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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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verschiedenen Epochen und hatten sich freiwillig aus dem Kreis des Lebens entfernt, um hier, in der Stille unter dem Sternenlicht, ihren eigenen Kreis zu formen: die Chronik von Gilam’esh’gad, das lebende Vermächtnis einer großartigen Kultur.
    »Da muss ich hin!«, verlangte Matt begeistert.
    Quart’ol winkte ab. »Kannst du vergessen. Der Wächter hat mich nach dem ersten Besuch nur noch ein einziges Mal vorgelassen.«
    »Was ist passiert?«
    »Nun ja.« Der Hydrit kratzte sich an den Halsschuppen. »Es könnte sein, dass ich mich etwas… kritisch geäußert habe.«
    »Über…?«
    »Den Molekularzerstörer, Pozai’dons Friedenswaffe. Der Wächter war so euphorisch über die Gräueltaten, die sein Volk mit dem verdammten Ding vollbracht hat – dazu musste ich was sagen!« Quart’ol starrte seinen Freund aufgebracht an. »Sie haben vierzig Städte der Mar’os-Anhänger damit verdampft! Vierzig! Die komplette Bevölkerung in ihre Atome zerschossen! Ganz nebenbei hat das eine globale Sintflut ausgelöst, und dazu meinte der Kerl doch tatsächlich: Es war eine Katastrophe, ja, doch wenn die Hydriten durch sie auch die Lehren des Schrecklichen Mar’os vergessen, wollen wir sie als glücklichen Wendepunkt hydritischer Geschichte betrachten. Kein anständiges Wesen hört sich so was an und schweigt!«
    »Vielleicht möchte ich den Wächter doch nicht kennen lernen.« Matt schüttelte denKopf. »Unfassbar! Massenmord ist ein unverzeihliches Verbrechen, durch nichts zu rechtfertigen, und kein glücklicher Wendepunkt !«
    »In diesem Fall war es sogar ein Eigentor«, sagte Quart’ol. »Der Wächter hat mir beschrieben, dass sie mit dem Beschuss von Martok’shim’re warteten, bis die einberufene Konferenz der mar’osianischen Truppenführer begann. Martoks Hauptstadt platzte aus allen Nähten. Nur er selbst war nicht dort, was in Gilam’esh’gad aber niemand wusste. Sie haben Martok’shim’re dem Erdboden gleich gemacht! Kurz danach tauchten zwei Mar’os-Anhänger hier auf, die behaupteten, geläutert zu sein. Pozai’don ließ sie herein, und das war das Ende dieser Stadt. Die Mar’osianer hatten auf dem Weg nach Gilam’esh’gad absichtlich Fische gefressen, die an der Beulenkrankheit litten, einer hochinfektiösen Seuche. Sie ist unheilbar und löst entsetzliches Leid aus.«
    »Mein Gott! Und das alles, weil ein Hydrit sich im Recht fühlte«, stöhnte Matt.
    »Na, das tun sie doch immer, die selbsternannten Weltverbesserer.« Quart’ol hob die Schultern. »Ich weiß nicht, warum man Andersdenkende nicht in Frieden lassen kann. Warum man sie automatisch als Gefahr einstuft. Misstrauisch beäugt. Für minderwertig hält, nur weil sie nicht die gleiche Sprache sprechen.«
    »Und ich dachte immer, Arroganz und Dummheit wären Privilegien der Menschheit«, sagte Matt. »Aber wie mir scheint, seid ihr Hydriten uns nicht unähnlich.«
    »Siehst du, genau das meinte ich! Dialog ist eine gute Sache! Man kann damit Vorurteile ausräumen und Leben retten, die sich im Nachhinein als wertvoll erweisen.« Quart’ol lächelte. »Stell dir nur mal vor, wir beide wären damals aufeinander losgegangen, statt zu reden!«
    »Möchte ich nicht.« Matt winkte ab. »Wenn es nach mir ginge, würden alle Massenvernichtungswaffen geschrottet, und zwar noch heute!«
    »Dann sollten wir vielleicht mal über das hier reden.« Quart’ol griff unter seinen Brustpanzer. »Es lagerte im Stadtarchiv.«
    Er stellte eine flache, glasähnliche Halbkugel im Metallrahmen auf dem Tisch ab. Behutsam legte er einen Kristall darauf, nahm ihn zwischen zwei Finger und stieß ihn an. Als der Kristall zu kreiseln begann, wuchs aus der Halbkugel ein holografisches Bild empor.
    »Was ist das?«, fragte Matt verdutzt.
    »Eine Massenvernichtungswaffe.«
    Klickernd fiel der glitzernde Stein zu Boden. Das Bild erlosch. Matt legte den Kristall wieder auf und stieß ihn an. Das Lesegerät transformierte erneut gespeicherte Daten in dreidimensionale Bilder.
    »Sieh dir mal die Risszeichnung an!«, verlangte Quart’ol. »Das ist der technische Aufbau einer Waffenanlage.«
    Matt wies auf die hydreeischen Schriftzeichen. »Es heißt hier, dass das Ding in der Antarktis steht!«
    Quart’ol überflog die Zeichen und nickte. »Allerdings beruhen diese Koordinatenangaben auf dem Aussehen der Welt vor Tausenden von Jahren. Sie hat sich seither verändert, also sind sie hinfällig.«
    Matt ließ keinen Blick von dem Hologramm, während er stirnrunzelnd

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