2149 - Paradimjäger
Maahk oder schlechter als ein Blue.
In einer Stadt wie Terrania kam alles zusammen. Die Stärken wie die Schwächen.
Kisch Fakir konnte das Gefühl nicht in Worte fassen. Als sein Blick aber über die weite, scheinbar unendliche Megalopolis strich, über den Lampenteppich, der am Horizont in Dunst zerfloss, hatte er das Gefühl zu wissen, wofür man kämpfen musste.
Er würde es ganz sicher machen. Auch wenn er irgendwann da draußen im All alleine war.
Jee Martima griff plötzlich in die Steuerung des Autopiloten.
Sie nahm den Gleiter in Handbetrieb und drückte die Kiste am Rand von Atlan Village nieder, über einem Straßenzug, der im Gegensatz zu fast allen anderen verschlafen dalag.
„Hier", sagte sie bestimmt.
„Wieso hier?"
„Nur so."
Sie stiegen aus und ließen den Gleiter stehen.
Fakir schlenderte mit Jee Martima die Straße entlang. Auch wenn es keinen Grund gab, warum ausgerechnet diese Straße und ausgerechnet dieses Viertel, genoss er jede Sekunde.
In einer dunklen Ecke küsste sie ihn. Das Gefühl war betäubend schön.
Die kleine Emotionautin musste sich auf Zehenspitzen stellen, weil Fakir zu verblüfft, viel zu groß und viel zu steif war, und bevor er reagieren konnte, war es schon wieder vorbei.
Sie gingen Arm in Arm weiter die Straße entlang.
Bis der Weg sich gabelte und vor ihnen ein Eckhaus mit schummrig erleuchteten Schaufenstern lag.
Es war eine Blumenhandlung.
Fakir konnte spüren, wie Jee Martima zu zittern anfing. Irgendetwas ging in ihr vor, was er nicht verstand.
Vielleicht war es der Kuss, aber warum geschah es jetzt, und warum hatte sie ihre weichen Knie nicht gleich gekriegt? So wie er?
Fakir wollte sie danach fragen. Aber am Ende bekam er den Mund nicht auf.
Bis sie wieder im Gleiter saßen: „Sag mal, Jee ... Kann ich's noch mal haben?"
„Was?", fragte das schönste Mädchen der Welt ihn mit Unschuldsmiene.
Fakir gab keine Antwort. Er sah sie nur an.
Nach einer Weile flüsterte sie: „Na gut, wenn du die Augen zumachst." Kisch Fakir sog mit geblähten Nasenflügeln die Luft ein, als sie ihm nahe kam und seine Lippen berührte.
*
Das zivile Terra funktionierte in seinem alltäglichen, scheinbar geregelten Tagespuls, in einem stabilen Rhythmus, in dem zwanzig Milliarden Menschen und Exoten die Welt' am Kreisen hielten.
Hinter den Kulissen wurde unter verzweifeltem Zeitdruck daran gearbeitet, dem Reich Tradom Widerstand entgegenzusetzen.
Der Versuch der Liga, die uralte Profession der Emotionauten wieder zum Leben zu erwecken, passte ins Bild. Zum Emotionauten musste man ausgebildet werden, wenn man jung war.
Es gab keine „Alten", die den Sprung zum Emotionauten schaffen. Wer es als junger Mensch nicht schaffte, packte es nie. Ein Raumschiff mit der Kraft seiner Gedanken iu führen verlangte nicht bloß perfektes Technik-Wissen, sondern ein unmenschliches Konzentrationsvermögen.
Ein Emotionaut musste fähig sein, im Augenblick der Gefahr Angst und Panik abzustreifen. Ein Emotionaut entschied über Tod und Leben.
Fakir wusste das.
Trotzdem fand er den Gedanken schwer begreiflich, dass ausgerechnet seine Jee eine solche Wundertäterin war.
Kyzeti Ekre nahm ihn beiseite, als es mit der Versunkenheit in Liebesdinge stündlich schlimmer wurde.
„Kisch, wo bist du mit deinen Gedanken immer?", tadelte der Ausbilder.
Es war nicht der verletzende, der blökende Ekre, den er kannte, sondern mit einem Mal ein Mann mit unvermutet viel Verständnis. Wer hätte das vermutet hinter dem Knautschgesicht.
Fakir gab ihm dennoch keine Antwort.
„Kisch, ich seh das doch. Du bist verliebt. Aber das hat so keinen Sinn. Du weißt das doch selbst, du musst Raumschiffe fliegen. Wenn deine Konzentration nicht mitmacht, verursachst du früher oder später ein Unglück. Syntrons oder nicht."
„Aber ..."
„Hör mir mal zu, Kisch! Ich sag das jetzt im Guten. Du schaffst es entweder, dass du bei der Sache bist, oder ich leg dich ein Jahr auf Eis. Bis du wieder klarkommst. Mach dir keine Sorgen, du kriegst dann eben eine Auszeit und fertig."
Damit war es heraus. Kisch Fakir empfand die Ankündigung als heilsamen Schock.
Er war Kyzeti Ekre von diesem Tag an dankbar. Der Ausbilder behandelte ihn fair und offen, was konnte man mehr erwarten.
Der nächste Formationsflug der Schwalben war der erste seit einer Woche, in dem nicht Fakir den ersten Fehler machte.
Die Route führte Richtung Luna.
Fakir, Eitan und die anderen wedelten lautlos über einen planierten
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