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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Der tonnenförmige Körper Rorkhetes musste einen ausgezeichneten Klangkörper abgeben. „Ich bin wegen dieser hier gekommen!" Rorkhete hob einen Arm und zeigte auf Rhodan und Atlan. „Seit Wochen bereits folge ich diesen Eindringlingen. Ich habe vieles über sie gelernt. Sie stammen nicht aus dem Sternenozean. Sie sind verschlagen. Sie ergänzen einander in einer Weise, die in ihrer Perfektion beinahe schon an eine Symbiose erinnert. Ihre wahre Natur blieb mir aber dennoch verborgen."
    Rorkhete ließ den Arm sinken und stemmte beide Arme in die Hüften. „Nach langer Überlegung habe ich deshalb beschlossen, die beiden Eindringlinge der Prüfung zu unterziehen -noch in dieser Nacht."
     
    14.
     
    „Wir sind gleich da."
    Das Gesicht der Pilotin verschwand mit Ausnahme des Kinns unter einem dunklen Visier. Raphid-Kybb-Karter blickte in sein eigenes Spiegelbild, als er versuchte, in den Zügen der Frau zu lesen. „Fünf Minuten", fügte die Frau hinzu. „Du wirst nicht zu spät kommen."
    Bestimmt nicht, dachte der Direktor, erleichtert, dass sie von einem gewöhnlichen Diensttermin ausging. Auch wenn du nicht einmal erahnen kannst, was mich nach Baikhalis führt!
    Karter wandte den Kopf und blickte durch die Frontscheibe. Der Gleiter näherte sich langsam, dem städtischen Geschwindigkeitslimit gehorchend, der Hauptstadt des Planeten. Karter blickte auf eine Hügellandschaft, durchzogen von sich schlangelnden Wasserläufen. Baikhalis lag am Zusammenfluss von fünf Flüssen. Die Häuser und Straßen der Stadt zogen sich entlang der Ufer dahin, muteten wie die vielfach gewundenen Schnüre einer Peitsche an. Der Raumhafen, von dem die Stadt lebte, blieb seinem Blick verborgen. Das Landefeld lag jenseits der Hügelketten, im Flachland.
    Die verstreuten Gebäude ließen Baikhalis größer erscheinen, als es tatsächlich war. Karter, der als Direktor der Minen selbstverständlich Zugang zu vertraulichen Daten besaß, wusste, dass die Bevölkerung der Hauptstadt gerade 70.000 Einwohner zählte. Ein Drittel davon waren Kybb-Cranar, der Rest war ein Völkergemisch, das die Vielfalt der Bewohner des Sternenozeans widerspiegelte.
    Nach herkömmlichen Maßstäben war Baikhalis ein Kaff am Ende der Welt, ein unwichtiger Flecken, dessen Existenz die meisten Datenbanken des Ozeans geflissentlich übersahen. Die meisten Kybb-Cranar hätten eine Versetzung nach Baikhal Cain - vermutlich zu Recht - als ein Abschieben verstanden, eine Degradierung.
    So war es auch Karter ergangen. Erst nach seiner Ankunft hatte er den wahren Charakter Baikhal Cains erkannt: Der Planet war für einen ehrgeizigen, zupackenden Mann ein ideales Sprungbrett. Hier wurde der Schaumopal gefördert. Macht lag förmlich in der Luft von Baikhal Cain - man musste nur nach ihr greifen. „Was habe ich dir gesagt?", riss ihn die Pilotin aus seinen Gedanken. „Dort vorn ist schon das Kybbur!"
    Die fünf Flüsse vereinigten sich zu einem kilometerbreiten Strom, der nach Nordwesten aus der Stadt floss, einem trägen, schlammbraunen Gewässer. In seiner Mitte, jenseits der letzten Ausläufer der Stadt, lag eine Insel, mit den Ufern zu beiden Seiten über vier Brücken verbunden.
    Auf der Insel lag das Kybbur. Es war viele tausend Jahre alt. Sein schwarzes Metall war an vielen Stellen von einem Pflanzenteppich überwuchert. An den Stellen, an denen es sichtbar war, erinnerte es mit seinen scharfen Kanten und tiefen Furchen eher an Lavagestein als an Metall.
    Die Burg nahm die gesamte Fläche der Insel ein. Wie eine gigantische Warze von einem halben Kilometer Durchmesser kauerte sie in der Mittagssonne. Die erhitzte Luft über dem Kybbur flimmerte so stark, dass man beinahe glaubte, ein schlecht phasensynchronisiertes Holo zu sehen, zu unwirklich kontrastierte seine schroffe Schärfe mit den mit Bäumen bestandenen, sanften Hügeln. In der Mitte der Warze ragte ein Stachel heraus, der Kybburische Turm.
    Die Burg barg ein gewaltiges Volumen in ihren Mauern - und dazu eines, das weitgehend unerforscht war. Die Versuche, das Kybbur in seiner Gesamtheit zu erfassen und zugänglich zu machen, waren immer wieder gescheitert. Bereits erstellte Karten hatten sich bei einer zweiten Prüfung als nutzlos erwiesen, bildeten sie doch in keiner Weise die tatsächlichen Verhältnisse ab. Die Karten zu aktualisieren hatte sich schnell als vergebliche Mühe herausgestellt: Auch die neuen Karten wollten den Realitäten nicht entsprechen.
    Niemand wusste zu sagen, woran es lag.

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