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232 - Höllisches Paradies

232 - Höllisches Paradies

Titel: 232 - Höllisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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her.«
    »Und die Bestie?«, warf Zarah ein.
    »Wir konnten immerhin hier anlanden, ohne dass sie aufgetaucht wäre«, meinte Matthew. »Wir sollten es versuchen. Notfalls hat unser Boot einige nette Waffen an Bord, mit denen wir uns verteidigen können.«
    »Aber wo wollen wir hin?«, fragte einer der Männer.
    Matt hatte den Einwand erwartet – und schon eine Antwort parat. »An der Westküste gibt es ein ehemaliges Naturschutzgebiet, den François Peron Nationalpark«, sagte er. »Er ist umzäunt und wird von den Adons und Perons bewohnt. Sie werden euch sicher bei sich aufnehmen – wenigstens so lange, bis ihr neue Pläne geschmiedet habt.«
    »Klingt gut«, meinte Jack.
    »Fast zu schön, um wahr zu sein…«, setzte Zarah hinzu.
    »Selbst wenn es eine stinkende Kloake wäre«, ließ sich Torm vernehmen, »ist es immer noch besser als diese Hölle hier.«
    Die anderen nickten zustimmend.
    Matt erhob und reckte sich. »Wie wär’s – hauen wir uns vorher noch ein paar Stunden aufs Ohr?«
    Er erntete Zustimmung von allen Seiten. Und einen Blick von Aruula, der ihn fürchten ließ, etwas weniger Schlaf abzubekommen als der Rest der Truppe…
    Am späten Vormittag versammelten sie sich auf dem weiten Platz vor dem Schutzraum. Die HOPE-Besatzung kramte in Holzkisten, die sie vom havarierten Kutter gerettet hatten, und förderte Äxte und Seile zutage.
    Nach einem sehr erbaulichen Intermezzo mit Aruula unter einer Felldecke hatte wieder ein Albdruck auf Matt gelastet; die Enge der Qualle allein war es wohl nicht gewesen, was ihm in letzter Zeit die bösen Träume bescherte. Dementsprechend war er nicht gerade topfit, ließ ich aber nichts anmerken, denn jeder war mit Feuereifer bei der Sache. Die Begeisterung, ein neues Ziel und die neue Hoffnung trugen die Männer und Frauen wie auf Wolken. Am liebsten hätten sie gleich an Ort und Stelle die Palmen geschlagen. Aber dann hätten sie das Floß später mühsam zur Wasserlinie schleppen müssen.
    »Wir benötigen dicke Stämme für den Auftrieb und dünne zur Stabilisierung«, zitierte Matt auf dem Weg zum Strand aus den Erinnerungen an seine Notfallausbildung bei der US Air Force. »Wer weiß, was ein Webeleinstek ist?«
    Jack lachte. »Ich bitte dich – ich bin Seemann.«
    »Gut so. Mit diesem Knoten wird gearbeitet. Wir müssen möglichst solche Palmen fällen, die einigermaßen gerade gewachsen sind.«
    »Ich bin Seemann!«, wiederholte Ibrahim und klopfte Matt auf die Schulter. »Mach mal Pause – ich kümmere mich drum.«
    Matt musste grinsen. Jack hatte recht: Er war bereits so sehr in seiner Rolle gefangen, immer wieder den Tag retten zu müssen, dass er schlicht vergaß, nicht der einzige Mensch mit Durchblick zu sein. Es war ganz heilsam, sich das vor Augen zu führen.
    Die Sonne hatte ihren Höchststand überschritten, als fünfzehn gefällte Palmen von ihnen im Sand lagen. Die Körper der HOPE-Crew glänzten vor Schweiß, trotzdem sah man nur lachende Gesichter. Matt wusste jedoch, dass erst der Anfang ihres Vorhabens gelungen war. Jeden Moment mussten sie mit einem Angriff rechnen – entweder durch die Bestie oder eine der anderen Raubtier-Mutationen der Insel.
    Wenigstens war die Transportqualle noch vor Ort; Matt hatte ihren flachen Einstiegswulst mit dem Feldstecher schon lokalisiert, etwa zweihundert Meter vom Strand entfernt.
    »Wir brauchen noch fünf Stämme!«, rief Jack. »Dann haben wir es geschafft!«
    Matt hatte die geplante Expedition inzwischen durchgerechnet. Sie würden für die 1200 Seemeilen nach Südwesten bei guter Fahrt – also etwa neun Knoten – und ohne der Transportqualle eine Ruhepause zu gönnen mindestens fünf Tage benötigen. Fünf Tage Ungewissheit, den Widrigkeiten des Meeres ausgesetzt.
    Der Utopist sieht das Paradies, der Realist das Paradies plus Schlange, dachte Matt und hob erneut die Axt. Hell klangen die Schläge über den Strand…
    ***
    Sie peinigen mich mit dem Lärm, den sie veranstalten.
    Noch immer schmecke ich den Geist der Hirne, die ich einst fraß, auf meiner Zunge. Die mir jene Intelligenz schenkten, die weniger Freund als Rivale ist. Die mich vorübergehend aus meinem Dasein als mordende Kreatur löst, für eine gewisse Zeit. Und mich erkennen lässt, zu was ich geworden bin. Dann schrecke ich vor mir selbst zurück. Bis die Bestie in mir wieder die Oberhand gewinnt.
    Diese Menschen wissen nicht, was sie tun. Wüssten sie es, könnten sie vor Furcht nicht einen Muskel rühren. Denn sie wecken

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