2292 - Dreimal ewiges Leben
größte Erniedrigung ... die größte Schmach ...
Aber ich habe Recht. Der Tod ist für mich anders als für jeden sonst!
Da ertönt ein Krachen. Ohrenbetäubend durchfährt es die Kammer. Der ganze Stock äehzt und stöhnt. Die schwarzen Kristalle an den Wänden beginnen zu flackern ...
Und scheinen dann hell auf!
Alles ist in gleißendes Licht getaucht. Ich blicke mich panisch um. Gon-Orbhon ... Millitron ... zwei kalkweiße Scherenschnitte ... in der Bewegung erstarrt ... einen Moment nur, dann sinkt Gon-Orbhon zu Boden.
Er bricht leblos zusammen wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt werden.
Kurz nur frage ich mich, was geschehen ist. Die Antwort liegt auf der Hand: ein unbekannter Psi-Effekt! Möglicherweise ein Vorgang, der mit Satrugar in Amringhar in Verbindung steht?
Wäre sonst der gesamte Stock so hektisch illuminiert?
Mein Blick fällt auf Gon-O, meinen verhassten Widersacher. Er ist nicht tot. Er bewegt noch die Lippen, ziellos, ohne einen Ton sagen zu können. Er ist ganz weit weg ...
Und dann bemerke ich es auch ... diesen heftigen mentalen Druck, dem ich nur mit Mühe widerstehen kann. Der mich hoch aggressiv werden lässt, der mich dazu bringen würde, trotz meiner Erschöpfung wild um mich zu schießen, hätte ich eine Waffe.
Auf einmal sind überall Techniten. Wo kommen sie her? Sie strömen in einer endlosen Flut herein. Reparaturpersonal, das nicht weiß, was es reparieren soll. Lebewesen? Dinge? Egal, ob es sich um Roboter oder um Androiden handelt, sie sind entweder von dem Einfluss selbst oder von einer sekundären Folge ausnahmslos betroffen.
Nicht, dass ich etwas von dem verstehen würde, was sich hier abspielt. Nicht, dass der mentale Druck mich nicht ebenfalls quälen würde. Aber ich begreife: Mir ist eine unverhoffte, neue Gnadenfrist gegeben!
Ich knie auf dem Boden und weine vor Glück, weil ich, der extreme Thanatophobe, weiter leben darf. Durch welchen glücklichen Umstand auch immer.
Ich bin gesegnet! Ich werde leben!
Durch einen Tränenschleier hindurch blicke ich nach oben - und sehe Millitron.
Mir fällt ein, dass er seinen Befehl hat.
Der Befehl, der nicht widerrufen wurde ...
16.
Phönix aus der Asche Deitz Duarto dachte nicht gern an den Kampf zurück. Er hatte sich sein Lebtag lang nicht so sehr gefürchtet. Tagg Kharzani, sein früheres Idol, sein ehemaliger Vorgesetzter und Vorgänger im Amt des Oberkommandierenden, hätte ihm fast den Garaus gemacht.
Konnte er es ihm verdenken?
Wenn er über die Hintergründe des Attentats nachdachte, kam es ihm beinahe zwangsläufig vor. Kharzani war am Sterben gewesen. Gleichzeitig war ein Double von ihm entstanden, ein Roboter zwar, aber er hätte ihn endgültig überflüssig gemacht.
Beides hatte Kharzani bei vollem Bewusstsein mitbekommen.
Duarto fragte sich, wie er an seiner Stelle gehandelt hätte. Er hoffte, nie in die Verlegenheit zu kommen, diese Frage beantworten zu müssen. „Hoher Herr", wandte sich ein Trake an ihn.
Duarto blickte auf. Er schob den Hebel auf der rechten Armlehne vor und bewegte sich auf seinem Schwebestuhl in Richtung des Gentechnikers im grünen Kittel. Er verfluchte sein Unglück. Auf eigenen Beinen konnte er noch nicht wieder gehen, aber wenigstens tat die holografische Direktoren-Maske ihren Dienst. Sie machte ihn ebenso unsichtbar wie das Gefährt, das er sich behelfsweise hatte anfertigen lassen.
Niemand würde dem Schatten ansehen, dass er einen Schwebestuhl benutzte.
Auch seine Verletzungen würden keinem auffallen. Höchstens ein, zwei Wochen, hatten die Mediker gesagt, dann wären seine Knochen wieder so weit hergestellt, dass er sich wie früher mit Gliederschienen und Mikro-Gravoneutralisator fortbewegen könnte.
Er hatte es seinen Medikern gedankt, indem er sie der Erinnerung beraubte, jemals einen Deitz Duarto ohne holografische Maske gesehen zu haben. „Wir sind so weit", sagte der Trake im grünen Gen-Kittel.
Duarto verharrte vor dem gewaltigen Tank, der das Zentrum des größten Laborraums an Bord der TITAN-09 einnahm. Er war bis zum Rand mit einer brodelnden grünen Flüssigkeit gefüllt, die das Wachstum biologischer Zellen beschleunigte. „Fangt an", sagte Duarto mit seiner klirrenden, kalten Stimme.
Der Gentechniker wandte sich einigen Techniten zu, die an einer Konsole warteten. Auf seine Geste hin nahmen sie ein Kraftfeld in Betrieb. Duarto achtete nicht weiter auf sie. Er blickte gebannt auf die dunkle Flüssigkeit in dem Riesentank.
Nur
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