211 - Die Zombie-Seuche
streckten Fumo Omani und seine rechte Hand Ahmad die Köpfe zusammen. Sie hatten es sich auf den roten Polstern bequem gemacht und Belami nach draußen geschickt. »Unser Gast wird tief und traumlos schlafen in dieser Nacht.« Fumo deutete auf den angebrochenen Wein in der Karaffe neben dem schlafenden Alchemisten. »Wir können frei sprechen.«
Ahmad strich sich grinsend durch seinen schwarzen Bart. »Die Leute, die die Leichen verbrannt haben, gehören mit Sicherheit nicht zu den Soldaten des Kaisers! Nach ihren Spuren zu schließen, waren sie zu viert. Vermutlich zwei Frauen und zwei Männer. Sie reiten auf Gnaks und haben die Station in westlicher Richtung verlassen, auf einem der alten Handelswege.«
Fumo nickte geistesabwesend. »So, so. Also niemand von de Roziers Gefolgschaft!« Er betonte den Namen des Kaisers, als würde er ihn ausspuken.
Ahmad wunderte das nicht. Fumo Omani hegte einen tiefen Groll gegen de Rozier, der ihn nicht als bedeutenden Voodoomeister anerkennen wollte. Im Gegenteil: In des Kaisers Vorstellungen von einer aufgeklärten Gesellschaft hatte ein Voodoomeister keinen Platz mehr. Ein großer Fehler, wie Ahmad fand.
Auch wenn Fumo Omani in Tansaanya und Kenyaa ein umstrittener Mann war, so war seine Macht nicht zu unterschätzen. Er unterstützte verschiedene Provinzherrscher Afras mit seinem Voodoozauber, und ab und zu ließ er auch mal unerwünschte Gegenspieler verschwinden. Mancherorts wurde er »Shetani« genannt, was so viel wie Teufel bedeutete. Persönlich war er stets interessiert an unerklärlichen Phänomenen und wie man solche als Waffe einsetzen und dem Meistbietenden verkaufen kann.
So wie den doppelköpfigen Lioon! Ahmad lehnte sich zurück und zog genüsslich an der Wasserpfeife. Er selbst hatte die Bestie an den Victoriasee geschafft. Den Befehl hatte ihm Omani erteilt. Über dessen Auftraggeber wusste er nichts. Er wusste nur, dass sein Meister bedauerte, nicht miterleben zu können, welchen Ärger die Bestie dem Kaiser bereitete. Ahmad rülpste. Sein Blick wanderte über die Bastmatten zu der Puppe vor Omanis Stiefeln.
Er griff danach und wendete sie zwischen den Fingern. Sie war aus den Fundstücken gefertigt, die er bei der kleineren Feuerstelle gefunden hatte. Und sie gehörte zu Omanis neuestem Projekt: Er hatte von Zombiewesen in Kilmalie gehört und wollte ein paar Exemplare einfangen, um sich deren Kräfte zunutze zu machen. Das jedenfalls hatte er ihm anvertraut. Vermutlich steckten aber auch hier wieder Auftraggeber dahinter, die nicht genannt werden wollten. Genauso wenig wie das Ziel ihrer boshaften Absichten.
Aber was interessierte ihn das! Was gingen ihn die Angelegenheiten der Mächtigen an? Er folgte den Befehlen seines Meisters und strich danach seine Belohnung ein. Er und seine Männer, die aus den entlegensten Winkeln Afras kamen. Geisterjäger nannten sie sich. Wobei die meisten von ihnen eher selbst die Gejagten waren: Sie wurden in verschiedenen Provinzen als Räuber oder Mörder gesucht. Ahmad hatte sie alle gut im Griff.
Er legte die Puppe vor Omanis Füße. Aus schmalen Augen schaute er ihn an. »Was macht dich so sicher, dass wir gefunden haben, wonach du suchst?«
Jetzt grinste Omani. Zwischen seinen breiten Lippen blitzte ein Diamant auf, der seinen rechten Schneidezahn ersetzte. »Sagen wir, ich habe es gesehen! « Er tippte sich auf sein bernsteinfarbenes Glasauge. Sein gesundes Auge war von dunklem Blau und auf das Gesicht seines Vertrauten gerichtet. »Glaub mir, hier waren jene Kreaturen am Werk, die weder den Tod, noch das Leben kennen!« Als er den zweifelnden Ausdruck in Ahmads Gesicht sah, lächelte er. »Ihre Spuren sprechen eine deutliche Sprache! Und laut der Karte ziehen sie weiter in Richtung des Dorfes Gambudschie.« Sein Finger zeigte auf einen Punkt auf dem verblichenen Papier.
Ahmad interessierte sich weniger für Gambudschie als für den goldenen Ring mit dem großen Smaragd am Finger seines Meisters: Angeblich hatte er das Prachtstück von einem Sultan in Arba erhalten. »Er gehört dir, sobald wir eines dieser Zombiewesen im Karren haben«, hörte er Omani sagen. Überrascht hob Ahmad seinen Kopf. »Was?«
Fumo Omani schaute ihn amüsiert an. »Du hast mich schon verstanden!« Während er sich auf den Polstern ausstreckte, fuhr er fort: »Im Morgengrauen werden wir den Zombiewesen folgen. Suche uns auf der Karte eine Abkürzung, denn ich will sie bald einholen.« Mit einer leichten Bewegung seiner Hand entließ
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