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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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dass der Datenkristall verschwunden war.
    »Okay, so kommen wir nicht weiter. Probieren wir es mal auf einer anderen Basis«, sagte Matt. Während er sprach, bewegte er sich auf die Muschel zu. Er hatte noch nicht geendet, da schossen überall aus dem Boden Fische zwischen den alten Brustpanzern hoch, dünn wie Schlangen. Blaue Lichtwürmer umzuckten sie.
    Matt fühlte sich am Arm gepackt und zurück gezerrt.
    »Mach das nicht noch mal!«, zischte Quart’ol ihm zu. »Das sind Zitteraale, und sie sehen nicht aus, als kämen sie zum Spielen raus!«
    »Dein Freund hat recht, Menschenmann. Wage es noch einmal, dich dem Bereich der dreizehn Chronisten zu nähern, und du stirbst!«
    »Es tut mir Leid«, entschuldigte sich Matt. »Ich wollte keine Grenze überschreiten, und ich will auch keinen Ärger mit dir.« Er zögerte, als würde er nachdenken. Dann sagte er im Plauderton: »Vielleicht sollte ich Gilam’esh bitten, lieber selbst herzukommen.«
    »Gilam’esh ist tot! Was erlaubst du dir, seinen gepriesenen Namen auszusprechen?«
    Matt lächelte kühl. »Ich darf es, denn wir sind befreundet. Gilam’esh ist keineswegs tot. Er ist hier, in der Stadt, und wenn du mir nicht glaubst, dann…«, – etwas bewegte sich in der weißen Riesenmuschel –, »… komm doch heraus«, ergänzte Matt unsicher.
    Der Schatten an der Muschelwand war verkrüppelt und monströs. Doch es ließ sich nicht sagen, ob die Lichter im Inneren und die Rundung der Wand daran schuld waren, oder ob der Wächter tatsächlich so aussah. Er schwankte bis kurz vor den Eingang. Dann kehrte er um.
    »Au!« Stechende Schmerzen durchpulsten Matts Verstand. Er wollte sich an die Schläfe greifen, doch seine Hand traf nur den Helm. Warum tue ich mir das eigentlich an, verdammt? Macht euren Kram doch alleine!
    So plötzlich, wie es angefangen hatte, endete es auch schon wieder. Matt konnte spüren, wie sich etwas aus seinem Kopf zurückzog. Es war ein unangenehmes Gefühl, beängstigend und erleichternd zugleich. Er atmete auf.
    »Ich nehme an, du weißt jetzt, dass ich die Wahrheit gesprochen habe«, knurrte er in Richtung Muschel. »Willst du uns nun sagen, wo sich die Antarktiswaffe befindet?« Stille.
    Matt wartete einen Moment. Und noch einen. Der Wächter reagierte nicht.
    »Rede mit mir«, flüsterte Matt, und fügte sogar hinzu: »Bitte!«
    Doch vergebens. Schweigen erfüllte den Saal, so vollkommen, so erdrückend, man konnte es regelrecht fühlen. Matt blickte fragend zu Quart’ol hinüber.
    Der hob die Schultern. »Das hat er mit mir auch gemacht«, murrte er. »Du sagst was, das ihm nicht passt, und das war’s. Lass uns gehen!«
    »Ich will nicht gehen, ich will eine Antwort«, beharrte Matt.
    Quart’ol streckte die Hand nach ihm aus, wackelte mit den Fingern. »Komm schon!«
    Matt gab sich geschlagen und schwamm los. Er hatte den Ausgang fast erreicht, da erscholl noch einmal die Stimme des Wächters.
    »Wenn es dir gelingt, Menschenmann, die Seele von Gilam’esh’gad aus dem Dunkel zu holen, werde ich deinen Wunsch erfüllen. Doch du musst es alleine tun, und du darfst dabei kein einziges Leben auslöschen!«
    »Was meinst du mit › Seele aus dem Dunkel holen‹ ?«, fragte Matt stirnrunzelnd.
    Aruula tippte ihn an, wies auf den Ausgang. Sie hatte einen Gesichtsausdruck, der von Geheimnissen sprach – und von erlauschtem Wissen.
    Matt kannte seine Gefährtin lange genug, um ihr blind zu vertrauen, und so folgte er der Barbarin ins Freie. Wummernd schloss sich das große Portal hinter ihnen.
    ***
    Es war spät am Abend, als Agat’ol, metaphorisch gesprochen, seine Koffer packte.
    »Menschen und Hydriten sind so unbeschreiblich dumm, Korr’ak!« sagte er zu dem wogenden Nest aus Tentakeln, das ihn zärtlich umfangen hielt. »Sie glauben, wer sie nicht sehen kann, der hört sie auch nicht!«
    Agat’ol lachte lautlos. Gestern Nacht hatte er sich ins Stadtzentrum geschlichen, um herauszufinden, wer Korr’ak angeschossen hatte. Dabei war er auf einen Menschen gestoßen, der sich Matt nannte und von Quart’ol begleitet wurde. Agat’ol war den beiden gefolgt, bis zu ihrem Haus bei den warmen Schloten. Als die Fenster blind wurden, hatte er sich an einem davon postiert und seine Gehöröffnung an das Glas gepresst.
    »Das Warten hat sich gelohnt, Korr’ak!« Der Mar’os-Krieger wandte den Kopf, suchte in den weichen Massen nach dem Auge des Kraken, mit seiner runden Pupille, dem weißen Rand und diesem klaren Blick, der von einem wachen

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