2262 - Der Submarin-Architekt
„Dann können sich die letzten zwanzig Shoziden beruhigt zurücklehnen und darauf warten, bis unser Volk endgültig ausgestorben ist. Wie war das, als du auf Baikhal Cain unterwegs warst? Hast du da nicht ständig an dein Volk gedacht? Hast du deine Hoffnung denn aufgegeben, zurück in den Schoß unserer alten, großartigen Zivilisation zurückzukehren? Weißt du nicht mehr, wie du dich all die Jahre fühltest, als du annehmen musstest, der letzte Shozide zu sein? Willst du, dass dieses Gefühl wiederkehrt - in zwei Generationen? Spürst du nicht den Ruf des Blutes? Bist du so blind geworden in deiner Einsamkeit, dass du nicht mehr weißt, was zu tun ist? Wenn du schon nicht mit der Technik unserer Zivilisation umzugehen gelernt hast, dann tu wenigstens da deine Pflicht, wo du es kannst.
Rette dein Volk!"
Rorkhete stand einfach nur stumm da. In seinem Kopf breitete sich eine endlose Leere aus.
Hatten diese hochnäsigen Sprücheklopfer denn keine Ahnung? Sie taten, als sei er eine Maschine.
Eine dumme Maschine!
Der Gedanke gab ihm das Stichwort. „Haltet ihr mich für eine Maschine? Mit denen könnt ihr gut umgehen. Mit mir nicht. Folglich bin ich keine, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut. Ich habe mit euch kein Problem, ihr aber mit mir. Vielleicht denkt ihr nächstes Mal zuerst nach, bevor ihr den Mund aufmacht!"
Die Riharion-Shoziden starrten ihn mit offenem Mund an. Ihre Augen glühten wie Kohlen, einmal heller, einmal dunkler, bis sie schließlich fast zu erlöschen drohten.
Rorkhete war schon auf dem Weg zur Tür. Vandenbarg eilte hinter ihm her. „Versteh uns bitte nicht falsch. Wir können einfach nicht anders. Du bist unsere letzte Rettung. Ist es so schwer für dich, diese wonnevollen Pflichten zu erfüllen?"
„Ohne vorher gefragt zu werden, ja. Ich werde jedoch darüber nachdenken. Vielleicht schließen wir zwei einen Handel miteinander. Ich lasse dir beim ersten Mal den Vortritt. Bestimmt kann ich von dir lernen ...
6.
Die Stimmen der Toron Erih hallten durch das Wasser, verzerrt und dumpf, aber mit einer Lautstärke, die ihre membranerzeugten Worte über mehrere Tauchbootlängen durch das Wasser trug, ehe sie in einem undeutlichen Murmeln zwischen den Wellen versackten. „... sind soeben ein paar Melker hereingekommen. Sie haben mit eigenen Augen gesehen ..."
Remo Quotost ließ das Boot über die Oberfläche der Plattform schrammen. Mit seltener Ungenauigkeit schlitterte es um Armeslänge an der Dockvorrichtung vorbei. Funken sprühten, als der Bug mit dem energetischen Fangnetz in Berührung kam. Winzige Flämmchen eilten an den Streben entlang bis nach hinten, wo sie sich an der Heckfinne trafen. Ein leiser Knall begleitete die Entladung. „... sind die Melker sofort zum Gischter aufgetaucht und mit Höchstgeschwindigkeit nach Lathor zurückgekehrt ..."
Die Gedanken des Submarin-Architekten jagten einander. Wenn sie tatsächlich sofort hierher gekommen waren, führten sie die wertvolle Molke noch immer mit sich. „Ich will den Behälter sehen." Er gab seinen Standort durch. Mit ungewohnter Hast stieß er sich anschließend aus dem Boot ins Freie, beschleunigte mit den Beinflossen und breitete die Schwingen des Torons aus. Wie ein Vogel am Himmel glitt er durch das Wasser, den Körper möglichst flach, sodass er besonders sanft und zielgenau dahingleiten konnte.
Sie kamen ihm auf dem Weg zum nächsten Gischter entgegen. Er prüfte den winzigen Behälter, besah sich noch immer ungläubig den milchigen Inhalt.
Substanz 101 - es gab keinen Zweifel, die Melker sprachen die Wahrheit.
Sie hatten die ELEBATO mit dem kleinen Schiff auf ihrer Oberseite gesehen.
„... wobei es sich ohne Zweifel um eine Minaturausgabe eines T-Kreuzers handelt …"
Die Toron Erih ließen die Musterung durch den Tenn reglos über sich ergehen. Als sein Interesse an ihnen erlosch, schwammen sie zurück. „... kann nur die Schutzherrin entscheiden, was es wirklich ist..."
Mit heftigen Stößen arbeitete sich der Submarin-Architekt zu dem Gischter hinauf. Die Tür stand offen.
Er zog sich hinein, klammerte sich an der Pilotenliege fest. ]ch muss ein Auftauchmanöver einleiten, damit es schneller geht!
Viel Zeit sparte er auf diese Weise nicht. Riharion lag lediglich zwei Fahrstunden entfernt zum Rand des Ozeanischen Kamins hin, wo die Untersee-Platte in den Kontinentalschelf überging, der nach oben zum Festland verlief.
Aber in einer Situation wie. dieser zählte jeder Augenblick, den er
Weitere Kostenlose Bücher