232 - Höllisches Paradies
seine Tentakel aus und saugte sich mit Saugnäpfen an einem glatten Felsen fest.
Matt und Aruula zogen die bionetischen Anzüge aus, verschnürten ihre Kleidung zu einem Bündel und verstauten dieses in einem der Tauchhelme. So blieben die Sachen trocken, als sie – nackt, wie Gott sie geschaffen hatte – die letzten dreihundert Meter zum Strand schwammen. Einen Weg durch das Riff zu finden, war nicht einfach. Fluoreszierende Fischschwärme huschten blitzschnell in prächtigen Formationen um rot glühende Korallen und schnappende Wasserpflanzen.
Dann betraten Matt und Aruula Land.
Aruula schüttelte ihre langen schwarzblauen Haare. Matt betrachtete sie fasziniert. Aruulas braune Haut kontrastierte auf faszinierende Weise mit dem Blau des Himmels, und ihre Nacktheit lenkte seine Gedanken in eine Richtung, die wenig mit der Suche nach einem Notsignal zu tun hatte.
Aber er riss sich zusammen. Solange sie die Lage nicht sondiert hatten, war es riskant, sich mit Liebesspielen abzulenken. Die Absender des Signals mussten ja irgendwo hier sein.
Das half ihm über das Verlangen hinweg. Halbwegs. Matt löste das Kleiderbündel und zog Hosen und Shirt an; die Jacke hängte er sich über die Schulter. Er genoss die Sonne auf seiner Haut nach den vielen Wochen im Halbdunkel der Transportqualle.
Aruula schien den gleichen lüsternen Gedanken zu verfallen wie er, denn sie kam herüber und schmiegte sich an ihn. »Lass uns eine Weile hier bleiben«, hauchte sie. Offenbar hielt sie nicht viel von Disziplin. Ihr bloßer Oberkörper glänzte in der Sonne. Auch ihre Schenkel schimmerten feucht vom Wasser.
Matts gute Vorsätze schmolzen dahin und versickerten im weichen weißen Sand. »Du meinst…« Er beugte sich hinab und küsste ihre Brüste. »Mmmh … salzig!« Seine Hand streichelte ihren festen Hintern.
»Ja…«, gurrte sie. »Dort ist eine kleine Bucht, da stört uns niemand. Das Signal sendet schon so lange, dass es auf ein paar Minuten nicht ankommt.« Sie drückte sich an ihn und spürte seine Lust.
»Nur auf ein paar Minuten?« Matt blinzelte.
»Von mir aus darf es ruhig länger dauern…« Aruula nahm ihn an die Hand und zog ihn hinter sich her. In einem von Felsen abgeschirmten Teil der Bucht ließen sie sich zu Boden sinken und fielen übereinander her.
Später, nachdem sie im glasklaren Wasser den Sand von ihrer verschwitzten Haut gewaschen und sich wieder angekleidet hatten, meinte Matt: »Der Signalgeber muss sich in der Nähe befinden. Ich vermute ihn hinter dieser kleinen Hügelkette.«
Er behielt recht.
Zwischen zwei Felsformationen lag ein Boot auf der Seite. Es maß etwas über zwanzig Meter.
»Eine gestutzte Schonerbesegelung…«, murmelte Matt. »Hochseetauglich. Mit Motor. Bietet Platz für mehr als dreißig Personen. Das Ding muss uralt sein. Komm, wir schauen es uns an.«
Es machte nicht den Eindruck, als sei der Kutter auf Grund gelaufen, sondern als habe man ihn auf den Sand gezogen. Allerdings sah er sehr mitgenommen aus. Am Bug zeigte sich ein Leck, und auch an anderen Stellen waren Löcher in den Rumpf gerissen. Das Wrack konnte noch nicht allzu lange hier liegen, denn der Rost hatte noch nicht alle Metallteile erobert.
»Wir sind also tatsächlich nicht alleine auf der Insel«, sagte Matt.
Aruula legte die Hand auf ihr Schwert und blickte sich sichernd um. Matthew zog sich an der Reling hoch und kletterte an Bord. Er reichte Aruula die Hand und zog sie kraftvoll zu sich nach oben.
»Hier scheint niemand mehr zu sein«, flüsterte sie.
»Stimmt.« Matt ließ den Blick über das Deck schweifen, über Planken, Bordwand, Takelage, Rettungsringe… Plötzlich durchfuhr es ihn wie ein Schlag, und er stöhnte auf.
»Was hast du?«, fragte Aruula besorgt.
Matt stand mit offenem Mund da. »Das gibt’s doch nicht!«, entfuhr es ihm. Er lief zu einem gezimmerten Kasten zwischen zwei Rettungsringen und zog eine Weste in orangener Signalfarbe hervor. Er deutete auf den Schriftzug am Kragen: »Das sind Schwimmwesten der USS HOPE!«
»Das soll ›Hope‹ heißen?« Aruula verzog skeptisch den Mund. Sie konnte zwar nur leidlich gut schreiben und lesen, aber Buchstaben zu zählen war keine Kunst.
»Nein…« Matt schien verwirrt, dann setzte er neu an. »Hier steht ›USS RANGER‹. So hieß das Schiff, bevor man es in ›HOPE‹ umbenannt hat. Du kennst es. Wir waren zusammen an Bord.«
Vor fast vier Jahren hatte die USS HOPE ihren Weg gekreuzt, der Flugzeugträger, dessen Besatzung
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