Befehl an die robotgesteuerten Experimentalschiffe. Fünfhundert Einheiten unterschiedlicher Größe gingen in den Hyperraum Augenblicke später registrierten die Ortungen. heftigste Explosionen rund um das Solsystem.
Ein grimmiges Lächeln umspielte Kraschyns Mundwinkel. Von nun an während der folgenden halben Tonta würden Tausende mit Energie vollgepumpte Transitionssonden für ein stetes Feuerwerk in den Minenfeldern sorgen. Dann, so hoffte Hand Kraschyn, musste SEELENQUELL den endgültigen Angriffsbefehl erteilen. Die Meldung von den Ortungen kam überraschend. Eine Flotte aus mindestens vierzigtausend großen Einheiten war soeben auf der anderen Seite des Solsystems materialisiert. Noch ließen die Auswertungen Details vermissen, aber Massewerte und energetische Signaturen entsprachen den Werten von Fragmentraumern. Vierzigtausend kampfstarke Schiffe der Posbis? Für einen Augenblick war Hand Kraschyn versucht, die oberhalb der Ekliptik anfliegende 12. und 13. Imperiale Flotte aus der Strategie herauszulösen und die Fragmentraumer anzugreifen, doch die ersten Posbis gingen schon wieder in den Überlichtflug.
Seit der Meldung der IBN BATTUTA aus dem Orion-Delta-Sektor stand Pearl Ten Wafer unbeweglich hinter ihrem Sessel. Die Unterarme auf der Rückenlehne aufgestützt, wirkte sie so starr wie ein Standbild, was ihr bei der Besatzung des Flaggschiffs frühzeitig den Spitznamen „Statue" eingebracht hatte. Der kompakte Körperbau mit 1,40 Metern Schulterbreite bei einer Größe von nur 1,55 Metern ließ die Epsalerin fast mit den Umrissen ihres Spezialsessels verschmelzen.
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