2248 - Friedenskämpfer

wirkten Furcht einflößend.
    Nychewarau konzentrierte sich für einen Augenblick. Äußerlichkeiten wie die Schiffskonstruktion ließen zwar Rückschlüsse zu, letzten Endes waren sie aber unbedeutend. Gegen diesen Koloss war sein eigenes Schiff nicht mehr als ein kleines Rettungsboot, und die hundert Schritte Distanz ... Er dachte lieber nicht darüber nach.
    Mit einem Zungenschnalzen aktivierte er den Sender. „Nychewarau, Schutzherr von Jamondi, entbietet seinen Gruß."
    Eine Antwort blieb aus. Stattdessen entstand ein Energiefeld zwischen beiden Schiffen, das die entfesselten Naturgewalten abhielt. Diese wortlose Einladung war unübersehbar.
    Minuten später verließ Nychewarau sein Schiff. Er trug nur den leichten Bordanzug, der seinem Leib Halt gab -und alle drei Armpaare ebenso wie die Beine frei ließ. Waffen hatte er nicht bei sich, sogar auf einen an den Unterarm geklammerten Mikronadler hatte er verzichtet.
    Für einen Augenblick hatte er die entsetzliche Vision, zu seiner eigenen Hinrichtung zu schreiten. Er verdrängte sie.
    Ein Traktorstrahl holte ihn an Bord des Ghor'na'ghul-Schiffs. Ein Lamellenschott öffnete sich vor ihm und schloss sich, kaum, dass er den anschließenden düsteren Korridor betreten hatte. Lauflichter führten ihn. Er hatte ein Empfangskomitee erwartet, bewaffnete Soldaten oder Ähnliches. Aber vielleicht war es besser so.
    Furcht schlich sich in seine Gedanken ein, eine hilflose Ohnmacht. Würde er der Erste sein, der die Ghor'na'ghul sah und davon berichten konnte? Oder sahen die Unbekannten in ihm nur eine willkommene Informationsquelle?
    Selbstzerstörerische Gedanken schoben sich in den Vordergrund. Nychewarau bezweifelte plötzlich, dass er den Sternenozean jemals wieder sehen würde. Wenn sie mich töten, soll mein Ende nicht ungesühnt bleiben! Dann weist sie in ihre Schranken! Diese Vorstellung machte es ihm leichter, seinen Weg fortzusetzen. Er selbst war nicht unersetzlich, niemand war das. Doch es tat gut zu wissen - oder zu wissen zu glauben -, dass das eigene Leben nicht sinnlos vergeudet wurde. Vor Nychewaraus innerem Auge entstanden die Bilder einer Raumschlacht: Dutzende der verschrobenen Schiffsknäuel wurden von Schutzherren-Portern angegriffen und eines nach dem anderen vernichtet. Auch die Stützpunktwelten der Ghor'na'ghul wurden von den vereinten Flotten der Völker in Ammandul unter Feuer genommen ...
    Er hatte eine unübersichtliche Halle betreten, vielleicht die Zentrale, auf jeden Fall ein großer Kommandoraum. Galerien klebten wie Vogelnester an den Wänden und unter der Decke, und auf der Eingangsebene behinderten unterschiedlichste Aggregate die Sicht.
    Von mehreren Seiten kamen Ghor'na'ghul auf ihn zu. Sie waren vielgliedrige, bizarre Geschöpfe, deren Fortbewegung einem unsicheren Staken entsprach. Insektoid, erkannte Nychewarau. Buschige Fühlerpaare reckten sich ihm entgegen, mehrgelenkige Gliedmaßen reckten sich drohend in die Höhe, dazu die riesigen, grün schillernden Facettenaugen, in denen er ein tausendfach verzerrtes Abbild des Raums zu erkennen glaubte.
    Lange stabförmige Gebilde schlugen neben und hinter ihm auf den Boden und ließen ihm nur einen Weg. Er ging weiter, seziert von den stechenden Blicken der Soldaten. Nichts anderes konnten diese Wesen sein, deren körpereigener Panzer durch Metallplatten komplettiert wurde.
    Auf einem erhöhten Podest kauerte ein besonders großer Ghor'na'ghul. „Du glaubst, mit uns reden zu müssen?
    Sage mir, warum! Aber gib mir eine gute Antwort!"
    Nychewarau streckte sich. „Wir müssen einen Weg finden, in Frieden miteinander zu leben. Das Leben ist zu kostbar..."
    „Dein Leben?"
    „Auch das der Ghor'na'ghul."
    Sie lachten. Nychewarau deutete den losbrechenden Lärm jedenfalls als Gelächter. „Was kümmern uns deine Worte? Wir nehmen uns, was wir brauchen, und wer will uns daran hindern?"
    „Die Schutzherren ..."
    Zwei Soldaten rammten Nychewarau ihre Stäbe in den Leib. Er hatte das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen, und brach in die Knie. „Der Stärkere wird die Auseinandersetzung überleben", erklärte der Ghor'na'ghul schroff. „Oder der, dessen Bevölkerung fruchtbarer ist. Wir züchten unsere Nachkommen auf den besetzten Welten; Milliarden von uns werden bald Ammandul überschwemmen ... Und du sprichst davon, uns aufhalten zu wollen?"
    „Weil ihr euch selbst auslöschen werdet."
    „Du bist besorgt? Verstehe ich das richtig? Ein Freund der Ghor'na'ghul?"
    „Ich bin ein