2202 - Der Hyperschock
Geräusch füllt die Luft das abrupt entstandene Vakuum.
Nun weiß ich also, wer auf den wichtigen Mann aufpasst und im Notfall schneller eingreift, als jede Wachtruppe dazu in der Lage wäre. Der Mausbiber beherrscht neben der Teleportation noch Telepathie und Telekinese. „Wird er meine Gedanken lesen?", frage ich zögerlich. „Nein. Du kannst darauf vertrauen." Rhodan fixiert mich. „Das wäre für uns beide nicht von Vorteil."
Ich nicke. Ich werde immer nervöser.
Was nun?
Perry Rhodan lässt mich einen Moment zappeln, beobachtet mich, testet meine Nerven, mein Selbstbewusstsein. Dann sagt er: „Setzen wir uns."
Er geht zu der Sitzgruppe voran, gibt einem Servo eine Bestellung, als wäre es ein harmloses Plauderstündchen. Dabei entscheiden diese Minuten über meine Zukunft. Und ich weiß immer noch nicht, wie ich mich verhalten soll. Und was ich mir als Ergebnis erhoffe. „Erzähl es mir!", fordert der Resident mich auf.
Ich nicke. Das ist wahrscheinlich der beste Weg. Er muss wissen, wer ich bin, bevor ich ihm Fragen stellen darf.
Vor allem, warum ich diese furchtbare -Tat begangen habe. „Wo soll ich anfangen?"
„Am besten genau am Anfang."
Ich bin darauf vorbereitet. Einigermaßen flüssig und nicht zu ausschweifend erzähle ich meine Lebensgeschichte, so sachlich und emotionslos wie möglich, allerdings mit den nötigen Erklärungen. Warum soll ich beschönigen, was mir widerfahren ist?
So ist es nun einmal gewesen.
Mein Vater hört zu. Schweigend. Er lehnt entspannt in dem Sessel, den Kopf auf eine Hand gestützt; ich kann seiner aufmerksamen, aber neutralen Miene nicht entnehmen, ob er meine Erzählung missbilligt, Mitleid empfindet, wasauchimmer.Ichweißüberhauptnicht,woranichbeiihmbin.
Aber so wird es wohl den meisten anderen auch ergehen, wenn sie mit dem Unsterblichen zu tun haben. Die Distanz ist unüberbrückbar, und ich denke, zum großen Teil so- gewünscht.
Perry Rhodan denkt in anderen Maßstäben, ich möchte fast sagen, Dimensionen. Im Grunde genommen müsste ihm mein Leben völlig gleichgültig sein, bedeutungslos, denn in ungefähr zweihundert Jahren oder früher bin ich nur noch Staub und er immer noch biologische 39 Jahre alt und auf der Suche nach dem friedlichen Gleichgewicht im Universum.
Ich werde erst emotionaler, als ich .zum Moment der Wahrheit komme, nach Theremes Tod, als ich alles herausfinde und meine Mutter mir ihre Verachtung ins Gesicht schleudert.
Noch einmal durchlebe ich den Moment, als blinder Hass mich zu dieser grausamen Gewalttat hinriss, und es schüttelt mich innerlich, ich ekle mich vor mir selbst: Da zum ersten Mal stellt er eine Frage: „Bereust du es?"
„Nein", antworte ich ehrlich, selbst wenn ich mich damit schlechter mache, als ich hoffe zu sein. Aber es ist so, auch wenn ich meine Tat an sich verurteile - ich bereue sie nicht. „Dazu bin ich ausgebildet worden. Ich bin allerdings gewissermaßen erleichtert, ass Ascari überlebt hat. Aber meine Rachegelüste sind deswegen noch nicht gelindert."
Daraufhin herrscht einige Zeit Stille. Rhodan denkt nach, und ich lösche den Durst meiner trockenen Kehle. Ich bin froh, dass mein Vater nun die Wahrheit kennt, ich fühle mich wie ... ja, befreit. Zum ersten Mal entspanne ich mich etwas und warte, wie es weitergehen wird; das liegt nun nicht mehr in meiner Hand. „Ich verstehe, was in dir vorgeht, Kantiran", sagt Rhodan. „Aber dein Wunsch nach Rache darf nicht dein Streben beeinflussen. Das kann und werde ich 'nicht unterstützen. Du musst lernen, dich zu beherrschen, deine Gewalttätigkeit im Zaum zu halten."
„Verurteilst du mich für das, was ich getan habe?", frage ich offen. „Das steht mir nicht zu", antwortet er. „Ich bin kein Richter."
„Aber ... was hältst du nun von mir, nicht als Richter, sondern als Mensch?", frage ich leise. Ich bringe es noch nicht über mich, „Vater" zu sagen.
Es ist natürlich keine einfache Sache für Perry, unerwartet zu erfahren, dass er einen erwachsenen Sohn hat, der zudem beinahe einen grausamen Mord begangen hat. „Das kann ich noch nicht beantworten, Kantiran, dazu muss ich dich erst kennen und besser verstehen lernen."
In seinen Augen liegt plötzlich ein trauriger Glanz.
Und dann sagt er überraschend: „Es tut mir Leid, mein Sohn. Wenn ich gewusst hätte ... du hättest das alles nicht durchmachen müssen. Ich hätte alles getan, um es zu verhindern. Das musst du mir glauben."
Das tue ich. Und auf einmal regt sich Hoffnung in
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