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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie zu langsam von Begriff war - Kischmeide konnte es nicht sagen. Venga war geblieben, nur das zählte, und es tat viel besser zu schreien, wenn man ein Gegenüber hatte. Der Pflanzendom mit seinem mit dichtem Moos bedeckten Boden machte es ohnehin schwer genug, einen anständigen Wutanfall zu inszenieren. Das Moos schluckte den Schall.
    Wenn es so weitergeht, dachte Kischmeide, lasse ich das Moos herausreißen, dann hört mich die ganze Stadt! „Eine schöne Weisheit", versetzte sie in Vengas Richtung. „Natürlich hat es ein Ende - sobald jede Siedlung Tom Karthays ihre Delegation geschickt hat! Oder diese Vetteln an Altersschwäche gestorben sind. Oder - ja genau, so wird es kommen! - ich irgendwann vor Wut tot umkippe!"
    Venga sah sie aus weit aufgerissenen Augen an. „Kischmeide, nein! Das darfst du nicht. Was würden wir ohne dich anfangen?"
    „Die einen würden ruhiger schlafen, weil sie nicht durch Gebrüll aufgeweckt werden, die anderen für immer, nachdem sie ein Orkan bei ihrem idiotischen Campieren vor der Stadt erwischt und zu Flodder verarbeitet hat!"
    „Bitte, beruhige dich!" Venga trug eine neue Uniform, ohne Flecken, und hatte es geschafft, sie korrekt anzuziehen, zumindest auf den ersten Blick. Kischmeide hätte es für ein Zeichen der Besserung im Sinne einer verbesserten Pflichterfüllung gehalten, hätte ihr nicht eine andere Botin zugeflüstert, dass Venga unmittelbar nach Dienstende eine Verabredung mit einem der Bogenschützen hatte, die das Blisterherz bewachten. „Die Frauen üben doch nur ihre Rechte aus", fuhr Venga fort. „Jede Motana hat Anspruch auf eine Audienz mit der Planetaren Majestät."
    „Aber doch nicht wegen jedem ..." Kischmeide schluckte den Kraftausdruck im letzten Moment hinunter. „So geht es einfach nicht. Natürlich haben sie das Recht vorzusprechen, aber wie soll ich regieren, wenn ich nur noch damit beschäftigt bin, Delegationen zu empfangen, die mit der immer gleichen Bitte kommen?"
    „Hm, du könntest sie einfach ..." Vengas Katzenaugen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, was sie gerade zu sagen im Begriff war. Sie legte schnell die Hand auf den Mund.
    Es war zu spät. „... ziehen lassen? Kommst du mir schon wieder damit? Selbst wenn ich es wollte, ich kann es nicht."
    „Und wieso nicht?"
    „Was?"
    „Wieso nicht? Lass die Frauen ziehen. Sie sind alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen."
    Kischmeide musterte Venga nachdenklich. Die Botin besaß Mut. das musste sie ihr lassen. „Das ist richtig. Aber trotzdem geht es nicht. Weil ich ... Ach, das führt jetzt zu weit!"
    Weil ich mich sonst gleich auf das Altenteil zurückziehen könnte, führte sie in Gedanken zu Ende. Ich bin Planetare Majestät, weil ich Verantwortung für andere übernehme. Täte ich das nicht, wäre ich nicht anders als du, eine Befehlsempfängerin, die tut, was man ihr sagt, und sich nicht darum kümmert, welche Auswirkungen ihre Handlungen haben.
    Kischmeide ging mit schweren, wütenden Schritten auf und ab, entlang der Sitzbänke, auf denen sonst ihre Wegweiserinnen Platz nahmen - die sich beim Nahen der letzten Bitt-Delegation ausnahmslos unter dem Vorwand dringender Aufgaben in andere Teile Kimtes abgesetzt hatten.
    Eigentlich waren sie nicht besser als Venga. Die großen Zusammenhänge kümmerten sie nicht. Nur: Venga war jung, eine einfache Botin. Niemand konnte von ihr erwarten, Verantwortung für die Gesamtheit der Motana auf Tom Karthay zu übernehmen. Die Wegweiserinnen dagegen...
    Kischmeide hatte das Gefühl, dass das gesamte Schicksal des Planeten auf ihren Schultern ruhte. Ein zu großes Gewicht für eine einzelne Frau. Vielleicht sollte sie auf Vengas Rat hören, einfach nachgeben und mit den Weibern nach draußen ziehen, bis ein Orkan sie für immer von ihrer lästigen Pflicht erlöste.
    Kischmeide verharrte vor dem Rednerpult in der Mitte des Blisterherzens. Wieso eigentlich nicht?, dachte sie. „Venga, was sagt der Wetterbericht?"
    Alle Boten wussten über den Stand des Wetters Bescheid. Ihre Aufträge führten sie oft in andere, weit entfernte Siedlungen, und eine Reise von Stadt zu Stadt zu wagen, ohne über die Wetterentwicklung Bescheid zu wissen, kam Selbstmord gleich. „Schwache Winde", kam die Antwort zügig. „Für heute Nacht ist Flautewetter angesagt. „Bestens. Wir brechen gleich auf!"
    „Gleich? Muss das sein? Und wohin?"
    „Auf die Ebene vor der Stadt natürlich. Ich nehme deinen Rat an. Wenigstens die alten Weiber Kimtes sollen

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