212 - Das Skelett (German Edition)
ausgestoßene Adrenalin bewirkten dies. Ich fühlte, dass nichts Schlimmes geschehen war, die Verdrahtung in meinem Unterkiefer hielt. Nun konnte ich aufrecht in mein Bett wandern und endlich bequem schlafen.
Schlaf und Zeit heilt doch alle Wunden.
Ich schlummerte endlich tief und fest, in meinem lädierten Unterbewusstsein vernahm ich etwas - penetrant und äußerst lästig. In meiner nicht ausgezogenen Jeans sang und vibrierte mein Smartphone. Immer wieder und wieder, bis ich begriff, dass mein Lieblingssong mich wecken sollte.
„Sexbomb, Sexbomb …“
Ich räusperte mich und nahm das Gespräch entgegen, es war Artjom:
» Henryk, bist du nun vollkommen durchgeknallt? Bist du nicht mehr auf diesem Planeten? Du hast kaum noch wichtige Termine, alle halten dir den Rücken frei und das Wenige wirklich Wichtige ignorierst du. Es ist fast 14.00 Uhr, der OP-Termin von Agnes Bock war für 12.00 Uhr angesetzt. Wenn es irgendein reicher Drecksvogel wäre, würde es mir ja vollkommen egal sein, und ich würde dich bestimmt nicht anrufen. Aber sie ist zufällig die Frau von einem der einflussreichsten Männer deiner Heimatstadt, der Oberste eurer beschissenen Baubehörde! Wir brauchen ihn für unser Projekt, also schwing deinen Arsch aus dem Bett, dusch schnell und dann bügle der alten Fregatte ihre Falten weg.
Sie will dich und keinen anderen. Ich rufe Dr. Hausecke an, dass du in einer Stunde in der Klinik bist !«
Ich schaute mein Handy an, musste schmunzeln und wählte die Direktwahlnummer von Dr. Hausecke und erklärte ihm, dass ich unpässlich sei und das Facelifting nicht durchführen könne. Er oder ein anderer unserer Chirurgen oder gar der Neue sollte diese kleine Operation vornehmen. Ein Klacks.
Mein Dr. Hausecke widersprach vehement, spürte ich den Atem von Artjom in seinem Nacken?
Selbst nachdem ich ihm mit einer Abmahnung gedroht habe, bestand er darauf, dass ich diese „besondere“ Patientin selber operieren müsse. Widerwillig stand ich auf, duschte wie befohlen und fuhr in die Klinik. Alles war wie immer. Frau Bock freute sich ja so, mich zu sehen. Das Warten wäre nicht schlimm gewesen, nun wäre ja alles gut. Sie hätte soviel Gutes von mir gehört, und ich würde so gut aussehen. Ja sicher.
Dieses oberflächliche Geschwätz machte mich vollkommen kirre, ich wünschte mich auf mein Boot. Leider hatten wir keinen Augenarzt im Haus, sonst hätte ich dieses Leiden auch untersuchen lassen.
Endlich wurde Frau Bock vorbereitet und der gewohnte Ablauf wurde abgespult.
Ich nahm unseren neuen Dr. Kim, einen jungen tal entierten Koreaner mit in den Operationssaal und ließ ihn diesen Minimaleingriff durchführen.
Alles lief perfekt, besser hätte ic h es auch nicht hinbekommen. Artjom zu ärgern war gar nicht meine Absicht. Ich hatte mit Sicherheit noch erhöhte Blutalkoholwerte und wollte nur nicht fahrlässig handeln. Ein letzter Rest von Ratio setzte sich doch noch durch. Aber genau dies war wieder ein großer Fehler …
Kapitel 2 4
Nur zwei Tage später.
Ich sollte mir nur einen feinen Zwirn und ein paar legere Klamotten einpacken. Dem kam ich nach. Schon auf dem Weg zum Flughafen spürte ich ein leichtes Bauchgrummeln.
Ich unterdrückte dieses Gefühl, nach allem, was sollte noch folgen? Ich tat doch alles , was sie wollten und gab mir Mühe, mehr oder weniger!
Artjom und Michail holten mich mit ihrem Flieger in Hamburg ab und stimmten mich freudig erregt auf ihre Feier ein. Wir flogen nach London, die Geschäftspartner von MIA, die ich noch nicht kennengelernt hatte, wären auch anwesend.
Sie hatten sich ein neues Penthouse gekauft und wollten eine kleine Einweihungsparty ausrichten. Alle vierzehn Target-Models wären natürlich auch anwesend – und noch weitere Schönheiten aus dem dortigen MIA-Klub. Normalerweise wäre mein Hormonspiegel ins Unendliche gestiegen.
Von meinen extremen Magenschmerzen und andere n Befindlichkeitsstörungen erwähnte ich lieber nichts. Beide waren bestens drauf, wir feierten schon an Bord. Die Stimmung war prächtig, in ihrem ganzen Verhalten konnte ich nicht den Hauch von Ungemach spüren. Sie wogen mich in Sicherheit, es blieb nur mein Bauchgefühl. Es folgte wieder einmal nur eine Inszenierung. Während der knappen dreiviertel Stunde Flugzeit köpften wir zu dritt eine besondere Flasche Q-Wodka. Eine limitierte Jubiläumsausgabe, im Handel würden diese Flaschen etwa fünftausend Euro pro Stück kosten. Mit Original Mount Everest Eiswasser fünf
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