212 - Das Skelett (German Edition)
Unterbewusstsein mehr, als ich es für möglich gehalten hätte.
Nicht meine unsägliche Angst vor weiterer körperlicher Gewalt, diese war ja an jedem beschissenen Tag mein ständiger Begleiter. Nein, daher rührten meine neuerlichen Albträume nicht, es waren Projektionen der Geschehnisse an Beates zarter Person.
Ich hatte ihr en Püppchenkörper im Sinn und fantasierte auf grausamste Art.
Nacht für Nacht !
Letztlich veränderte sic h mein ganzes Verhalten nochmals, ich bekam Schübe von sonderbaren Angstzuständen. Ich sah auch im wachen Zustand Gesichter von Toten und Verletzten und ihr Leid. Alles Erlebte vermischte sich mit kranken Fantasien. Mein größtes Problem wurde, die Realität wahrzunehmen, rational zu handeln. Eine ungekannte Antriebsarmut setzte ein, wann hatte ich schon mal in meinem Leben zwei ganze Tage sinnlos im Bett verbracht? Martha versuchte mich abzulenken, zu bespaßen, aber es gelang ihr nicht. Ich wollte mich nur verkriechen und alles verdrängen.
Am Praxisbetrieb nahm ich wieder nicht teil, fünf Tage hatte ich nicht einmal angerufen.
Wieder einmal erwachte ich mit Schweißausbrüchen mitten in der Nacht, dass ich dachte, das ganze Bett wäre komplett durchnässt. Hatte ich schon wieder Fieber? Martha wachte auch auf, sie war so lieb zu mir, dass es wehtat, sie anzusehen. Sie hätte mir gern geholfen, aber wie? Wo konnte ich Hilfe suchen? Nein, ich selbst war der Schlüssel, und niemand konnte mir diese Bürde abnehmen.
Wenige Tage waren seit dem Treffen mit meiner Frau vergangen, und Martha und ich hatten nicht einmal miteinander geschlafen.
Ich konnte nicht mehr, meine Männlichkeit war entschwunden. Selbst Viagra half mir nicht, obwohl ich diese kleinen blauen Pillen auch schon lieb gewonnen hatte.
Artjom hatte mir sogar einmal ein Paket mit mehreren Hundert Stück anliefern lassen.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, war sein Kommentar.
Eigentl ich brauchte ich sie zuvor nie, aber bei meinen Hochleistungssportübungen der letzten Wochen waren sie sehr hilfreich. Also hoffte ich, dass es nur eine vorübergehende Blockade sei.
Martha tat alles, mich anzutörnen, an ihr lag es beileibe nicht. Ihr Verständnis und ihre Hingabe waren bewundernswert. Dennoch spürte ich, dass ihr etwas fehlte. Also befriedigte ich sie anders, wie sie es auch gern mochte, aber mein gefrusteter Zustand besserte sich nicht im Geringsten. Für sie war Sexualität das normalste der Welt und gehörte möglichst oft, wie essen und trinken zum täglichen Leben dazu.
Und Musik, Tanzen u nd Rhythmus, herrlich einfach gestrickt, aber bewundernswert.
Es gibt keine perfekte n Menschen, Martha kam dieser schönen Illusion dennoch sehr nah.
Sonst konnte ich mich doch immer auf meinen kleinen Mann verlassen, das nagte an mir.
Warum konnte ich das Einzige , was mir überhaupt noch Spaß bereitete, nicht mehr ausführen? War es doch etwas Organisches? Nein, mitnichten. Das konnte ich selbst ausschließen, dafür musste ich keinen Urologen aufsuchen. Psychische Symptome waren nicht von der Hand zu weisen. Ich konnte alles für mich ganz genau aufschlüsseln, dennoch war ich hilflos, machtlos.
Martha war die letzte Target-Schönheit , derer ich mich bediente, und die letzte Frau, mit der ich überhaupt die schönste Sache der Welt genießen durfte. Am nächsten Morgen verabschiedete ich sie. Martha verstand es nicht, dass ich sie loswerden wollte und ich noch viel weniger. Rührselige Tränen flossen, es war kaum zu ertragen. Das, was nicht sein sollte, war eingetroffen, ich hatte mich in sie verliebt und sie sich in mich. Und ich wollte sie nur von mir wegdrängen, weil ich mich nicht mehr als Mann fühlte – krank. Nein, nach einsamen - zwei zermürbenden Stunden und einer fast vollständig geleerten Flasche Wodka sah ich es klar vor mir.
Es war eine Strafe .
Verzweifelt torkelte ich volltrunken durch mein so wunderschön gestaltetes Apartment und wollte die Glastreppe auf allen vieren nach oben ins Schlafzimmer kriechen. Ich rutschte an einer der durchsichtigen Stufen ab. Mein räumliches Sehen war gestört, unten stand doch nur ein neuer Bonsaibaum, der mich derart aus der Fassung brachte, dass ich den Halt verlor. Stand dort ein Bösewicht mit Maske?
Ich krachte mit meinem verheilten Kiefer , meinem schönen männlichen Kinn, aufs harte Glas. Sofort verlor ich das Bewusstsein. Kurze Zeit später erwachte ich und war dafür wieder ziemlich nüchtern. Der Schock und das
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