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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Stimme klang entrückt, als würde sie lauschen.
    Matt schaute sie ratlos an. »Welches Ei? Welche Schlange?«
    »Auf meinem Weg zum Uluru habe ich es aus der Höhle der Regenbogenschlange geborgen, um es dem Volk der Lira Aranda zu übergeben. Für sie war es ein mystischer Gegenstand. Allerdings war es damals kopfgroß und trug die heiligen Symbole der Anangu.«
    »So habe ich die Kugel damals gefunden, bei der Flucht aus der Gefangenschaft des Finders!«, sagte Vogler aufgeregt. »Ich spürte seine Ausstrahlung ebenfalls – und dass sie ein Relikt des Mars sein musste. Etwas ging von der Kugel aus, das mich zwang, sie mit mir zu nehmen! Dann zerbrach die äußerste Schicht, und das da kam zum Vorschein.«
    »Ah-ja«, machte Matt ratlos. »Ist ja hoch interessant. Und was stellt das Ding nun dar?«
    Clarice strahlte ihn an. »Du ahnst nicht, was das ist?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Sorry, nein! Sollte ich?«
    Clarice winkte ab. »Sicher hast du davon gehört, als du auf dem Mars warst – aber offensichtlich keine zu Gesicht bekommen.« Sie ging zu dem Behälter und legte ihre Hände um das Glas, ohne es zu berühren oder den roten Lichtstrahlen zu nahe zu kommen. Feierlich sagte sie: »Das hier, meine Freunde, ist eine Gen-Kugel der Hydree! Sie enthalten unendlich viele Informationen zu jeder nur erdenklichen Spezies und Pflanze des Mars, als dieser noch Rotgrund genannt wurde! Diese antiken Datenbanken wurden erstmalig im Rahmen des Projekts zur Wiedererweckung des Alten Lebens auf dem Mars benutzt. Aber auf dem Mars selbst sind sie nur spärlich vertreten. Die meisten von ihnen wurden mitgenommen, als die Hydree sich auf der Erde ansiedelten, vor über 50.000 Jahren!«
    Die Erkenntnis traf Matt wie ein Schlag. Natürlich – auch Chandra hatte ihm damals davon erzählt. Aber er hätte nie gedacht, eine dieser Kugeln auf der Erde anzutreffen.
    Clarice redete unterdes weiter. Sie erklärte, dass es unterschiedliche Versionen der hydreeischen Datenbanken gab, und dass nicht jede von ihnen dazu bestimmt war, ausgestorbene Lebewesen neu zu erschaffen. Durch unzählige Laborversuche hatte sie die Geheimnisse dieser Gen-Kugel zum großen Teil enträtselt.
    Ihr Vortrag war der einer typischen Wissenschaftlerin – gespickt mit Wörtern, die kein Mensch aussprechen konnte, geschweige denn verstehen. Aruula schaltete ihre Ohren schon bald auf Durchzug, das sah man ihrer Miene an, und auch Matt wusste am Ende nur so viel, als dass sich die in der Datenbank abgelegten genetischen Informationen prinzipiell dazu eigneten, zerstörte oder krankhaft veränderte DNS-Stränge zu reparieren.
    »Allerdings haben Quart’ol und ich noch nicht herausgefunden, welches Verfahren man dazu anwenden muss«, schloss Clarice. »Es ist eine komplizierte Angelegenheit, und ich will dich nicht mit den Einzelheiten langweilen. Ich kann dir aber sagen, dass wir im Labor bereits eine Testreihe angesetzt haben und recht zuversichtlich sind, was das Ergebnis anbelangt.«
    »Und warum schleppst du die Kugel dann mit dir herum?«, wollte Aruula wissen – die erste bodenständige Bemerkung seit langem.
    »Damit ich sie rund um die Uhr unter Beobachtung habe«, sagte Clarice. »Der bionetische Behälter und das Spezialglas dämpfen dabei ihre Ausstrahlung. Im Wissenschaftszentrum wäre sie nicht sicher.«
    »Warum nicht?«, hakte Matt nach.
    Vogler und Clarice tauschten einen viel sagenden Blick.
    »Das… äh … soll euch Quart’ol erzählen.«
    Gegen fünf Uhr nachmittags erreichte Quart’ol mit Yann im Gefolge den Perlenweg. Die pyramidenförmigen Häuser dort trugen dicht an dicht Zehntausende von Austern an ihren Außenwänden.
    In dieser Straße hatten einst hydritische Kunsthandwerker gelebt. Wenn sie junge Muscheln zum Ansatz einer Perle ermuntern wollten, brauchten sie nur ihre Kinder vor die Tür zu schicken. Beim Spielen wirbelte Sand auf; einzelne Körner verfingen sich in den Austern, und die begannen sofort, den Fremdkörper mit Perlmutt zu ummanteln. Den Rest erledigte die Zeit.
    Quart’ol hatte aus dem Wissenschaftszentrum eine Biotaschenlampe mitgebracht. Im Perlenweg war es immer etwas dämmerig, wegen der tiefgrauen Austernhäuser. Sobald das Licht über sie strich, glänzte zwischen den welligen, rauen Muschelschalen ein weißer Punkt auf. Schön sah das aus. Wie eine Weihnachtsdekoration an dunklen Winterabenden, wie Quart’ol sie in Matts Erinnerungen gesehen hatte.
    Die schimmernde Perlenflut war jedoch

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