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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als absolute Koryphäe, was zeitgenössisches Kriegsrecht betraf. Er strich seinen dünnen schwarzen Schnurrbart glatt, hüstelte und ergriff, nachdem ihm Bull auffordernd zugenickt hatte, das Wort: „Meiner bescheidenen Meinung nach können, ja müssen wir, ob es uns gefällt oder nicht, von folgender Prämisse ausgehen", begann er etwas umständlich. „Sämtliche dem Kralasenen Shallowain vorgeworfenen Verbrechen sind während eines von beiden Kombattanten explizit und einvernehmlich als solches konstatierten Zustands des Interstellaren Krieges geschehen. Ich denke, meine Kollegen von der TUV werden diese Rechtsauffassung teilen."
    Die Angesprochenen nickten zustimmend. Njiel beugte sich vor und klopfte mit dem Nagel seines dünnen Zeigefingers auf die Tischplatte.
    „Und da liegt auch schon unser Hauptproblem. So etwas wie eine verbindliche galaktische Kriegsverbrechercharta existiert nicht. Was es hiezu an Vorarbeiten verschiedenster Kommissionen und Unterausschüsse des Galaktikums beziehungsweise an Vorverträgen zwischen einzelnen Machtblöcken gegeben hat, wurde seit der Machtergreifung Imperator Bostichs so oft dessen Bedürfnissen entsprechend uminterpretiert, dass es de facto null und nichtig ist und auch bei optimistischster Betrachtungsweise bestenfalls totes Recht genannt, jedoch nicht mehr sinnvoll ausjudiziert werden kann."
    Über Bullys Nasenwurzel bildete sich eine kleine, kaum sichtbare Falte, die Fran sehr gut kannte. Sie ergriff unter dem Tisch seine Hand und drückte sie.
    Halte durch, hieß das.
    „Aber es steht doch wohl außer Zweifel", sagte er, „dass Shallowain der Hund eine Vielzahl grauenvoller Missetaten begangen beziehungsweise angeordnet und also zu verantworten hat! Ich meine, er hat zwei Dutzend unschuldige Geiseln ermorden lassen, praktisch vor den Augen des gesamten Planeten, und ..."
    „Entschuldige bitte, Minister Bull, dass ich hier gleich einhake", unterbrach ihn Switha Cokk. „So schändlich Shallowains Handlungen auch waren – er hat sie auf einem arkonidischen Planeten gegenüber Bürgern begangen, die zwar von Terranern abstammen, aber seit der Annexion des Sternenarchipels Hayok per definitionem Arkoniden sind. Folglich unterliegen sie der Jurisdiktion des Kristallimperiums."
    „Und es geht noch weiter", nahm Hardiu Fennesz den Faden auf: „Die Existenz des SPEICHERS, gegen den sich die von Shallowain initiierten, jedoch – und hier müssen wir ganz genau sein – nicht von ihm persönlich begangenen Aktionen richteten, war ein klarer Verstoß gegen geltendes arkonidisches Recht. Der SPEICHER war schlicht und einfach eine Spionagestation."
    „Was bedeutet, dass man bedenkenlos Zivilisten abknallen darf, wie es einem gerade einfällt?"
    „Nein. Oder eher: jein. Unter gewissen Umständen, aus arkonidischer Sicht ... Sagen wir mal, es verkompliziert das Verfahren ganz außerordentlich, dass auf sämtliche Vorgänge rund um den SPEICHER arkonidisches Militärrecht anzuwenden ist; allzumal, wie gesagt, zum Zeitpunkt der erwähnten Vorfälle noch Krieg herrschte."
    „Ich stimme Hardiu in allen Punkten zu", sagte Switha Cokk. „Wie euch sicherlich nicht verwundern wird, leistet die Verwaltung des Tatos und der Mascanten kaum nennenswerte Amtshilfe, sondern verdunkelt im Gegenteil nach Kräften. Soll heißen, wir verfügen zur Stunde über so gut wie keine verwertbaren Belege dafür, dass Shallowain wirklich die entscheidenden Befehle gab oder gar persönlich an den Tötungen beteiligt war."
    „Es ist ja nicht so, dass ich das nicht alles schon einmal gehört hätte." Bullys Stimme klang wütend.
    „Kirech Sorcha, ein Rechtsexperte der Liga Freier Terraner, hat mir das vor einem Monat doch schon einmal erklärt."
    „Die Rechtsprechung ist aber dieselbe, wie mir scheint", sagte Switha Cokk. „Wir weisen dich nur noch einmal darauf hin."
    Bully schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Es kann doch wohl nicht sein, dass der Kerl ungestraft davonkommt!", polterte er. „Wollt ihr damit zum Ausdruck bringen, ich solle auf den Prozess verzichten und den Hund einfach laufen lassen? Ihm vielleicht noch ein kleines Souvenir mitgeben und einen warmen Händedruck? >Tschüs, war nett, danke schön, dass Sie uns besucht haben, beehren Sie uns doch bald wieder !<" Fran sah den Rechtsexperten an, dass sie gegen eine solche Vorgangsweise nicht unbedingt sehr viel einzuwenden gehabt hätten. Eine längere, peinliche Pause trat ein.
    Bertal Njiel nestelte an seinem

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