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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alles zerschlagen. Aber wäre denn etwas gegen Nadelstiche einzuwenden?"
    „Ganz und gar nicht!"
    „Kopf hat Recht. Es ist nicht leicht, es sich vorzustellen, aber es ist so, wie er gesagt hat. Uns gehört diese Welt. Uns. Nicht den Arkoniden. Also gehören uns auch die Berge mit den Hyperkristallen. Das sind die Regeln, die angeblich für alle Völker unter den Sternen gelten. Warum gewinnen die Weißen großen Reichtum mit den Kristallen, während wir so gut wie nichts erhalten?" Sie griff nach dem Robotkopf und drehte ihn in den Händen, um ihn von allen Seiten zu betrachten. Weil sie in Ruhe über die ihnen vermittelten Informationen nachdenken wollten, hatten sie die Batterie entfernt und schon einige Zeit nicht mehr mit ihm gesprochen,. „Wir beide haben lange gebraucht, um zu begreifen, dass ganz Caiwan uns Caiwanen gehört", sinnierte er. „Dabei hat Kopf uns geholfen. Für die anderen Caiwanen wird es viel schwerer. Sie haben Kopf nicht als Lehrer, und uns werden sie vielleicht gar nicht zuhören. Es können Jahre vergehen, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt haben, dass es ihr gutes Recht ist, sich zu wehren."
    „Wenn wir Owara Asa Tagakatha auf unserer Seite haben, geht es schneller", hoffte sie. „Der Priester ist klein und schmächtig, aber er ist ein mächtiger und einflussreicher Mann. Wenn er für uns spricht, werden sich uns viele anschließen."
    Dando schob sich die Hörmuschel weit über den Kopf zurück, sodass sie sich beinahe im Nacken zusammenfaltete."Wir reden von Widerstand, Otarie. Wir denken an Kampf gegen die Arkoniden. Wir werden eine Lawine auslösen, wenn unser Volk erst einmal erfasst hat, dass es betrogen wird und dass die Arkoniden nicht im Auftrag der Götter auf unserer Welt sind, sondern dass sie uns schlicht und einfach ausplündern. Sie lassen uns ganz bewusst nicht an ihrem Wissen teilhaben, weil sich Dumme und Ungebildete problemlos täuschen und ausbeuten lassen."
    Otarie erhob sich. Sie blickte zum Kupfermond hinauf, der eine schmale Sichel bildete. „Die zehn Frauentage haben begonnen", sagte sie. „Der Priester wird also zehn lange Tage mit keinem einzigen Mann reden."
    „Arkoniden ausgenommen", warf Dando ein. „Deshalb werde ich zu ihm gehen. Warum sollten wir warten? Je früher wir beginnen, uns gegen die Arkoniden zu wehren und um bessere Verhältnisse für uns zu kämpfen, desto besser für uns. Ich reite zum Finger Gottes.„„Aber nicht allein." Dando erhob sich ebenfalls. „Das wäre zu gefährlich. Ich begleite dich. Sobald wir beim Tempel sind, bleibe ich zurück, damit er mich nicht sieht. Dann kannst du mit ihm reden."
    Otarie war einverstanden. Abgesehen davon, dass sie sich Reittiere besorgen mussten, waren keine Vorbereitungen zu treffen. So waren sie schon eine Stunde später unterwegs in die Berge. Stunden vergingen, bis der Finger Gottes endlich vor ihnen auftauchte. Helles Licht strahlte von der Unterseite seines Schirms auf die Plattform herab. Es ließ den Tempel noch gewaltiger erscheinen, als er ohnehin war. Sein scheinbar schwerelos schwebendes Dach schien größer zu sein als die Raumschiffe der Arkoniden.
    Winzig wirkte dagegen der Altar, der sich in mehreren Stufen erhob. Auf der obersten Stufe stand die silbern schimmernde Säule. Sie war etwa doppelt so groß wie ein ausgewachsener Caiwane. Das wurde deutlich, weil der Priester sich mit dem Rücken an sie lehnte, die Arme vor der Brust gekreuzt, den Kopf gesenkt und die Hörmuschel so weit nach vorn gestülpt, dass sein Gesicht im Dunkeln verborgen war. Owara Asa Tagakatha war offenbar tief in Gedanken versunken. Er schien auf seine Art mit den Göttern zu kommunizieren.
    Ein kompliziert aussehendes Gebilde aus Federn des prachtvollen Raubvogels Caithar schmückte seinen Kopf und legte zugleich Zeugnis dafür ab, dass der Priester ein ungewöhnlich mutiger Mann war. Caithare waren außerordentlich schwer zu jagen. Die Raubvögel lebten an senkrecht abfallenden Felswänden wie etwa am Berg Tharyt. Wer eines dieser Tiere erlegen wollte, musste sich ihnen mit einem Gleitsegel nähern. Eine andere Möglichkeit, bis auf Schussweite an sie heranzukommen, gab es nicht.
    Der Jäger startete von der Oberkante der Felswand aus, ließ sich in die Tiefe gleiten und erlegte den Raubvogel mit einem Pfeil eines schon vor dem Start gespannten Bogens. Bei einem solchen Manöver waren schon viele Männer abgestürzt und gestorben, da es überaus schwierig war, den Pfeil ins Ziel zu bringen und

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