2228 - Der Bionische Kreuzer
wenn sie alles geben. Der Sternenozean durchmisst 340 Lichtjahre. Das bedeutet ...", er rechnete im Kopf, „... bis zum anderen Ende zweieinhalb Tage Flug unter Höchstlast. Ohne Schlaf, ohne Pause, und das ist nur eine Strecke. Was passiert, wenn wir kreuz und quer fliegen müssen?"
Rhodan zuckte mit den Achseln. „Echophage", wandte er sich an den Rechner, „welche Geschwindigkeit hat dieses Schiff früher mal erreicht?"
„Im Normalfall bis zu 176 Millionen Überlicht. Unter einer talentierten Epha-Motana deutlich mehr, auch die Fähigkeiten eines Vernetzers spielen natürlich mit."
Atlan hatte Recht. Fünfzigtausend war ein Witz.
Rhodan hielt es für denkbar, dass zum Erreichen höherer Geschwindigkeiten ein noch unbekannter Trick hinzukommen musste.
Oder dass die neue Hyperimpedanz sich eben doch auswirkte, auch auf die Motana und den Bionischen Kreuzer.
In dem Moment kehrte Stille ein. Zephyda und ihre Quellen betraten mit bleichen Gesichert, manche mit zitternden Gliedern, die mittlere Zentrale-Ebene.
„Und?" Von Zephydas Stirn perlten feine Tropfen Schweiß.
„Sechs Lichtjahre pro Stunde", bekundete Rhodan unbehaglich.
„Das klingt nicht nach sehr viel."
„Wir sind uns auch nicht einig. Ich persönlich halte den Wert allerdings für gut."
Sie widmete Rhodan, Atlan und Rorkhete einen matten Seitenblick.
Dann schleppte sie sich an der Spitze ihrer Leute Richtung Ausgang.
Als im Schiff Stille einkehrte, betrat Selboo das Waffendeck. Er war hier nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal allein. Seine Knie zitterten, und er war sicher, dass Dutzende Sensoren durch seine Maske schauten. Selboo fühlte sich elend.
„Ich grüße dich", sprach Echophages Stimme zu ihm, in einem Ton, der beinahe überrascht klang, aber dennoch so, als sei er ein uralter Freund. „Die Besatzung dieses Schiffes wird dich gewiss bald brauchen.
Ich bin froh, in dir einen würdigen Todbringer zu finden."
Da war sie, die Bestätigung. Die er gesucht hatte, seit er an Bord weilte. Die er nicht hatte finden wollen und der er sich dennoch nicht verschließen konnte.
Kein Zweifel, er war der Todbringer. Der gesuchte Dämon. Hätte er sich nur früher umgebracht, doch heute fehlte ihm selbst dazu die Kraft.
Selboo deutete nach oben, wo er Rhodan, Atlan und Rorkhete wusste. „Können sie uns hören?"
„Nein."
Der ehemalige Waffenmeister strich voll Abscheu um den Sessel des Kanoniers. Aber auch voll Neugierde, denn in gewisser Weise war das, was er vor sich sah, eine Waffe.
Waffen faszinierten ihn. Nicht die Gewalt war es, die ihn an der zugedachten Todbringer-Rolle abstieß. Töten hörte sich an wie eine Aufgabe, die zu ihm passte. Sondern es war die Vorstellung, in den Augen anderer widerlich zu sein. Dass er nie wieder zu den anderen zurückkonnte; dass niemand mehr mit ihm singen würde; dass es keinen Arm gab, der sich schützend um ihn legte, wenn er genug vom Töten hatte und müde war.
Er betastete das dicke Polster. In dem Sessel steckte eine vibrierende Energie. „Wie funktioniert das?", fragte er dumpf. „Ich bin ein Bogenschütze. Ich kann Pfeile machen. Aber ich kann nicht, ich meine ..."
Echophage sagte freundlich: „Ich verstehe. Mein Beistand hat mich bereits gebeten, eine kurze Einführung vorzubereiten."
„Epasarr?"
„So ist es. – Er weiß jedoch nicht, dass du dich in dem Moment hier befindest. Er kennt auch deine Identität nicht."
Selboo konnte Epasarr nicht leiden. An Bord der SCHWERT hatte ein Schwächling nichts verloren.
Dass ausgerechnet Epasarr bei Echophage war, schien Selboo unpassend und dumm. Zephyda wollte einen Krieg führen, und das ging nicht mit Leuten wie ihm.
„Bitte setz dich", lockte Echophage. „Der Vortrag lässt sich dann leichter verfolgen."
Selboo starrte auf den Sessel des Kanoniers. Die kahle Wand dahinter verwandelte sich in seiner Vorstellung in eine Phalanx aus Motana. Sie standen alle mit verschränkten Armen da und verstießen ihn, für ein Verbrechen, das er nicht begriff. Nicht weil er tötete. Sondern weil er ein Dämon war.
„Nein!"
Echophage produzierte ein seufzendes Geräusch.
In der Luft erschien ein schimmerndes Bild. Der Waffenmeister erkannte eine verkleinerte Darstellung der SCHWERT. Selboo wusste, dass es sich um eine holografische Projektion handelte. Welcher technische Vorgang dahinter steckte, wusste er nicht, doch er bemühte sich, es zu begreifen. In den Finnen, in den Enden der Schwingen und am Heck blitzten fünf
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