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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Gewächs. Drei Meter hoch, mit leuchtend gelben Blüten und kopfgroßen Knospen. Als Vogler die Barbarin zur Seite schob, ruckte das Wurzelgeflecht hoch, ein ringförmiges Gewirr von gut einem Meter Durchmesser. Millionen winziger Füßchen fuhren aus, trugen die Meerespflanze unverzüglich in dieselbe Richtung. Aruula machte einen Schwimmzug, und das Gewächs versperrte ihr erneut den Weg.
    »Rühr dich nicht! Keinen Millimeter!«, befahl Vogler und stieß sich ab. In respektvollem Abstand schwamm er einen Halbkreis um die Pflanze, wobei er mit den Händen wedelte, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    Er bekam sie.
    Aruula fand es komisch, wie das schwankende Grünzeug Voglers Richtungswechsel imitierte und dabei unermüdlich seine großen Blüten neu ausrichtete. Immer auf ihn. Die Barbarin ahnte nicht, dass sie einem Totentanz zusah.
    Vogler trug einen Gürtel um seinen Tauchanzug, mit Einstecktaschen für allerlei Gerätschaften. Den Blick auf seinen Angreifer gerichtet, zog er einen Teleskopstock aus und ließ ihn einrasten.
    »Was hast du vor?«, fragte Aruula.
    »Diese Pflanze ist lebensgefährlich«, sagte er leise. »Dein Glück, dass du sie nur gestreift hast! Ihre Blüten tragen eisenharte, hohle Stacheln, durch die sie ein Nervengift in ihre Beute injiziert. Fische reagieren darauf mit völliger Orientierungslosigkeit, sind wie gelähmt. Unsereins hört Stimmen! Man fühlt sich irgendwie verpflichtet, der Pflanze als Nahrung zu dienen.«
    »Stimmt«, sagte Aruula stirnrunzelnd. »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Eins dieser Gewächse hat mich mal angegriffen, als ich den Park noch nicht kannte. Clarice war meine Rettung.« Vogler öffnete ein Glasgefäß. Die milchige Kugel darin enthielt, wie er Aruula erklärte, Quart’ols Mikrochimären. Anscheinend konnten die Winzlinge mehr als nur Matratzen ausformen.
    »Warum machst du es so kompliziert? Hau das Grünzeug doch einfach in Fetzen!«, schlug die Barbarin vor.
    »Glaub mir: Das wäre eine ganz blöde Idee!« Vogler klang angespannt, während er eine steinerne Harpunenspitze auf den Stock drückte.
    Aruula traf keine Schuld. Sie kannte sich nicht aus mit Meeresbewohnern, egal ob Fisch oder Pflanze. Alles was sie sah, als Vogler – rückwärts durch hoch wallenden Sand schreitend – seine Waffe vorbereitete, war das merkwürdige Gewächs, das eilig hinter ihm her tickelte, und eine ansonsten harmlose Landschaft. Vereinzelte Algenstämme, etwas Gras, treibende Blätter, ein brauner Halm. Muscheln lagen auf dem Boden, und ein Seestern. Zwei Aale schlängelten durchs Wasser.
    »Schwimm zur Seite, Aruula! Ich werde jetzt versuchen, die Pflanze zu treffen« , sagte Vogler nervös und steckte Quart’ols Mikrochimären auf die Harpune. Sie begannen zu wachsen, sich mit der steinernen Spitze zu verbinden. Vogler trat einen Schritt zurück, verlagerte das Gewicht auf den hinteren Fuß, legte an. Seine Ferse berührte den weichen Grund, sank ein…
    Der Boden explodierte. Unmengen Sand flogen auseinander, verschleierten die Sicht. Vogler schrie vor Entsetzen. Ein riesiger flacher Kopf schnellte unter ihm hoch, ruckte und zuckte beim Versuch, den Marsianer mundgerecht zu fassen.
    Aruula wollte über die Schulter greifen, ihr Schwert ziehen.
    »Meerdu!«, fluchte sie, als ihre sonst so flinke Bewegung am Wasserwiderstand scheiterte und Aruula bewusst wurde, dass sie unbewaffnet war. »Nicht mal ein Messer, verdammt!«
    Ohne Zögern stieß sie sich ab, glitt auf Vogler zu. Der wehrte sich aus Leibeskräften gegen einen großen stacheligen Anglerrochen, der unter dem Sand versteckt auf Beute gelauert hatte. Vorhin war Aruula ein brauner Halm aufgefallen. Jetzt erkannte sie, dass das vermeintliche Pflanzenteil auf dem Kopf des Raubfisches saß. Es war sein Köder.
    Vogler brüllte panisch. Er war kaum auszumachen zwischen den wild schlagenden Flügelflossen, den Sandwolken, dem aufblitzenden Rochenbauch. Die Barbarin tauchte nach unten, tastete den Boden ab. Wo – bei Orguudoo und allen Höllendämonen! – war die Harpune?
    Da! Endlich! Aruula bekam sie zu fassen. Weiches, gummiartiges Zeug umhüllte die Spitze. Nur das oberste Ende war noch frei.
    Vogler hatte sich inzwischen hoch gekämpft, wehrte den schnappenden Rochen mit den Händen ab. Die beiden rollten fast aufrecht umeinander, wie ein Krieger und sein Schild. Unmöglich, vom Boden her einzugreifen. Aruula musste nach oben, in den Rücken des Rochens, ihn packen und dann zustechen,
    Sie sank

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