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2200 - Der Sternenbastard

Titel: 2200 - Der Sternenbastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geste Licht und kniete bei dem Possonkal nieder. Äußerlich war Raffid nichts anzumerken. Kaum eine Regung, als ich in seine Schnauze fasste und die Kiefer auseinander zwang. Er gab ein schwaches, halb bewusstloses Jaulen von sich.
    Thereme kam in einer Art Halbschlaf neben mich, das weißblonde Haar wirr über Gesicht und Schultern verteilt. „Was machst du denn, Kant?"
    Ich legte meine Hände auf den Leib des Possonkals, und die Gesamtheit des Haustiers lag wie eine Art Matrix vor mir. So wie damals im Isolierten Wald, als ich Torm kennen lernte.
    Der seltsame Tunnelblick reduzierte alle Farben zu Grau und alle Geräusche zu Summen. Nur nicht die Kreatur in der Matrix: „Ich glaube", hörte ich mich flüstern, „Raffid stirbt."
    „Was?"
    Ich ließ Raffid los und fuhr mir mit den Handflächen über die Augen. „Er hat vielleicht was Schlechtes gefressen. Wir müssen ihn zu einem Tierarzt bring..."
    „Nein!", entschied Thereme schnell. „Wir bringen ihn zu Mal Detair."
     
    *
     
    Ich prügelte den Gleiter auf Höchstgeschwindigkeit, Richtung Stadtrand von Shulukai. „Wer zum Teufel ist dieser Detair?", fragte ich sie aus. „Ein Wunderdoktor?"
    „Kein Arzt. Er nennt sich Heiler." Thereme hielt Raffid im Schoß, selbst nur mit einem Umhang bekleidet, und kraulte hektisch den Nacken des scheinbar leblosen Tiers. „Khilur bringt seine Jagdkahtodos zu ihm, wenn sie verwundet sind. Kahtodos sind Mörder. Die zerreißen einen Mann in drei Sekunden.
    Aber bei Detair werden sie zahm und lassen sich behandeln."
    Vor einer Reihe von Schuppen, die sich äußerlich von den Gewächshäusern der Bauern nicht unterschieden, brachte ich die Maschine zum Stillstand. „Das soll ein Hospital sein?"
    „Ja. Beeil dich!"
    Ich sprang ins Freie, in die kühle feuchte Luft der Dämmerung, und schlug am vordersten Schuppen auf den Summer. Als Thereme mit Raffid im Arm herankam, hörte ich ein Poltern von drinnen. „Was denn, verdammt!" Die Tür fuhr nicht beiseite, sondern wurde mit Schwung aufgerissen.
    Vor mir baute sich ein zotteliges Ungetüm mit kupferrotem Haar auf. Der Hüne hatte grobe Gesichtszüge und sah aus wie ein Springer, nur ohne den Bart. Sein fransiger, erkennbar selbst geflochtener Zopf hing ihm zwischen die Schulterblätter.
    Die tiefen Ränder um seine Augen zeigten, dass er deutlich länger als einen Tag auf den Beinen war. „Ich hab einen kniffligen Patienten auf dem Tisch!", polterte der Kauz kurz ab. „Kommt morgen wieder!"
    „Bitte, Mal Detair! Das geht nicht!"
    Thereme hielt ihm mit Tränen in den Augen Raffid hin, und ich sah im Blick des Zottelriesen einen weichen, gutmütigen Zug erscheinen, der mich überraschte. „Du bist Thereme aus Khilurs Haushalt, nicht wahr?
    Wirklich, es ist im Augenblick ..."
    „Mein Freund sagt, Raffid stirbt."
    Der Kerl namens Detair musterte erst den reglosen Possonkal, dann richtete er einen vernichtenden Blick auf mich. „Woher will dein Freund das wohl wissen? - Nun denn, bringt den Patienten rein."
    Thereme eilte hinter Detair her. Ich folgte den beiden und schloss hinter mir die Tür. „Er soll das Schloss zudrehen!", röhrte der Koloss zu Thereme. „Manche von den Viechern hier sind verflixt schlau!"
    Ich blickte auf den Knauf, der anscheinend ein Verschlussmechanismus war, und kurbelte nach rechts, bis ich ein schnappendes Geräusch vernahm. Dann erst folgte ich Thereme und Detair.
    In der muffigen Luft lagen tausend Gerüche, viele schneidend scharf, manche wie Sumpfgas. Das Grollen eines Raubtiers, tief und angriffslustig, brachte die schnatternde Unterhaltung eines Vogelschwarms jäh zum Verstummen. Hinter den Türen, die vom Korridor abzweigten, erstreckten sich anscheinend Gehege.
    Ich verkürzte eilig den Rückstand. Der so genannte Heiler führte uns in die angrenzende Baracke.
    Ein Geruch wie Blut und Eiter verpestete die Luft.
    In der Mitte eines schummrig erhellten Raums standen zwei ausgediente Medotische. Ein Teil des Zubehörs erinnerte an High-Tech-Besteck, wie das von Medikern. Der andere, weniger vertraute Teil sah aus wie Kochgeschirr.
    Thereme bettete ihren Possonkal auf den freien Tisch. Raffid blieb reglos liegen.
    Mal Detair überzeugte sich, dass der Possonkal noch lebte, aktivierte eine wärmende rote Lampe, muffelte ein kurzes „Gleich" und drehte sich zum Nebentisch.
    Der „knifflige Patient" war ein Riesenvieh: Gewicht an die dreihundert Kilo, braun geschuppte Haut, löchrig wie von Brenneisen, ein eingefallen wirkender Leib

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