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2163 - Die Media-Ritter

Titel: 2163 - Die Media-Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denken, die sich um das Erscheinen von fremden Intelligenzen aus dem All rankten. In ihnen wurden diese Wesen als durchweg freundlich und friedlich geschildert. In einigen Erzählungen wurden sie zu gottgleichen Geschöpfen hochstilisiert.
    Jobonne war sich dessen bewusst, dass Berichte aus einer so fernen Vergangenheit nicht Wort für Wort den Tatsachen entsprachen. Im Verlauf der vielen Jahrhunderte waren sie immer wieder leicht abgeändert worden, bis von ihrem ursprünglichen Gehalt kaum mehr als ein wahrer Kern übrig geblieben war. Es war nicht gesagt, dass sich der Fremde friedlich verhalten würde, und es war sicher, dass sich nach dem Kontakt vieles ändern würde. Ihr Innerstes sträubte sich gegen Veränderungen, wenngleich sie sich immer wieder sagte, dass sich an dieser Stelle lediglich der Kreis schloss, der seinen Anfang vor 3000 Jahren genommen hatte. Somit war die Begegnung kein Bruch mit den Traditionen, sondern fügte sich in ihnen ein.
    Es half nichts. Diese Gedanken ließen sie nicht los. Hätte Mutter sie nicht angewiesen, sich dem Fremden zu nähern, wäre sie davongeflogen und hätte den Außenweltler seinem Schicksal überlassen. Das Feuer hätte ihn ereilt, und das Problem wäre auf diese Weise gelöst gewesen. Doch sich Mutter mit ihrer erdrückenden Macht zu widersetzen war nicht ratsam. Ostrug blickte seine Partnerin verzweifelt an. Was hatte Mutter mit „nähern" gemeint? Jobonne konnte nicht ausweichen. Äußerlich kühl und beherrscht, konzentrierte sie sich auf die bevorstehende Aktion. Auch jetzt musste sie zwischen zwei Möglichkeiten unterscheiden. Sie konnte aus sicherer Distanz filmen, wie der Fremde vergeblich versuchte, den Flammen zu entkommen, wie ihn das Feuer einholte und schließlich verbrannte. Das würden fraglos dramatische und emotionale Bilder werden. Sie konnte sich gut vorstellen, wie der Außenweltler in seiner Not die Arme gen Himmel streckte, wie er möglicherweise verzweifelt schrie, wie er sich bemühte, seine lodernden Kleider zu löschen, und wie er dann zusammenbrach. Es würden Bilder werden, die für große Erschütterungen sorgen und heftige Diskussionen auslösen würden.
    Wollte Mutter so etwas überhaupt sehen? Oder Jobonne führte den Flugschrauber so nah wie möglich an den Fremden heran, nahm ihn auf und gestaltete danach eine gefühlsbetonte Reportage über ihn. Sie entschied sich für die zweite Möglichkeit, weil sie vermutete, dass dies im Sinne Mutters war. Dabei empfand sie keineswegs Mitgefühl mit dem in Not geratenen Fremden, sondern dachte an Mutter, an sich und den Media-Clan.
    Ihr war nicht anzusehen, welcher Aufruhr in ihrem Inneren herrschte. Sie hatte Angst. Sie fürchtete sich vor dem Fremden und vor Mutter. Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie den Hubschrauber hinter einige steil aufragende Felsen lenkte, in denen er vor dem Wind und der Hitze geschützt war. Dann wartete sie. Knapp zwei Minuten vergingen. Ostrug Magaga zweifelte bereits daran, dass der Fremde noch lebte, als dieser plötzlich zwischen den Felsen auftauchte, die Situation erkannte und sich mit einem Aufschrei in die offene Kabine hinter den Sitz der Kechtin rettete.
    Das Wesen war deutlich kleiner als sie. Es trug einen Anzug aus einem hellen Stoff, der jedoch an vielen Stellen schwärzlich verbrannt war. Ein seltsamer weißer Kugelhelm bedeckte den Kopf mit der weit vorspringenden Nasen- und Mundpartie. Auf der Brust der AKI leuchtete ein fremdartiges, kompliziert aussehendes Symbol. Die Augen waren nicht zu erkennen, da sie hinter den Gläsern einer dunklen Brille verborgen waren. „Start! Und weg von hier!", befahl Jobonne. Während der Flugschrauber gehorchte, aufstieg und sich in schneller Fahrt von der Flammenwand entfernte, ruckte sie unwillkürlich von dem Fremden ab. Er flößte ihr durch seine Erscheinung Furcht ein. Er wirkte nicht friedlich auf sie, sondern aggressiv und bedrohlich. Vergeblich redete sie sich ein, dass dieser Eindruck durch seine Fremdartigkeit entstand.
    Ostrug blickte durch die trennende Scheibe in das Gesicht des fremden Wesens. Die Kechten hatten den Weltraum erreicht und waren sogar bis zum benachbarten Planeten vorgedrungen. Eine interstellare Raumfahrt aber kannten sie nicht. Dazu wären weitere Veränderungen in der Technik, mithin Fortschritt, nötig gewesen. Jobonne und ihr Begleiter waren beklommen und gehemmt. Allein von der Größe und der Körpermasse her schienen sie dem Fremden überlegen zu sein. Sicher waren sie

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