Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
232 - Höllisches Paradies

232 - Höllisches Paradies

Titel: 232 - Höllisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
letzten Stöhnen wieder zurück und blieb endgültig liegen.
    Stanislav stolperte an ihm vorbei. Hinter einer Düne ragten Arme hoch. Als er die Leiche der Frau mit dem geflochtenen Zopf fand, bäumte sich sein Magen auf und er erbrach sich. Ihre Haare lagen mehrere Schritte von ihrer Leiche entfernt. Es sah aus, als habe ein hungriges Tier den Schädel geknackt wie ein Straußenei. Dieselbe Kreatur, die schon Artjenko geholt hatte… haben musste!
    Stanislav Prodenko fand noch viele weitere Tote. Sie alle waren auf die gleiche Art umgebracht worden. In den meisten Gesichtern stand sogar im Tod pures Grauen.
    Diese Menschen waren vor irgendetwas geflüchtet. Aber da sie den Schutzraum verlassen hatten, musste sich dieses Etwas nicht innerhalb …?
    Stanislav fuhr herum.
    Etwas stand hinter ihm.
    Der gurgelnde Atem des Monsters stank nach Verwesung. Seine Zähne schnappten aufeinander.
    »Sukarno!«, entfuhr es Stanislav, während er zurück taumelte und die Tokarev aus dem Hosenbund zerrte.
    Sukarno war zu einem… einem Zombie geworden!
    Aber wie war das möglich?
    Da durchfuhr ihn ein Blitz der Erkenntnis.
    ITH!
    Das hatte auf dem Tank gestanden, von dem Dr. Artjenko zerquetscht worden war!
    Die Erinnerung ließ Stanislav aufstöhnen.
    Er hatte in den letzten Jahren mehrfach Berichte über eine so genannte »Zombie-Droge« gelesen. Reiche und Mächtige hatten sie benutzt, um sich für ein paar Jahrzehnte schlafen zu legen, ohne dabei wesentlich zu altern. So wollten sie bessere Zeiten abwarten; die einen, weil sich bis dahin ihr Reichtum vervielfacht hatte, andere, weil sie an einem Leiden erkrankt waren, gegen das es noch kein Mittel gab.
    Aber die Droge offenbarte schreckliche Nebenwirkungen. Die Bergmann-Variante, benannt nach einem der Astronauten der Marsmission, bei dem sie erstmals angewendet worden war, hatte einige Opfer gefordert, die daran gestorben waren, ohne wirklich zu sterben. Danach war ITH weltweit verboten worden. [4]
    Was einige russische Wissenschaftler wohl nicht daran gehindert hatte, weiter mit der Substanz zu experimentieren. Ihr Ergebnis lagerte im Rumpf der Berijew Be-300. Beziehungsweise: Es war beim Absturz freigesetzt worden und hatte erst den Doktor und dann Sukarno infiziert.
    All das schoss im Bruchteil einer Sekunde durch Stanislavs Hirn, während er wie paralysiert auf Sukarno starrte – oder besser das, was aus ihm geworden war.
    Der Zombie wankte auf Stanislav zu. Eine graue Masse baumelte aus seinem Mundwinkel. Die Lippen waren blutverkrustet. Seine verkrampften Finger öffneten und schlossen sich.
    Drei Kugeln!, durchfuhr es Stanislav. Drei Kugeln sind in der Waffe! Ich darf mir keinen Fehlschuss leisten. Ich muss dieses Ungeheuer töten. Ich muss…
    Er feuerte, bevor der Untote ihn erreicht hatte, und traf ihn mitten in den Schädel. Mit einem Heulen wurde der Zombie nach hinten geschleudert. Roter Regen benetzte den Boden. Hart schlug der Körper auf – und blieb reglos liegen.
    Und Stanislav Prodenko wandte sich ab und übergab sich, bis nur noch bittere Galle seinen Rachen füllte.
     
    ***
     
    13. Dezember 2524, Ashmore-Inseln
    Nach einigen Minuten erreichten Jack Ibrahim und Matthew Drax das Versteck der HOPE-Mannschaft, einen uralten Schutzraum unter der Erde, der von einem Stahlschott gesichert wurde. Hier traf Matt weitere achtzehn Männer und Frauen wieder, von denen ihm die meisten von Bord des Flugzeugträgers bekannt waren. Sie alle wirkten abgezehrt.
    Jack schnappte sich eine automatische Waffe und wehrte alle Fragen vorerst ab. »Keine Erklärungen jetzt. Wir haben etwas Dringendes zu erledigen«, meinte er und warf Matt ein Gewehr zu. »Ich erzähle euch alles später.«
    »Können wir helfen?«, fragte einer der Männer.
    »Das ist ein Zwei-Mann-Job«, gab Jack zurück. »Eine größere Gruppe bringt uns nur in zusätzliche Gefahr.«
    Eine junge Frau, die Matt noch nicht kannte und auf knapp achtzehn Jahre schätzte, nahm Jack in den Arm und drückte ihn an sich. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, und jetzt willst du gleich wieder los?«
    »Wir sind bald wieder zurück, Zarah«, beruhigte Jack sie.
    Matt zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Wie kam Jack zu einem so jungen Mädchen? Seines Wissens hatte er keine Tochter.
    Wenig später bestieg Matt den Förderturm. Auf seinem Rücken hing das Gewehr, um den Hals baumelte ein Feldstecher, den Jack ihm zur Verfügung gestellt hatte. Jack Ibrahim sicherte das Terrain zu Füßen des Bohrturms,

Weitere Kostenlose Bücher