2206 - Gesang der Hoffnung
Mitverschwörer an. „Kommt schon! Famah-Kybb-Cepra und seine Bande haben sowieso kein besseres Schicksal verdient! Denkt nur an die vielen Demütigungen - zahlen wir sie ihnen heim!"
Sie folgten ihm, wenngleich zögernd. Viele der Männer und Frauen waren Aufseher in den Minen, gewohnt, die Arbeiter hart anzugehen und, wenn nötig, ein Leben zu nehmen. Doch in den Minen schikanierten und töteten sie nur Motana. Angehörige des eigenen Volkes dagegen... es kostete sie große Überwindung.
Die Verschwörer stießen in das Kybbur vor. Sie trafen nur sporadisch auf Widerstand, den sie mit Hilfe der Kombistrahler, auf denen Karter bestanden hatte, rasch brachen. Mit jedem Scharmützel stieg die Entschlossenheit der Verschwörer. Es berauschte sie, Macht über Leben und Tod auszuüben. Und die Leichen, die sie zurückließen, waren ein nachdrücklicher Fingerzeig darauf, welches Schicksal sie erwartete, sollte ihre Rebellion scheitern.
Karter führte den Trupp zielsicher zu den Räumen des Gouverneurs. Der Direktor hatte sich bei jedem seiner Besuche in der Burg die Gegebenheiten genau eingeprägt, kannte jeden Korridor und jede Abzweigung - zumindest im „sicheren" Teil des Kybbur, der seit Jahrhunderten unverändert geblieben war.
Als die Verschwörer den Kommandoraum erreichten, hatten sie die letzten Gewissensbisse in Blut ertränkt. Sie stürmten den Raum, in dem sich der Stab des Gouverneurs aufhielt. Die Offiziere befanden sich in einer Sitzung und saßen um einen ovalen Tisch. Sie starben, ohne dass einer von ihnen es vermocht hätte, die Waffe zu ziehen.
Einen Moment lang erfüllte nur das Knistern, mit dem die Kleidung der Offiziere verbrannte, den Raum, dann brach der Jubel der Verschwörer los. „Wir haben es geschafft!"
„Sie sind tot! Sie sind tot!"
„Das Kybbur gehört uns!" Karter schenkte seinen Gehilfen keine Beachtung. Mit gezogenem Strahler ging er von Leiche zu Leiche, starrte ihr ins Gesicht. Einen der Offiziere, der, wenn auch schwer verletzt, noch am Leben war, erschoss er. Schließlich hatte er seine Runde beendet und knurrte wütend auf. „Was hast du?", fragte die Frau, die an der Pforte hatte umkehren wollen: Ihr Gesicht war mit einer klebrigen Schicht aus Rauch und Blut verschmiert. Ihre Augen waren geweitet, als hätte sie eine Stimulansdroge zu sich genommen. „Sie sind alle tot!"
„Sie schon. Aber Famah-Kybb-Cepra ist nicht unter ihnen."
„Das ... das ..."
„... könnte unser Ende bedeuten." Karter straffte sich. „Sucht ihn! Er muss irgendwo in der Burg stecken. Sucht ihn - ihr wisst, was ihr mit ihm zu tun habt!" Sekunden später befand sich der Direktor allein in dem Raum mit den toten Offizieren. Er wartete kurz, um sicherzugehen, dass niemand mit einer Rückfrage zurückkehrte, dann ging er zu einer Tür an der gegenüberliegenden Wand. Ihre Ritzen waren so fein, dass sie keinem flüchtigen Beobachter - und schon gar nicht einer blutlüsternen Meute - auffallen würde. Karter dagegen wusste, wonach er suchte. Sein Stand brachte es mit sich, dass ihn Cepra in seinem Büro empfangen hatte.
Die Verschwörer würden den Gouverneur nicht finden. Durften es nicht. Karter hatte sie weggeschickt, um die Möglichkeit auszuschließen, dass Cepra sie in ein Gespräch verwickelte. Ihre Mordlust könnte, konfrontiert mit der geschickten Rhetorik des Alten, verpuffen.
Karter fand die Eingabefläche und tippte den Zugangskode, den er sich von einem Informanten teuer erkauft hatte, ein. Die Tür glitt zur Seite. Karter schnellte vor und riss die Waffe hoch.
Seine Vorsicht war umsonst gewesen. Der alte Mann saß hinter seinem Tisch, die Hände auf der Platte, und blickte seinem Schicksal gefasst ins Auge. „Eine Waffe in meinem Büro ... tsts", sagte der Kommandierende. „Ich bin ja Niveaulosigkeit von dir gewohnt, Karter. Aber das ..."
Karter erhob sich mit so viel Würde, wie er mit ausgestrecktem Waffenarm aufbringen konnte. „Du machst es mir leicht", sagte er. „Deinen Spott habe ich schon lange satt."
„So, so ... und jetzt wollen wir das Heft in die Hand nehmen und selbst das Kommando übernehmen?" Der alte Mann zeigte keine Furcht. Hätte Karter die Augen geschlossen, es wäre ihm leicht gefallen, sich vorzustellen, sie befänden sich auf einem Empfang und flüsterten einander heimlich Gemeinheiten zu, wie sie es schon oft getan hatten. „So ist es."
„Du bist ein Dummkopf. Ein naiver Dummkopf! Du weißt nicht, auf was du dich einlässt!"
„Tue ich das
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