2206 - Gesang der Hoffnung
nicht?"
„Nein." Noch im Sprechen ruckte der Oberkörper des Gouverneurs nach vorn, griff er nach etwas, bei dem es sich um eine verborgene Waffe handeln musste.
Karter drückte ab. Der Oberkörper Cepras fiel hart auf die Tischplatte und blieb reglos liegen. Karter ging an den Tisch, stellte sicher, dass sein Gegenüber tot war, und suchte nach der Waffe, nach der Cepra hatte greifen wollen.
Er fand keine. Das Fach, dass sich wenige Zentimeter vor der Stelle befand, an der die tote Hand des Gouverneurs aufgeprallt war, war leer.
Ein Gedanke kam Karter. Hat er mich absichtlich provoziert?, fragte er sich. War er seiner Position so müde, dass er den Tod herbeigesehnt hat?
Karter musterte den Toten. Seine Zügen waren entspannt, beinahe als wäre er im Schlaf gestorben, ohne Schmerzen.
Wieso nicht?, dachte er. Cepra war ein müder, alter Mann, dem die Verantwortung über den Kopf gewachsen ist!
Verächtlich rollte er den Toten beiseite. Bis eben hatte Karter noch einen wenn auch widerwilligen Respekt für den alten Mann verspürt. Aber einfach aufgeben? Cepra hätte nie einen Posten mit Verantwortung erhalten dürfen. Er, Raphid-Kybb-Karter, würde beweisen, wie man sein Amt erfolgreich führte.
Er fand die Kontrollen der Kommunikationsanlage, mit deren Hilfe der Gouverneur zu allen Kybb-Cranar im System gleichzeitig sprechen konnte. Karter rückte seine Stacheln zurecht und räusperte sich. „Kybb-Cranar!", sagte er. „Ich bin leider gezwungen, euch eine schlechte Mitteilung zu machen.
Unser geliebter Gouverneur, Famah-Kybb-Cepra, ist mit seinem gesamten Stab im Labyrinth des Kybbur verschollen. Trotz meiner inständigen Bitten hatte er es sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis der Burg zu lösen. Wir verlieren mit ihm in dieser schwierigen Zeit einen fähigen Kopf. Als Inhaber des zweithöchsten Ranges in der Systemhierarchie ist es meine Pflicht, sein Amt zu übernehmen, bis das Kybernetische Kommando endgültig über einen Nachfolger bestimmt hat. Es ist mit größter Ehrfurcht, dass ich in die Fußstapfen dieses großen Mannes trete. Ich werde das Amt in seinem Sinne weiterführen, dafür sorgen, dass der starke Arm der Kybb-Cranar weiter über das System herrscht! Ich erkläre hiermit den Ausnahmezustand und erwarte von allen Organen des Staates, der Verwaltung und des Militärs volle Kooperation!"
Karter schaltete die Anlage ab und ließ sich auf den Sessel seines Vorgängers sinken. Die Füße legte er auf ein Serviertischchen. Er ließ das Gefühl, Gouverneur zu sein, auf sich einwirken. Das Brennen, das in den letzten Tagen in ihm getobt hatte, war zu einer angenehmen Wärme in seinem Magen abgeflaut.
Sein Blick fiel auf die Einrichtung des weitläufigen Büros. Schwere, dunkle Möbel dominierten es, erweckten den Eindruck einer Höhle.
Raphid-Kybb-Karter fasste einen Entschluss. Sobald er seine Herrschaft fest etabliert hatte - vielleicht schon morgen? -, würde er das alte Gerumpel wegschaffen lassen. Er hatte die Minen nicht hinter sich gelassen, um eine Höhle gegen die nächste einzutauschen. In Gedanken begann Karter damit, das Büro neu einzurichten.
Nichts würde mehr sein, wie es gewesen war. Weder im Büro des Gouverneurs noch auf Baikhal Cain.
15.
Ohne ein weiteres Wort öffnete Rorkhete ein Transportfach seines Trikes, nahm einige Gegenstände heraus und setzte sich in Bewegung. Die Motana wichen ehrfürchtig zur Seite und folgten ihm in die Mitte der Residenz.
Rhodan und Atlan blieben verblüfft zurück. Rorkhete hatte sie weder aufgefordert, ihm zu folgen, noch hatte er Vorkehrungen getroffen, sie an der Flucht zu hindern. Er musste darauf zählen, dass den Männern überhaupt nicht der Gedanke in den Sinn kam, vor ihm wegzurennen - oder eine Flucht von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
Zephyda war als einzige Motana bei den Männern zurückgeblieben, hinund hergerissen zwischen der Faszination eines Ereignisses, das sich nur im Abstand von mehreren Generationen vollzog, und der Loyalität, die sie für Rhodan und Atlan empfand. „>Die Prüfung< - was meint er damit?", drang Rhodan auf sie ein. „Das klingt nach einem feststehenden Begriff."
„Ich habe schon von ihr gehört", räumte Zephyda ein. „Und was hat es mit ihr auf sich?"
„Man erzählt sich viele Geschichten von Rorkhete dem Nomaden", wich sie aus. „Manche glauben sogar, dass er in einer direkten Verbindung zur alten Zeit steht, dass er bei der Blutnacht von Barinx anwesend war, als die
Weitere Kostenlose Bücher