2152 - Der Markt der Ito
Die Scheibe landete direkt neben ihm. Der Weiße Panther löste die Peitsche von der Lenksäule. Als er sich umdrehte, stand Kormon vor ihm, ein Pombare mittleren Alters. Beide Gesichter des 1,80 großen Wesens lächelten, sowohl sein „richtiges" als auch das „Brustgesicht". Das änderte sich aber schnell, als Kormon sah, in welcher Verfassung sein alter Freund war. Der Weiße Panther brachte nur ein Krächzen heraus. Schmerzen und Schwindel überwältigten ihn - jetzt, da er sich in relativer Sicherheit befand. Vor dem Pombaren brach er zusammen.
Tess Qumisha und Benjameen da Jacinta hatten sämtliche Gegenstände in ihrer Unterkunft abgebaut. Sie ließen nichts zurück, was auf ihre Anwesenheit hätte schließen lassen können. Natürlich gehörte Norman dazu. Da der kleine Elefant über keinen eigenen Anzug mit Gravo-Paks verfügte, hatte sich Benjameen ihn diesmal einfach auf den Rücken geschnallt - das heißt, Tess hatte das für ihn getan. Norman war dabei nicht glücklich. Ganz gegen seine Art hatte er sich heftig gewehrt, gestrampelt und fürchterlich falsch trompetet. Am Schluss musste er aufgeben.
Benjameen hatte ihn fest im Griff.
Noch einmal hatte er zu strampeln angefangen, nämlich als Tess und Benjameen mit ihm ihre Plattform verließen und ihren Flug begannen. Im Gegensatz zu ihrem früheren Flug, als Tess und Benjameen ihn zusammen gepackt hatten, geriet er in Panik, trat um sich und posaunte seine Verzweiflung hinaus. Zum Glück ließ das während der ersten zehn Minuten des Fluges nach.
Sie hatten doch etwas zurückgelassen, nämlich ihre Flugscheibe. Damit wären sie zwar schneller und besser vorangekommen, aber sie flogen im Schutz ihrer Deflektoren, die zwar Norman „einzuschließen" vermochten, nicht aber die Scheibe. Und alles, was sie jetzt nicht brauchen konnten, war eine frühzeitige Entdeckung. Sie hatten nicht die Absicht, zu ihrer verwüsteten und den Ito bekannten Unterkunft zurückzukehren, deshalb hatten sie Norman wohl oder übel mitnehmen müssen. „Dort!", rief Tess in den Flugwind und zeigte auf einen Punkt voraus. „Das Zentralsilo!"
Das raketenförmige, alle Plattformen des Sklavenmarkts an Höhe weit übertreffende Gebäude war von unzähligen offenbar in der Luft schwebenden Scheinwerfern farbig angestrahlt. Es wirkte wie nicht von dieser Welt. „In wenigen Minuten sind wir da!", antwortete der Arkonide. „Und du bist ganz sicher, Greks Gefängnis zu finden?"
„Vollkommen sicher", sagte Benjameen. „Grek hat in der Paralyse daran gedacht, wohin er gebracht worden ist."
Sie flogen weiter, über zahlreiche illuminierte Plattformen hinweg. Der Markt der Ito schien keine Ruhe zu kennen. Mit jeder Minute kamen sie dem Silo um mehrere hundert Meter näher. Und dann hatten sie ihn erreicht. „Höher!", rief Benjameen. „Wir müssen höher hinauf!" Überall am Silo befanden sich Landeplattformen mit direktem Zugang in den Turm. Erst als Benjameen glaubte, das Stockwerk erreicht zu haben, in dem die Wasserstoffatmer gefangen gehalten wurden, gab er den Befehl zur Landung. „Wo fangen wir denn an?", fragte Tess. „Wir müssen so viel Chaos verursachen wie nur möglich. Erst dann wird es uns gelingen, Grek und die anderen gefangenen Wasserstoffatmer zu finden und zu befreien."
„Wir müssen also die zentrale Energie-Schaltanlage finden!"
„Richtig. Das wird die Ito aufscheuchen. Sie werden andere Probleme haben, als sich um ihre Gefangenen zu kümmern!" Die bei den Gefährten schlichen im Schutz ihrer Deflektoren auf das Schott zu, das die Landeplattform vom Inneren des Silos trennte. Es stand offen, aber dahinter befand sich ein zweites Schott. Es war eine Schleuse, obwohl „draußen" atembare Atmosphäre herrschte. Das Außenschott schloss sich hinter Tess, Benjameen und Norman. Gleich darauf öffnete sich das innere Schott. Der Weg in das Silo war frei.
Als der Weiße Panther zu sich kam, sah er das Gesicht einer Pombarin über sich. Er erkannte sie auf Anhieb. Es war Kormons Lebens- und Liebespartnerin. „Alysha", brachte er benommen hervor. „Was ... was ist geschehen?"
„Du bist in Sicherheit", antwortete sie. „Kormon wird gleich kommen und nach dir sehen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen." Keine Sorgen! Die Hijthi, der Wasserstoffatmer! Wie lange war er ohne Bewusstsein gewesen? „Was macht unser Patient?", hörte er die Stimme von Karman. Er richtete sich halb auf und stellte fest, dass er in einem richtigen Bett lag. Er musste sich im
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