Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
warnte Aruula.
    Matt nickte und machte sich bereit.
    Im nächsten Moment tauchte der Prototyp aus der Röhre – und er gab Vollgas. Die Qualle löste sich vom Kraken und schoss davon. Sofort drosselte Matt das Tempo und betätigte die Taste für die Düsen… nein, Drüsen an der linken Seite. Die Qualle drehte sich.
    Langsam, fließend kamen dicke Tentakelspitzen ins Sichtfeld. Sie tasteten nach dem »Kopf« ihres Transportmittels. »Schnell, schieß doch!«, verlangte Aruula.
    »Keine Sorge. Ich treff ihn schon.« Matts Finger bewegten sich über die Tasten, während er den Kraken im Blick behielt. Wieder summten die Bordgeschütze, luden sich auf. Schon wollte er feuern.
    Da gleißte draußen ein Blitz auf, traf den Kraken, ließ ihn betäubt davon treiben. Etwas Grünblaues in beinahe humanoider Gestalt folgte ihm. Matt hatte gerade noch Zeit, auf die Annullierungstaste zu schlagen. Einen Herzschlag später, und er hätte einen Freund getötet.
    Das wusste er zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht. Hastig stellte er die Bordgeschütze ab, ließ sie wieder einfahren. Der Prototyp vollendete seine Drehung – und da lag sie unter ihnen: Gilam’esh’gad. Die geheimnisvolle Stadt der Hydriten.
    ***
    »Wunderschön!«, flüsterte Matt. Für eine Sekunde dankte er der höheren Macht, die Gott, Jahwe, Allah, Manitu oder Wudan genannt wurde, dass er das erleben durfte.
    Gleich darauf hatte es sich ausgedankt. Ein Schatten fiel auf die helle Bugwand, und Matt zuckte zusammen. Draußen vor der Qualle schwebte ein bewaffneter Fischmensch im Wasser. Grimmig starrte er herein, ließ den Blick von einem Passagier zum nächsten wandern. Seine geringe Körpergröße von knapp einem Meter sechzig täuschte nicht darüber hinweg, dass der Blitzstab, den er nach vorn gerichtet hielt, im Zweifelsfall mehr als nur eine Betäubung verschießen würde.
    Aber seltsam… Irgendwie kam ihm der Hydrit vertraut vor. Dabei sahen die Fischmenschen in den Augen der Menschen alle fast gleich aus.
    Der Hydrit schien Ähnliches zu empfinden. Er kam näher, ließ zögernd die Waffe sinken. Als er die Bugwand erreichte, legte er eine Handkante auf, beschattete sein Gesicht damit und spähte herein. Plötzlich weiteten sich seine Augen.
    »Maddrax?«, klackte er in der Hydritensprache. Luftblasen blubberten hoch. Das Wasser übertrug die Schallwellen dumpf bis an die Wandung der Qualle.
    »O mein Gott! Es ist Quart’ol!«, rief Matt verblüfft.
    Quart’ol, der Seelenwanderer. Ein hoch angesehener Wissenschaftler aus der Kaste der Quan’rill. Er und Matt hatten vor mehr als sieben Jahren eine Weile in Geistverschmelzung gelebt, nachdem Barbaren den Körper des Hydriten getötet hatten. Quart’ols einzige Chance war es gewesen, in Matt, der ihm in diesen letzten Augenblicken beistand, Unterschlupf zu suchen. Erst Wochen später hatte er sich ihm offenbart.
    Seit damals waren sie wahrhaftige Brüder im Geiste. Matt hätte nicht überraschter sein können, den Freund hier in Gilam’esh’gad anzutreffen.
    »Komm herein! Komm!« Er versuchte sich in Zeichensprache, wies auf die Dachschleuse des Prototyps, auf den Hydriten. Kaum setzte sich der in Bewegung, tippte Matt den Befehl zum Öffnen ein.
    »Was… wer ist das?«, fragte Yann. Obwohl zwei ihrer Geister seinen Verstand bewohnten, hatte er noch nie zuvor einen Hydriten gesehen.
    »Mein Freund«, sagte Matt. »Ein enorm kluger Hydrit.«
    »Echt? Sieht mehr aus wie ein enorm großer Frosch.«
    »Und du siehst gleich aus wie einer, der was aufs Auge gekriegt hat!«, knurrte Matt. Er wollte sich umwenden, um Quart’ol, dessen grün geschuppte Füße bereits durch die Schleuse glitten, beim Einstieg zu helfen, da hielt Yann ihn zurück.
    »Eine Bitte«, flüsterte er und sah auch zu Aruula hinüber. »Ich möchte vorerst inkognito bleiben. Man verehrt mich hier als gottgleichen Propheten…«, erst jetzt begriffen sie, dass Gilam’esh zu ihnen sprach, »… und ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn das Volk von meiner Anwesenheit erfährt. Bei passender Gelegenheit werde ich mich ihnen offenbaren – bis dahin erwähnt bitte nur Nefertari als Geistwanderin in Yann. Ich schotte mich ab, so wird mich niemand bemerken.«
    Matt nickte knapp. »Geht in Ordnung.« Er wusste sehr gut, wie es war, als Gott zu gelten. Vor allem war es eines: lästig. Er wandte sich Quart’ol zu, der eben zur Gänze durch die organische Schleuse glitt und auf dem nachgiebigen Boden landete, und seine Miene

Weitere Kostenlose Bücher