Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Regenzeit brach an, und kalte Winde peitschten über das Land. Jetzt gab es nicht nur hin und wieder mal einen Schauer, sondern es regnete beinahe den ganzen Tag und einen Teil der Nacht hindurch. In den Straßen und Gassen Takijons watete man buchstäblich durch Schlamm und Dreck.
    Dando machte sich Sorgen um Otarie, die immer wieder erkältet war und unter einem krampfartigen Husten litt - wie die meisten der anderen Caiwanen, die für die Arkoniden arbeiteten. Wenn sie vom Bergwerk in die kleine Hütte zurückkehrten, nahm er sie in die Arme, trocknete sie und versuchte, sie zu wärmen. Nicht immer gelang es ihm. Dann zündete er ein kleines Feuer an oder besorgte ihr bei einem der vielen Händler eine heiße Brühe, um sie ihr einzuflößen. Sie dankte ihm mit ihrer zärtlichen Liebe für seine Fürsorge. „Wir müssten einmal hinaus aus Takijon", sagte er. „Wir sollten für einige Tage in die Berge gehen, hoch hinauf, wo es kühl, aber trocken ist. Du musst endlich gesund werden."
    „Dann verdienen wir kein Geld und verlieren zudem die Arbeit im Bergwerk", sträubte sie sich. „Das alles ist im Moment vollkommen unwichtig", erwiderte er. „Wenn sich die Krankheit verschlimmert, ist es sowieso vorbei mit der Arbeit."
    Sie stritten noch eine Weile miteinander, dann gab Otarie nach. Noch in dieser Nacht brachen sie auf, verließen Takijon auf dem Rücken von zwei gutmütigen, jedoch zähen Gauarties. Sie brauchten bis zum Mittag des nächsten Tages, um so hoch zu steigen, dass sie die Wolken und die Nässe hinter sich ließen. Es war kalt im Gebirge, doch sie fanden ein weites Tal mit einer üppig wachsenden Flora, wo es genügend Holz für eine einfache Hütte gab und Dando ein Feuer entzünden konnte, das ständig brannte. Daneben gab es ausreichend essbare Pflanzen und Wurzeln, so dass sie ihren Hunger stillen konnten.
    Otarie erholte sich schnell. Schon nach einigen Tagen fühlte sie sich vollkommen gesund. Sie hustete nicht mehr, und ihre Stimme war wieder klar und rein. Noch aber wollte Dando nicht zurück nach Takijon. „Wir bleiben noch, damit wir kräftiger werden", beschloss er. „Die Arbeit im Bergwerk wird noch anstrengend genug."
    Nachdem zwei Wochen vergangen waren, fühlten sich beide den kommenden Aufgaben gewachsen.
    Während der ganzen Zeit in den Bergen hatten sie nicht ein einziges Mal mit Kopf gesprochen, sondern sich hauptsächlich miteinander beschäftigt. Sie waren glücklich und hätten sich am liebsten in dem Hochtal angesiedelt. Doch Dando war ehrgeizig. Er wollte kein Siedler sein, sondern Reichtümer erwerben und die Gegebenheiten nutzen, die ihm die Stadt bot.
    Spät in der Nacht zogen sie in Takijon ein. Sie lieferten ihre Reittiere ab, und dabei wunderten sie sich, wie still es in der Stadt war. Auch der Vermieter der Gauarties sprach kein Wort, bis Otarie ihn ansprach. „Was ist los?", wollte sie wissen. „Es stimmt etwas nicht in der Stadt. Ich spüre es."
    Der Cawaine wandte sich ab und blickte zum Bergwerk hinauf. „Es hat viele Tote gegeben", entgegnete er. „Hunderte. Die Weißen wollten die Arbeiter vor dem Regen schützen. Aber sie haben sie umgebracht."
    Dando und das Mädchen verstanden nicht. Sie versuchten, mehr zu erfahren, doch der alte Mann schwieg beharrlich. Schließlich gaben sie auf und gingen zum Bergwerk hinauf. Sie folgten einem breiten Weg, der steil anstieg, bis sie die Eingangsstollen sehen konnten. Davor befand sich ein ausgedehntes Plateau. Es war offen gewesen, als sie die Stadt verlassen hatten. Nun wurde es von einem flachen Dach abgedeckt, und der Boden war von einer matt schimmernden Substanz überzogen. „Die wollten nicht, dass unsere Leute auf dem Erdboden schlafen", erkannte Dando. „Da die meisten von ihnen erkältet waren, sollten sie auf trockenem Boden liegen."
    „Und keiner hat die Weißen gewarnt."
    „Vielleicht hat es jemand versucht, aber sie haben nicht auf ihn gehört."
    „Danach hat es Tote gegeben. Viele Tote. Und der Bergbau ruht." Er schritt langsam unter dem Dach entlang bis zu den Eingangsstollen hin. Der Betrieb war eingestellt worden. Während sonst Tag und Nacht Kristalle gewonnen wurden, herrschte nun absolute Ruhe. Eines jener rätselhaften Zaubergeschöpfe, vor denen sich alle Caiwanen fürchteten und die von Kopf Roboter genannt wurden, stand regungslos am Eingang eines Stollens und bewachte ihn. „Jemand muss es den Weißen sagen", rief Dando. „Sie müssen wissen, welchen Fehler sie gemacht haben. Ich

Weitere Kostenlose Bücher