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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Verstand zeugte.
    Dass Korr’ak intelligent war, wusste Agat’ol schon lange. Er hatte den gewaltigen Tiefseekraken vor langen Monaten in einer Höhle entdeckt. Den Ausgang blockierten herab gestürzte Gebäudeteile. Shaa’quil war ein instabiles Gelände, und noch heute, Tausende von Jahren nach dem Massaker, lösten sich hin und wieder Steinlawinen, die mit dumpfem Poltern zu Boden rumpelten.
    Agat’ol hatte den Kraken nicht sofort befreit, was dumm und sehr gefährlich gewesen wäre. Stattdessen brachte er ihm Futter, sprach mit ihm, gewann allmählich sein Vertrauen. Korr’ak langweilte sich zu Tode in seinem Verlies, das trug ganz sicher dazu bei, dass er seinen einzigen Besucher nicht angriff. Stattdessen beobachtete er Agat’ol durch die Spalten im Gestein sehr genau und lernte, bestimmten Zeichen eine Bedeutung zuzuordnen.
    Es dauerte nicht lange, dann konnten sich die ungleichen Partner verständigen. Eingeschränkt, versteht sich, aber doch so weit, dass der Mar’os-Krieger es wagte, Korr’ak zu befreien. Noch heute dachte er mit leisem Schaudern an den Moment zurück, als er die Felsen wegräumte und der Krake herauskam. Agat’ol hatte schon ein großes Tier erwartet, aber was sich da ins Freie zwängte, hörte gar nicht mehr auf.
    »Wir sind Freunde, du und ich. Stimmt doch, Korr’ak, oder?«, fragte der Mar’osianer. Eine Tentakelspitze glitt heran, tastete an seinem Körper hoch und tippte auf die Stelle, unter der sein Doppelherz schlug. Agat’ol nickte zufrieden.
    »Ich muss dich jetzt eine Weile verlassen«, fuhr er fort. »Der Oberflächenkriecher und der Ei’don-Jünger haben über etwas gesprochen, das in der Antarktis steht. Dorthin breche ich jetzt auf. Aber ich komme wieder, keine Sorge, und ich möchte, dass du in der Zwischenzeit auf dieses Haus aufpasst. Wirst du das tun?«
    Tipp-tipp-tipp, klopfte die Tentakelspitze.
    Agat’ol lächelte. Selbstverständlich dachte er nicht im Traum daran, nach Gilam’esh’gad zurückzukehren. Doch das musste der riesige Tiefseekrake nicht wissen. Wer wusste schon, wie er darauf reagieren würde. Letztendlich war das Tier eine lebende Waffe. Eine, an der niemand – wirklich niemand! – vorbei kam.
    »Siehst du, es ist alles in Ordnung«, schmeichelte Agat’ol. »Und jetzt möchte ich, dass du mich nach oben begleitest, zu den Rettungsbooten. Eins darfst du zerreißen, wie immer. Eins werde ich nehmen und durch die Schleuse nach draußen fahren. Korr’ak bleibt hier. Klar?«
    Tipp-tipp-tipp
    »Dann wollen wir mal!« Agat’ol löste sich aus der weichen Umarmung des Kraken und begann zu schwimmen. Sein achtarmiger Beschützer folgte ihm wie ein Hund. So brauchte sich der Mar’osianer keine Gedanken zu machen um die gefährlichen Jäger von Shaa’quil, und konnte stattdessen seinen Träumen nachhängen. Wunderbaren Träumen!
    Allein war die Suche nach der Waffe eine Nummer zu groß für ihn; er würde ja bereits daran scheitern, zu Fuß den gefrorenen Kontinent am Südpol zu durchqueren. Aber da gab es einen General Arthur Crow in Waashton, der Gutmenschen und Hydriten nicht leiden konnte. Ihm wollte Agat’ol das Geheimnis der Antarktiswaffe anvertrauen. Hetze deine Feinde aufeinander und nimm dir die Beute, dachte er. Anschließend würde er als Oberster Herrscher zu den Hydriten zurückkehren – mit einer Massenvernichtungswaffe in der Hinterhand, die ihn zum obersten Herrscher machen würde!
    »Und mein erstes Ziel wird dieses verfluchte Gilam’esh’gad sein«, knurrte er. »Damit erfülle ich die Forderung all jener, deren Leben die Anhänger von Pozai’don, Ei’don und Gilam’esh auf dem Gewissen haben: Rache für Martok’shim’re !«
    ***
    Matt und seine Gefährten ahnten nichts von dem Unheil, das praktisch vor ihrer Haustür dräute. Sie wussten nicht einmal, dass ein Mar’os-Jünger in der Stadt war.
    Vogler, Matt, Aruula und Quart’ol hatten gemütlich zu Abend gegessen. Nun saßen sie in ihrem Haus im Schlotweg und schmiedeten Pläne.
    »Morgen früh besuche ich Clarice«, sagte der Marsianer. »Sie und Yann – oder vielmehr Gilam’esh und Nefertari – müssen alle Neuigkeiten erfahren!«
    »Die werden sich bedanken«, meinte Quart’ol trocken. »Vor allem Gilam’esh wird hellauf begeistert sein, wenn er hört, wie sich der Wächter des Wissens verhält. Ich meine: Was fällt diesem Kerl ein? Wir sagen ihm, dass der gottgleiche Prophet aller Hydriten zurückgekehrt ist, und er macht einen auf beleidigt! Glaubt

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