2214 - Am Sternenriff
und abzustoßen. In einigen großen Außenhangars lagern komplette neue Sechseckmodule. Doch abgesehen davon, dass umfangreiche Außenarbeiten momentan zu gefährlich erscheinen, wäre der Materialverlust zu hoch. Da schon nach einem Drittel der Strecke derartige Schäden auftreten, dürfen wir uns eine Materialverschwendung keinesfalls erlauben. Ich will nicht irgendwo hier draußen verrotten, ein paar lächerliche hundert Lichtjahre von Terra entfernt; ich will auch wieder zurück.
Rumorend schiebt sich der Wartungszugang des Konverters aus dem Zylindergehäuse. Die Hydraulik wird von Robotern unterstützt, weil die Syntronsteuerung ausnahmsweise nicht durch eine Miniaturpositronik ersetzt werden kann. Angesichts der beeindruckenden Größe eines Impulstriebwerks erscheint es geradezu lachhaft, dass für ein positronisches Zusatzsystem der Platz fehlt.
Vier Männer lösen die erste Ringfeldspule aus ihrer Verankerung. Sie arbeiten schnell, als hätten sie nie etwas anderes getan. Antigravunterstützung reicht nicht aus, die meterdicken Spulen ohne Beschädigung der Konverterhaut abzutransportieren. Doch den Kran wage ich vorerst nicht mehr einzusetzen. Die wenigen Roboter müssen meine Leute unterstützen.
Wenn wir die atomaren Schneidbrenner einsetzen, können wir getrennt schneller arbeiten, schlägt einer der Männer vor. Grundsätzlich hat er Recht. Ob die Spulen funktionsunfähig sind oder zerstört, macht keinen Unterschied. Aber die Arbeiter müssen Energiefelder zum Schutz der Konverterhülle aufbauen.
Versuchen wir es!, stimme ich zu. Ich habe das entsetzliche Gefühl, dass uns die Zeit davonläuft. Beide Schiffe könnten mit Hilfe des Gravotron-Feldtriebwerks beschleunigen.
Momentan zwar mehr recht als schlecht, weil die Auswirkungen des nur wenige Lichtmonate entfernt tobenden Hypersturms durchschlagen werden, aber ein Übertritt in den Linearraum liegt im Bereich des Möglichen. Nur löst die statische Komponente des Halbraumfelds unsere Probleme nicht - um im Linearraum voranzukommen, sind wir auf den Vortrieb der Protonenstrahlen angewiesen.
Alles dauert so entsetzlich lang. Die ersten Segmente einer Ringspule fallen und werden von Traktorfeldern aufgefangen und abtransportiert. Die Luft im Triebwerksbereich ist inzwischen stickig und heiß, aber noch schließt niemand den Schutzhelm. Überall im Schiff wird unter Hochdruck gearbeitet. Die Fusions- und NSR-Reaktoren werden überprüft - zumindest die großen Energieerzeuger, deren Fehlfunktion die Sicherheit entscheidend beeinträchtigen könnte. Das Gleiche gilt für die Speicherbänke. Sie sind nicht empfindlicher als die Gravitrafspeicher, aber eben ungewohnt. Vor allem war der Platz für ihren Einbau nicht immer optimal. Provisorische Höchstleistung war das Schlagwort vor einigen Wochen; Ästhetik und Funktionalität schließen einander seitdem weitgehend aus.
Teilbereiche der Speicheranlagen erinnern mich an einen undurchdringlichen Dschungel; da bilden Flansche und Versorgungsleitungen ein wirres Durcheinander, umrankt von den zyklisch aufleuchtenden Kontrollröhren, und zwischen alldem gibt es monströse Feldleiter, Abzweigungen und Verteilersysteme, die früher weitgehend im Zwischendeck verliefen.
Höchste Aufmerksamkeit wird den Nug-Brennstoffkugeln zuteil. Die von Fesselfeldern gebändigten, komprimierten Protonenballungen unterlagen schon immer einer regelmäßigen Überwachung. Angesichts der ungewöhnlichen Belastungen und gestiegener Sicherheitsrisiken ist eine Permanentwartung unabdingbar.
Zweieinhalb Stunden dauert der Austausch der Ringfeldspule. Nach den Schwierigkeiten beim Abbau ist es geradezu Balsam für die Seele, die Neumontage in Rekordzeit zu erleben.
Die GEORGE EVEREST ist nicht so schwer betroffen. Sie meldet den Abschluss der großen Instandsetzungsarbeiten, als wir gerade die zweite Spule justieren. Zehn Minuten später setzt ein Trupp von sechzig Technikern zu uns über. Ich finde endlich sogar Zeit, mich\ um den Lastenkran zu kümmern, dessen Einsatz letztlich hilfreich sein kann. Die Prüfroutinen zeigen nach dem Unfall zwar eine Systemblockade an, dennoch ist ihnen keine Lokalisierung zu entlocken. Aber selbst Detailmessungen, nachdem ich die Kontrollkonsole geöffnet habe und die positronischen Verteiler offen liegen, erbringen nur diffuse Anzeigen.
Die aufputschende Wirkung des Medikaments scheint früher nachzulassen als erwartet. Inzwischen fühle ich mich zunehmend unwohl in meiner Haut. Vor allem
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