2257 - Der Mikrodieb
aufgefangenen Funkmeldungen verstärkte sich der Eindruck einer bedrohlichen Entwicklung. Die Völker in Magellan schlitterten unaufhaltsam in die Katastrophe.
Und im ENTDECKER bildete sich eine Initiative, die der Rettung Schiffbrüchiger den Vorzug vor dem eigentlichen Expeditionsziel gab.
Na warte!, schimpfte Bully. Er wusste genau, dass nur die Mascantin dahinter stecken konnte. Sie appellierte an das gute Herz der menschlichen Besatzungsmitglieder.
Reginald Bull nahm es als Eingeständnis der Arkonidin, dass sie die Absichten der LFT sabotieren wollte.
Der Gedanke, sie in einen Shift zu stopfen und in die nächstbeste Sonne zu schießen, schien ihm gar nicht mehr abwegig.
Malcolm S. Daellian brauchte keinen Sessel. Sein Medotank hing mitten in der Luft vor dem Halbrund des Kommandostands. Der Schatten des Behälters reichte weit, vermutlich fast so weit wie das Ansehen des Wissenschaftlers, das er sich in der RICHARD BURTON inzwischen erworben hatte. Mit Hilfe seiner Kameras behielt der Wissenschaftler die gesamte Zentrale im Blick. „Bisher können wir nur Spekulationen anstellen", klang es aus dem Lautsprecher an der Frontseite des Behälters. „Hochrechnungen laufen nach jeder Linearetappe, aber sie bringen uns auch nicht weiter."
„Wie lange noch?" Selbst nach zwölfstündigem Schlaf fühlte sich Bully keinesfalls frisch und erholt. Die Ungewissheit zehrte an seinen Nerven.
Der Medotank schwankte leicht. „Schwer zu sagen, Reginald. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass der Jetstrahl mitten in Magellan die Richtung wechselt. Also geht er durchs Zentrum beziehungsweise endet dort."
Sie hatten es vor dem Aufbruch aus dem Hayok-System schon einmal durchgesprochen. Im Bereich der Sonne Sol fehlte jede hyperenergetische Abweichung, mit der sie eigentlich gerechnet hatten. Der Jetstrahl durchzog den Hyperraum und verschwand im Innern des gelben Sterns, als handle es sich bei ihm um eine Boje, die jemand im Vorbeigehen an dieser Stelle aufgehängt hatte. „Rechne nicht damit, dass wir das Problem mit dem Jetstrahl und Gon-Orbhon schnell lösen", fuhr Daellian fort, und seine Lautsprecherstimme erhielt einen leicht scheppernden Klang. „Beide bewegen sich in einem Teil des Hyperfrequenzbandes, in den wir mit unseren Mitteln nicht vordringen, können."
„Die SOL ...", sagte Bully, „wenn wir nur wüssten, was aus ihr geworden ist..."
„Es ist nicht einmal gesagt, dass die Aura-Zange der SOL etwas ausrichten könnte.
Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist die Frau im Container."
„Wenn du für alles einen Vorschlag hast, dann vielleicht auch hier. Wie kriegen wir Bre Tsinga dazu, uns endlich reinen Wein einzuschenken?"
„Gar nicht. Sie sagt in allem die Wahrheit. Sie ist sich ihres Irrtums nicht bewusst. Ihr Gehirn weist keine organischen Unterschiede zu vorher auf. Die Unterschiede liegen im psionischen Bereich. Bei Gucky könnten wir unter Umständen Spuren nachweisen, denn seine Kräfte sind in aktivem wie passivem Zustand extrem stark ausgeprägt. Bre hingegen ist lediglich eine schwache Empathin."
„Dann ist sie keine große Hilfe, um Gon-Orbhon zu finden", stellte Bully folgerichtig fest. „Das kann man so sagen. Sogar schon vor unserem Abflug hätte ich das prognostizieren können."
„Es war eine Hoffnung."
„Vielleicht wird ja auch noch etwas daraus. Vor Ort verändert sich manches, wie du sehr wohl weißt. Was hätte ich davon, dir alle Hoffnung zu nehmen? Nachher kommst du noch auf den Gedanken, dem Drängen aus den Mannschaften nachzugeben und den Kurs zu ändern."
Bully schnaubte unwillig. „Wir geben nicht einmal Tipps oder Daten weiter. Wir existieren gar nicht. Kein Lebewesen darf unser Schiff sehen, und wenn doch, dann wird es auf absehbare Zeit unser Gast sein."
Bully gehörte eigentlich nicht zu jenen Menschen, für die der Zweck jedes Mittel heiligte. Aber in diesem Fall wollte er für ein paar Wochen eine Ausnahme machen.
Gäste in der RICHARD BURTON durften das Schiff erst verlassen, wenn sie mit ihrem Wissen keinen Schaden mehr anrichten konnten. Wenn Gon-Orbhon gefunden war ...
Bully war heilfroh, dass der Ilt sich an Bord befand. Den stärksten und erfahrensten Mutanten der Milchstraße an seiner Seite zu wissen ließ ihn deutlich ruhiger und zuversichtlicher werden. „Was ist mit Trerok?", wechselte der Aktivatorträger das Thema. „Kommst du mit ihm zurecht?"
„Er könnte sich als wertvoll für unsere Arbeit erweisen. Als Wissenschaftler des
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