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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinwegrasende Arkonidenschlachtschiff, sein unfreiwilliges Bad, die Ohnmacht und die wundersame Rettung, keine Nahrung - und nun dieses Debakel in der Werft. Er benötigte dringend etwas Richtiges zu essen und mindestens zwölf Stunden Schlaf. Vielleicht war der Alptraum vorbei, wenn er dann aufwachte. Ein Blick auf den über dem Kopilotensitz schwebenden Roboter ließ ihn das stark bezweifeln.
     
    4.
     
    Terra, Altiplano
    18. Februar 1304 NGZ
     
    Tia de Mym hatte mit aktiviertem Deflektor und Nachtsichtbrille die Hütte des Imkers verlassen. Die Tür hatte nur ganz leise geknarrt. Tia wollte nicht hoffen, dass Plato davon aufgewacht war. Jedenfalls hatte er sich nicht gerührt. Auf leisen Sohlen schlich sie jetzt zu den Bienenstöcken. Sie öffnete wahllos einen der Verschläge und holte eine lange Pinzette aus ihrer Kombination. Dann beugte sie sich vor, ganz Konzentration.
    Der fast volle Mond stand „hinter" ihr und lieferte ihr das Licht, das sie brauchte. Vorsichtig und sehr langsam bewegte Tia die Spitzen der Pinzette in den wimmelnden Haufen der Bienen hinein und wartete, bis sie eine von ihnen direkt vor sich hatte. Ein millimeterdünner, sehr schwacher Paralyse-Strahl verließ die Pinzette und lähmte das Tier. Dann packte Tia de Mym sanft zu und zog die Arbeiterin mit der Pinzette aus dem Stock heraus. Es war eine Präzisionsarbeit. Sie durfte die Biene nicht verletzen. Anschließend setzte sich Tia mit dem paralysierten Tier auf die Bank vor der Hütte und legte es in eine kleine Schale. Aus einem Beutel, den sie in ihrem Gepäck versteckt gehabt hatte, brachte sie äußerst seltsam wirkendes Werkzeug zum Vorschein, darunter eine Art mikrobiologisches Labor in Kastenform.
    Tia nahm die Biene wieder mit der Pinzette und schob sie in diesen Kasten. Danach brachte die Terranerin mit Hilfe eines Mikroskops, mit hochfeinen Werkzeugen und ruhiger Hand einen mikrominiaturisierten Gegenstand auf dem Hinterleib der Arbeiterin an - und zwar so, dass beim Fliegen die Flugeigenschaften nicht beeinträchtigt wurden. Immer wieder lauschte sie. Als sie Plato leise schnarchen hörte, war sie beruhigt und konnte weitermachen. Tia entnahm die Biene wieder dem Kasten, unversehrt, aber präpariert, und brachte sie in ihren Stock zurück, exakt an die richtige Stelle - und holte sich die nächste Arbeiterin, um mit ihr genauso zu verfahren wie mit der ersten.
    Die junge Frau wiederholte diesen Vorgang in dieser Nacht exakt 48mal. Dann erst, nach etwa zweieinhalb Stunden, verstaute sie ihr Werkzeug wieder im Beutel und schlich sich zurück in die Hütte. Nach weniger als zehn Minuten war sie eingeschlafen. Sie wachte erst wieder auf, als die Sonne durch das einzige Fenster stach und ihr mit ihren Strahlen aufs Gesicht fiel.
    Plato war, wie schon gewohnt, bereits aus der Hütte heraus und hatte in naiver Fürsorge den Frühstückstisch für sie gedeckt. Tia bekam ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Er kümmerte sich so rührend um sie, und sie... Es muss sein, sagte sie sich, aß und ging sich waschen. Sie hatte einen leichten Sonnenbrand auf dem Gesicht und den freien Unterarmen. Sie rief Plato, der an einem seiner Stöcke stand, ein gutgelauntes „Guten Morgen!" zu und bekam ein „Mmmh" zur Antwort. Hatte sie in der Nacht auch nichts falsch gemacht? Hatte sie wirklich wieder alles so hergerichtet, wie sie es vorgefunden hatte?
    Aber Plato schien keinen Verdacht geschöpft zu haben. Tia sah ihm bei der Beschäftigung mit seinen Bienen zu, bis er den letzten Verschlag schloss und es Mittag war. In dieser ganzen Zeit hatte er wieder kein einziges Wort gesprochen. Er war wohl der Meinung, dass es über Bienen nichts mehr zu sagen gab, was er nicht schon gesagt hätte.
    Diesmal ließ sich auch Tia etwas von dem grünen Gemüsebrei geben - oder stammte er von Kakteen? - und stellte verblüfft fest, dass er viel besser schmeckte, als sie gedacht hatte. Plato grinste sie still an, während sie aß. Bestimmt macht es dem alten Mann einen Mordsspass, dachte sie, eine Städterin zu sehen, die plötzlich entdeckt, was sie ihr Leben lang vermisst hat... Sie ließ sich noch einmal nachschenken und aß bis zum letzten Löffel auf. Sie fühlte sich nicht nur satt, sie fühlte sich gut. „Es hat mir sehr geschmeckt", sagte sie wahrheitsgemäß. „Wie heißt dieses Gemüse?"
    Zu ihrer Überraschung nannte er einen lateinischen Namen, mit dem sie nun überhaupt nichts anfangen konnte. „Zweimal im Jahr kommt ein Versorgungsgleiter

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