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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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erklärte Bantu.
    »General Sango lässt se schon seit drei Stunden suchen. Sie sin spurlos verschwunden!«
    »Gütiger Geist des Krieges!« Elloa riss erschrocken die Augen auf und legte die Hände auf die Wangen. »Es wird ihnen doch nichts zugestoßen sein…!«
    ***
    Sie ruderten die ganze Nacht hindurch. Als sich das erste Morgenrot am Horizont zeigte, waren die beiden Rucksackträger auf den Ruderbänken eingeschlafen.
    Grao’sil’aana und Mombassa trieben das Boot allein durch die Wogen. Der Generalfeldmarschall ruderte für drei Männer, Grao für mindestens fünf.
    Bald sah man den roten Rand der Morgensonne östlich aus dem See tauchen. Mombassa blickte sich um. »Da ist sie!«, rief aufgeregt. Er ließ die Riemen los, stand auf und blickte in Fahrtrichtung nach Süden. »Ich kann sie sehen…!« In der Ferne schwebte ein kleines, schattenhaftes Gebilde im Himmel über dem Urwald.
    Die Wolkenstadt Wimereux-à-l’Hauteur, die Hauptstadt des Reiches von Kaiser Pilatre de Rozier.
    »Lass uns noch eine Stunde weiter rudern«, sagte Grao’sil’aana ungerührt. »Sie ist noch mindestens zwanzig Kilometer entfernt.«
    Nach etwas mehr als einer Stunde hing die Sonne knapp über dem Horizont. Sie entdeckten eine Flussmündung und ruderten das Boot hinein. Einen Kilometer fuhren sie flussaufwärts und gingen an einem Sandstrand an Land. Dort weckten sie die beiden Rucksackträger.
    Die Männer hießen Safrayus und Do. Beide galten als Haudegen der besonders harten Sorte, kannten keine Skrupel und waren erst kürzlich vom verstorbenen König Yao wegen Schlägereien degradiert worden. Der Spezialauftrag galt ihnen als willkommene Gelegenheit, ihre Kampfkraft unter Beweis zu stellen und unter dem neuen König ihre alten Ränge zurück zu gewinnen.
    Mombassa zog das Boot an Land und half Safrayus und Do in die Schultergurte ihrer Rucksäcke. Jeder war voll gestopft mit Sprengstoff und wog mehr als sechzig Kilogramm.
    Der Generalfeldmarschall legte seinen Kopfschmuck ab und hängte sich seinen eigenen Rucksack über die Schultern. Er war nicht halb so schwer wie die Last der beiden Degradierten.
    Kräuter, Wurzeln, Pilze und chirurgische Instrumente enthielt er. Ab sofort war Mombassa ein Heiler und hieß Massa Born.
    Vor den Augen der drei Männer veränderte Grao’sil’aana seine Gestalt. Sein Gesicht wurde flacher, die Schuppen auf seiner Haut verschwanden, ihr silbriger Glanz wich einem samtenen Schwarz. Seine Hüften verbreiterten sich, seine Schenkel wurden schlanker, seine Schultern schmaler, und pralle Brüste wuchsen ihm. Sogar seine Kleidung bildete er nach: ein grünes Gewand und einen großen schwarzen Turban mit einem Gesichtsschleier. Das half ihm seine Masse zu verteilen und so die Körpergröße zu reduzieren. Eine über zwei Meter große Frau hätte in diesem Land zu viel Aufmerksamkeit erregt.
    Zum Schluss hängte er sich den Korb auf den Rücken. Der war breiter als seine Schultern und reichte ihm vom Hinterkopf bis weit über sein Gesäß. Zu zwei Dritteln enthielt er Schmuck und Silber. Das untere Drittel war dicht gepackt mit Faustfeuerwaffen, Munition und Sprengstoff.
    Mombassa betrachtete ihn voller Bewunderung und Respekt. »Wunderbar seht Ihr aus, Silana!« Er grinste und deutete eine Verbeugung an. »Gehen wir also und verkaufen den Leuten von Wimereux unseren Heiltee und unser Geschmeide! Und alles, was wir sonst noch zu bieten haben.«
    ***
    Es klopfte an der Tür. Pilatre de Rozier schlug die Augen auf.
    Wieder klopfte es. Es klang nicht direkt zaghaft, doch man hörte deutlich, dass dort draußen einer stand, der zwischen Zurückhaltung und Entschlossenheit schwankte.
    Er setzte sich auf und blickte zu dem großen Fenster. Der Morgen graute bereits. Gewöhnlich stand er nicht auf, bevor die Sonne nicht so hoch gestiegen war, dass sie in die Palastfenster schien. Das würde in frühestens zwei Stunden der Fall sein. Derjenige, der draußen vor der Tür stand und um diese Zeit zu klopfen wagte, musste schon einen triftigen Grund haben.
    Wieder pochte es, diesmal lauter. Und eine Stimme sagte:
    »Mon cher Père? Excellenz? Es ist dringend!«
    Die Stimme seines Sohnes! Jemand hatte es geschafft, Victorius vor Sonnenaufgang aus dem Bett zu holen? Dann lagen wahrhaftig dringende Angelegenheiten an!
    Er blickte nach rechts. Die blondeste seiner Gattinnen lächelte selig im Schlaf. Ihr Haar war ein goldener Schleier auf dem Kissen.
    Es klopfte erneut. »Un moment, s’il vous plaît!«

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