2314 - Die Leben eines Seecharan
kannte.
Khirf blickte ihn auffordernd an. In seinen Augen stand sein eigenes Entsetzen zu lesen.
Die beiden waren schon tot, redete er sich ein, während er zögernd auf sie zuging. Sie werden eine ehrenvolle Bestattung erhalten.
Erstaunlich ruhig betrachtete Aidon die verkohlten Wunden, die beide Blitze gerissen hatten.
Langsam wandte er sich um. „Es ist wie auf dem Asteroiden", sagte er dumpf. „Die Verletzungen sind identisch."
Dabei wunderte er sich, dass er so ruhig bleiben konnte. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass das Gremium ihm eine Erklärung schuldig war.
„Ist unter den Seecharan ein Bruderkrieg aufgeflammt?", fragte er.
*
„Wir kommen zu spät!"
Schon der zerstörte Shagin der Schürfer hatte das Schlimmste erwarten lassen.
Doch dass es so schlimm sein würde, hätte Ratwel Ingal Aidon nicht geglaubt.
Die Angreifer hatten alles zerstört, vor allem gingen sie jedes Mal brutaler zu Werke. Und sie schlugen zu, wo die Seecharan es am allerwenigsten erwartet hätten. Zuerst, vor nunmehr neun Jahren, außen an der Systemgrenze. Der zweite Fall nur einen halben Monat später auf genau der entgegengesetzten Seite des Systems.
Dann, nach beinahe zwei Jahren ohne jeglichen Zwischenfall, war ein Asteroid förmlich zerborsten. Keiner der Schürfer, die kurz zuvor noch über Funk einen bedeutenden Salkrit-Fund gemeldet hatten, war mit dem Leben davongekommen.
Und was zunächst wie ein Unfall ausgesehen hatte, hatte sich nach akribischer Spurensuche letztlich als gezielter Anschlag erwiesen.
Auf Geheiß des Gremiums hatte Ratwel Ingal Aidon die Suche nach den Attentätern geleitet. Und diese Aufgabe oblag ihm noch immer, nur wurde er zwischenzeitlich von einem stetig wachsenden Stab von Mitarbeitern unterstützt.
Urheber der Zwischenfälle: unbekannt.
Ihr Ziel: unbekannt.
Das galt bis heute. Und solange der Gegner nicht greifbar war. gab es keine Abwehrmaßnahmen. Es war unmöglich, jeden Asteroiden, auf dem nach Salkrit geschürft wurde, mit einem undurchdringlichen Schutzwall zu umgeben. Die Arbeit der Schürfer wäre zwangsläufig lahm gelegt worden. Schon jetzt blieb die Produktion deutlich hinter früheren Zeiten zurück.
Die Kontrollstation war wie der Shagin gesprengt worden. Es gab keine Energiekuppeln über den wichtigen Zugängen mehr, die Schürfer hätten dem Druckabfall vielleicht eine Zeit lang widerstehen können, doch letztlich waren sie chancenlos gewesen.
Den Angreifern hatte das nicht genügt.
Mit schweren Energiewaffen hatten sie alle Stollen und Schächte zerstört und den halben Asteroiden zum Einsturz gebracht. Aidon konnte nicht einmal mehr wahrnehmen, ob es hier noch Salkrit gab.
Er schob seinen modifizierten Thermostrahler in das Armholster zurück und gab seinen Leuten den Rückzugsbefehl.
Um nicht einmal einen Tag waren sie zu spät gekommen. Aber eines Tages würden sie die Gegner stellen. Aidon hoffte nur, dass bis dahin nicht irreparable Schäden entstanden waren.
Seine Pseudopodien lagen auf dem Griffstück des Strahlers, als er zum Shagin zurückging.
Die Waffe erinnerte nur bedingt an jenen Thermostrahler, der vom jeweiligen Gremium über viele Generationen hinweg unter Verschluss gehalten worden war. Die Charonii, hatte er vor neun Jahren erfahren, hatten einst diese Waffe im Handelsdock verloren oder vergessen, jedenfalls war sie nie zur Sprache gekommen. Bis heute war der Thermostrahler in Stückzahlen von mehreren Tausend nachgebaut worden - mit einer Geheimhaltung, die sich im Nachhinein als unnötig erwiesen hatte. Denn mittlerweile lieferten die Charonii mehr Waffen als Wirtschaftsgüter oder Maschinen im Tausch gegen das geförderte Salkrit.
Sie wussten von den Anschlägen und davon, dass diese jedes Mal Tote forderten. Eines Tages würden sich die Schürfer weigern, auf die Asteroiden hinauszufliegen. Die zwangsläufigen Folgen konnte sich jeder ausmalen.
Aidon fragte sich, ob die Angreifer es genau darauf abgesehen hatten.
Fast ebenso lange war der Kontakt zu den Schutzherren abgerissen. Aus welchem Grund auch immer, sie meldeten sich nicht mehr. Und nicht einmal die Charonii, deren ohnehin kurze Aufenthalte im Handelsdock zwangsläufig rarer wurden, hatten eine Erklärung. „Wenn die Schutzherren dem Goldenen System weniger Beachtung schenken, haben sie ihre Gründe dafür", sagten die Charonii. „Wir können darauf keinen Einfluss nehmen."
Aidon argwöhnte, dass zwischen beidem ein Zusammenhang bestand. Er war nur nicht in
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