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212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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Vorstellungskraft lieferte mir einfach zu viele Bilder. Sie war immer noch traumatisiert, wie gern hätte ich ihr sofort geholfen, aber wie?
    Ich drückte ihr mehrere Küsse auf die Wange, streichelte sie zärtlich und versprach anzurufen. Ich bat um Verzeihung, ich denke, dass sie nicht ein Wort vernahm. Wie ferngelenkt stieg ich aus und wieder zu Martha ein. Als diese mein Gesicht sah, erschrak sie, verstummte aber. Ich weinte leise vor mich hin, eine unheimliche Stille begleitete uns während der Fahrt nach Hause. Sie ließ mich in Ruhe und hinterfragte nichts.
    Es ging nicht mehr nur um mich, um einen Einzelnen! In meinen Todesstrudel mussten Unbeteiligte leiden und sterben. Das durfte nicht sein, dagegen musste ich was tun.
    Beates Leid warf mich mehr aus meiner Umlaufbahn, als mein Krankenhausaufenthalt, mit all meinem persönlichen Schmerz.

Kapitel 2 2
     
    Beate benötigte definitiv psychologische Hilfe. Ihr erlittenes Trauma war extremer Art, es würde sie lange begleiten und vielleicht Spätfolgen nach sich ziehen.
    Alles Geschehene konnte ich nicht ungeschehen machen, aber dass sie sich wegen psychotischer Angstzustände oder diversen Panikattacken doch noch das Leben nahm, das wollte ich garantiert nicht.
    Also rief ich einen alten Krankenhauskollegen an, ein en anerkannten Psychiater, der, wie ich wusste, immer noch dort tätig war. Ich erzählte ihm von einer Frau und ihrem durchlittenen Raubüberfall.
    Beate hatte er nie kennengelernt, das war heute von Vorteil.
    Ja , mein neues Münchhausensyndrom wucherte und wucherte. Trotz seiner Schweigepflicht wollte ich ihn und Beate schützen. Also erzählte ich ihm eine leicht abgeänderte Version, schon bei dieser fiel er aus allen Wolken.
    Danach rief ich Beate auch von einem Festnetztelefon an und bat sie, Dr. Rolf Deinhardt, „einen Allgemeinmediziner“, einmal anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Sie bräuchte ihren wahren Namen nicht nennen, eine Fantasieidentität würde ihm für die Patientenakte reichen. Und sie bräuchte keine Krankenkarte oder einen Ausweis vorzuzeigen. Ich würde das Finanzielle mit ihm regeln, das war ja wohl das Mindeste. Er würde diskret sämtliche Organ-, Blut- und sonstige Laboruntersuchungen durchführen lassen, die eigentlich nach dem Vorfall dringlich gewesen wären. Zudem würde er sich gern ihre Geschichte anhören und Hilfestellung leisten. Wohl verpackt schluckte sie diese Kröte, denn wenn ich das Wort Psychiater genannt hätte, wäre sie niemals bei ihm aufgetaucht.
    Dr. Deinhardt und seine besonders einfühlsame Art würde n sie dann schon einfangen und überzeugen. Ich kannte sie ja nun lange genug. Beate zickte erst herum, dann folgte sie aber meinen Argumenten und sog meine kleinen Abänderungen der Tat auch noch auf.
     
    Vielleicht hätte ich zu diesem Zeitpunkt auch einen Termin beim guten Doktor für meine verschrobenen Gehirnwindungen vereinbaren sollen.
    Weitere unversöhnliche Worte folgten, ich verstand sie sehr gut. Auf Beate konnte ich nicht wirklich böse sein, denn diese Umstände hatte nur ich zu verantworten. Ihre frühere Kälte und ständige Lustlosigkeit, auch nicht ihre angeborene Geldgier rechtfertigten solch ein Verbrechen. Das alles waren damals nur Alarmsignale, dass in unserer Beziehung etwas nicht stimmte. Ich hatte doch jene Anzeichen eigentlich immer wissentlich ignoriert. Auf einer anderen Ebene waren wir ein tolles, einander ergänzendes Paar und hatten schöne Zeiten. Irgendwie liebte ich sie immer noch, das alles hatte sie trotz ihrer menschlichen Schwäche - ihrem Verrat – nicht verdient. Solch ein barbarischer Akt war keiner Frau auf dieser Welt aufzubürden. Innerlich schämte ich mich, zur Wiedergutmachung erzählte ich ihr nur noch, dass ich mich zwar scheiden lassen, sie aber in meinem Testament als meine Universalerbin einsetzen würde. Bei den ausgehandelten Bedingungen würde es erst einmal bleiben. Sie sollte die Füße stillhalten, wieder gesunden und positiv nach vorn schauen. Hungern müsste sie ja nicht.
    Nach reiflicher Überlegung empfand ich es als besser, mögliche Treffen und auch Telefonate mit Beate nicht mehr stattfinden zu lassen, auch dieses teilte ich ihr mit. Sah ich schon Gespenster? Nein, ich hatte nur dazugelernt. Ich wollte nur noch vorsichtig agieren, aus meinem Umfeld sollte niemand mehr Schaden nehmen. Dann legte ich auf und fühlte mich geringfügig besser.

Kapitel 2 3
     
    Die unmenschliche Tat an meiner Frau beeinflusste mein

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