227 - Herr des versunkenen Reiches
atemlos.
»Weiß ich nicht. Es ist eine Sprache, die ich nicht kenne.« Aruula sah auf. »Ich versuche mal was anderes…«
Die Barbarin sank auf den Grund. Im Schutz des Tores schlang sie ihre Arme um die Knie, ließ den Kopf hängen, schloss die Augen. Sie streckte ihre telepathischen Fühler nach einem fremden Bewusstsein aus, lauschte. Matt beneidete sie um diese Fähigkeit. Heute noch mehr als sonst – denn mit einem Mal schwang hinter ihr wie von Geisterhand bewegt das Portal auf.
»Wie… wie hast du das gemacht?«, stammelte Matt verblüfft.
Aruula lächelte. »Ich habe höflich darum gebeten, uns rein zu lassen.«
»Was, das ist alles? Sprich, Freund, und tritt ein?«
»Sieht so aus.« Die Barbarin schwamm los, drehte sich kurz zurück. »Kommst du?«
Matt warf einen Blick auf Quart’ol. In dessen Hydritenaugen spiegelte sich sein eigenes Empfinden, was irgendwie angenehm war. Wenigstens stand er nicht alleine da mit diesem albernen Versagergefühl.
Aber das war bald wieder vergessen. Als Matt nämlich hinter Aruula in den großen Saal gelangte. Sternenlicht schimmerte von den Wänden, wie Quart’ol es beschrieben hatte, und da war auch die mannshohe weiße Schneckenmuschel. Doch was der Hydrit nie erwähnt hatte, weil es ihm offenbar nicht wichtig erschien, war der Boden.
Er war mit einem Meer aus großen Krebsschalen gepflastert, die wohl früheren Hydritengenerationen als Brustpanzer gedient hatten. Matt glitt staunend über sie hinweg. An vielen waren noch Initialen zu erkennen und eingeritzte Worte; allerdings auch Kerben und Bruchstellen, die sehr anschaulich vom Schicksal ihrer Träger erzählten.
Matt stutzte, als er einen Schild erreichte, der einen interessanten Namenszug aufwies: Madr’ak. Er fragte sich noch, wem der Schild gehört haben mochte, da sagte schon eine fremde Stimme in seinem Kopf: »Madr’ak war Bruder des letzten Großen Ramyd’sams, und ein Held. Bist du auch ein Held, Menschenmann?«
»Nein! Äh – ich weiß nicht. Manche halten mich dafür.« Matt errötete unter seinem Tauchhelm. Was rede ich Idiot denn da?, dachte er wütend. Hastig sah er sich nach Quart’ol und Aruula um. Ihre Gesichter verrieten ihm, dass sie die Frage nicht gehört hatten, wohl aber seine Antwort. Der Commander fühlte sich hilflos, wollte das Ganze erklären, wusste aber nicht, wie.
Doch das brauchte er auch nicht. Quart’ol zeigte fragend auf die Riesenmuschel und hob den Daumen, als Matt nickte. Dann tippte der Hydrit Aruula an, legte einen Finger über seinen Mund und winkte die Barbarin ein Stück zur Seite. Sie folgte ihm nur widerwillig.
Matt wandte sich wieder der Muschel zu, und sogleich erscholl die Stimme erneut.
»Was ist dein Begehr, Menschenmann?«
»Ich brauche eine Auskunft! Ich muss wissen, wo ich die Antarktiswaffe finden kann, den Flächenräumer«, sagte Matt.
»Musst du das?«
»Ja! Die Waffe ist brandgefährlich, und wenn sie in die falschen Hände gerät…«
»Deine Hände sind nicht die falschen?« Die Stimme war gleich bleibend sanft und desinteressiert. Matt versuchte bloß nichts zu denken wie: Der Kerl regt mich auf! Es fiel ihm schwer.
»Ich will Schaden abwenden, keinen anrichten«, sagte er schließlich.
»Du hast also nicht vor, diese Waffe zu benutzen?«
»Nein.«
»Auch nicht gegen den Streiter?«
Matt prallte zurück, suchte fieberhaft nach einer Antwort. »Das… ist etwas anderes. Wenn der Streiter hierher kommt, werden wir alle sterben!«
»Du wirst es nicht erleben, falls du mich noch ein Mal belügst«, sagte der Wächter. »Jetzt frage ich dich erneut, und sei gewarnt: Was ist dein Begehr, Menschenmann?«
»Mein Begehr. Was ist mein Begehr?«, murmelte Matt, warf einen Hilfe suchenden Blick auf Quart’ol. Der Hydrit schwamm heran. Das integrierte bionetische Headset im Helm seines Gefährten sendete auf einer Frequenz ähnlich jener der Delfine.
»Ehrenwerter Wächter von Gilam’esh’gad«, sagte der Hydrit feierlich. »Dieser Menschenmann ist ein guter Freund von mir, zuverlässig und aufrichtig!«
»Er hat mich soeben belogen, Quart’ol vom Bund der Quan’rill.«
»Das wollte er nicht,«
»Wie kann man lügen, ohne es zu wollen?«
»Nein, ich meinte…« Quart’ol rang die Hände, versuchte es erneut. »Wir brauchen die Koordinaten des Standorts der Antarktiswaffe.«
»Sie befinden sich auf einem Datenkristall. Sucht ihn im Stadtarchiv!«
Matt und Quart’ol sahen sich an. Der Wächter klang, als wüsste er längst,
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