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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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dass er über Matts Liaison mit der Marsianerin Chandra wusste. »Außerdem werden wir ja wohl einige Zeit zusammen verbringen. Die Gesellschaft ist hier unten etwas rar gesät.«
    Es war ein Wiedersehen nach langer Zeit, herzlich und von vielen Worten begleitet. Vor allem wollte Matt wissen, wie es mit dem Immunsystem der beiden Marsianer stand, und Vogler konnte ihn beruhigen: Inzwischen hatten sie sich längst akklimatisiert und ertrugen auch die Schwerkraft der Erde.
    In dem Stimmengewirr ging das zaghafte »Hallo!« von Clarice Braxton beinahe unter. Erst als die Wissenschaftlerin dichter heran schwamm und eine Hand auf Matts Schulter legte, wurde sie richtig wahrgenommen.
    Wie ein Blitzgewitter schossen Fragen hin und her. Matt hatte schon mehrmals zaghaft auf das Skelett gezeigt. Er wollte wissen, wem die erschreckende Knochensammlung gehörte.
    »Es sind keine Knochen. Eher Knorpel«, sagte Vogler. »Oder eine Übergangsform, so genau weiß ich das nicht. Auf jeden Fall haben sie ein Monster durch die Gegend getragen: Ichthyoperemptor Rex, den blutrünstigsten aller Fischsaurier! Das da ist, oder eher war, sein Weibchen.«
    Vogler erzählte seinen Freunden vom Ausbruch der Saurier, den Quart’ol unbeabsichtigt herbeigeführt hatte, als er bei der Ankunft in Gilam’esh’gad den falschen Eingang nahm und im Bestiarium landete.
    »Es war entsetzlich«, flüsterte der Marsianer. »Überall in der Stadt zogen monströse Urzeitbestien fast lautlos ihre Bahnen, auf der Jagd nach Lebendfutter. Wir waren wie Ameisen im Vergleich zu diesen Kreaturen. Und egal, wohin wir flohen, sie kamen hinter uns her. Spürten uns auf. Warteten auf uns.«
    »Ist ja gut, Vogler!« Clarice streichelte ihrem Gefährten den Rücken. Dann wandte sie sich an Matt und Aruula. »Er übertreibt nicht«, sagte sie. »Es war wirklich entsetzlich! Wir dachten, das komplette Bestiarium würde in die Stadt kommen. Das wäre vermutlich auch passiert, aber dann zwängte sich das Peremptor-Weibchen in die defekte Schleuse und blieb stecken. Was es letztlich getötet hat, weiß ich nicht. Jedenfalls haben sich nachrückende Saurier an ihm bedient: Als es zwei Wochen später herunter fiel, war der Körper zur Hälfte weg gefressen.«
    »Ihr konntet die Schleuse reparieren?«, fragte Matt beunruhigt.
    »Wir haben sie geschlossen. Es besteht keine Gefahr mehr.« Clarice zeigte auf das Skelett. »Willst du es dir mal aus der Nähe ansehen? Der Kopf ist begehbar! Du musst nur acht geben bei den Zähnen, daran schlitzt man sich leicht den Tauchanzug auf.«
    Während sie sprach, war die Wissenschaftlerin bereits los geschwommen. Matt folgte ihr. Aruula und Vogler sahen sich unsicher an.
    »Ich weiß nicht, was Maddrax so an Bestien fasziniert«, sagte die Barbarin.
    »Na ja, er ist ein Draufgänger.« Vogler streckte die Hand aus. »Mein Interesse gilt mehr dem Park. Komm mit, ich zeig dir was.«
    Der sanftmütige Forscher trug seinen Namen nicht von ungefähr. Vogler gehörte zum Clan der Waldmänner; einer marsianischen Gesellschaftsgruppe, die besondere Fähigkeiten besaß. Waldmänner konnten mit der Fauna kommunizieren.
    Vogler war nach seinem Fachgebiet benannt, das hier unten in Gilam’esh’gad – aus nachvollziehbaren Gründen – keine Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Deshalb konzentrierte er sich auf seine zweite Leidenschaft, den Wald. Auch der war am Meeresgrund eher selten anzutreffen, aber mit dem hydritischen Park hatte Vogler eine echte Alternative gefunden.
    Er erzählte der Barbarin, was er alles unternommen hatte, um das verwilderte Terrain wieder ansehnlich zu machen: den Bewuchs gekürzt, Tonnen von Algen entfernt, tote Korallen weggemeißelt, und, und, und. Die Liste war endlos.
    Aruula hatte schon längst auf Durchzug geschaltet und betrachtete fasziniert einen riesigen, vorbei schwimmenden Stachelkrebs, als Vogler sagte: »Im Moment bin ich damit beschäftigt, etwas gegen die Fleisch fressende… Vorsicht!«
    ***
    Das letzte Wort gellte noch in Aruulas Ohren, da hatte Vogler die Barbarin schon gepackt und mit einem Ruck zur Seite gerissen. Luftbläschen rauschten durchs Wasser. Aruula kippte vornüber und strampelte heftig, um sich wieder aufzurichten. Dabei stieß sie an etwas Biegsames, und für einen kurzen Moment war eine fremde Stimme in ihrem Kopf. Sie sagte nur ein Wort.
    Fleisch!
    Aruula blickte gehetzt zurück, und ihr Schock verwandelte sich in Staunen. Zwischen Seegras und Röhrenwurmkolonien stand ein fremdartiges

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