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2320 - Terra im Psi-Schauer

Titel: 2320 - Terra im Psi-Schauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lächeln auf. „Fühl dich gut! Richtig sauwohl! Schließ die Augen dabei! Du wirst sehen, nach einer Viertelstunde geht es dir schon viel besser."
    Welcher Mensch hielt fünfzehn Minuten seine Augen geschlossen? Eimilly schüttelte verständnislos den Kopf. Sie strich über ihr graumeliertes Haar.
    Eimilly legte die Stickerei weg, erhob sich und ging hinaus in den Flur. Ihr war, als habe sie ein Geräusch gehört, dieses leichte Sauggeräusch des Dichtungsgummis, wenn jemand die Tür öffnete und die Wohnung betrat. „Bist du es, Liebes?"
    Natürlich war sie es. Eimilly stellte sich vor, wie Rite die Wohnung betrat. Das Licht ging automatisch an. Rite trug ein luftiges Sommerkleid, denn NATHAN gestaltete den Oktober in Terrania warm und freundlich. Frühestens in einer Woche benötigte die Natur wieder Regen.
    „Was gibt es heute Leckeres?", fragte Rite. „Nudelauflauf, zum Nachtisch Algenmus."
    „Mmhh", machte Rite. „Mir läuft das Wasser im Mund zusammen."
    Eimilly hörte es tropfen. Sie ging dem Geräusch nach und landete in der Küche.
    Du hast den Wasserhahn nicht richtig zugedreht!, stellte sie fest und holte es nach. Manchmal fühlte sie sich so matt, da brachte sie nicht die Kraft auf, einen dieser traditionellen Hähne richtig zu bedienen.
    Sie glänzten messingfarben, eine Marotte Rites, die auf solch alten Armaturen bestanden hatte. Eimilly hatte alles so gelassen, wie es damals gewesen war, vor 41 Jahren... „Schmeckt es dir, mein Schatz?" Mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, drehte sie den Hahn zu. „Köstlich, Mutter. Einfach himmlisch!"
    Die Worte, das Sauggeräusch der Tür, der vertraute Rhythmus der Schritte, all das hatte Eimilly im Ohr, als habe sie es erst gestern gehört. „Ich bin in meinem Zimmer!"
    „Bis später, Liebes!"
    Eimilly kümmerte sich um den Haushalt, während im Wohnzimmer noch immer die Sendung lief. Anschließend ging sie für ein Stündchen an die frische Luft. Das Wetter war herrlich, eine warme Brise wehte durch die Straßenschluchten hoch über dem Sirius River. Wie damals, als das Massensterben einsetzte, dachte Eimilly und fing an zu weinen.
    Keiner der Monochrom-Mutanten hatte sich widersetzt. Alle waren sie gegangen - psionisch begabte Bewusstseine ohne ihre Körper.
    Zumindest hatte der Betreuer der Stadtverwaltung es ihr damals so erklärt.
    In den letzten Wochen und Monaten hörte Eimilly Mertin manchmal vom Nukleus reden. Es bezeichnete die Zusammenballung aller Bewusstseine, die damals den Weg zu SEELENQUELL angetreten hatten. SEELENQUELL existierte längst nicht mehr, aber den Nukleus gab es noch, und in ihm lebten die Bewusstseine der Kinder und Halbwüchsigen fort.
    Eines der Bewusstseine im Nukleus war Rite. Sie lebte, auch wenn sie keinen Körper mehr besaß. Deshalb tat Eimilly seit 41 Jahren, als ob Rite noch immer bei ihr wohnen würde. Was auch gewissermaßen stimmte. Sie hatte noch immer ihr Zimmer, war weiterhin mit Wohnsitz hier gemeldet, mit einem Sondervermerk allerdings.
    Wenn sie zurückkam, würde sie ihr Zimmer vorfinden wie damals, als sie es zum letzten Mal verlassen hatte.
    Und da sorgten sich Nachbarn um ihren Geisteszustand, nur weil sie für den Tag gerüstet war, der hoffentlich irgendwann eintrat? Nachbarn! „Mutter, es ist bald Zeit fürs Abendessen!", hörte sie Rite von weit her sagen.
    Eimilly Mertin kehrte um. Sie aktivierte den Reinigungsroboter, hörte ihn eine ganze Weile summen, während sie wieder an ihrer Stickerei saß. Heute schien ein besonderer Tag zu sein. Eimilly merkte es nach einer Weile. Das Summen war nicht so, wie sie es kannte. Es gab eine Abweichung. Nach einer Weile erhob Eimilly sich und ging in den Flur, um nachzusehen. „Typisch Maschine!", sagte sie sich. „Das Programm hat mal wieder einen Fehler!"
    Die Maschine war darauf programmiert, alle Zimmer auszulassen, in denen sich jemand aufhielt. Diese würde sie erst später reinigen, wenn die Menschen sie verlassen hatten. Das kleine, kissenähnliche Fahrzeug mit den unterschiedlichen Tentakeln machte auch einen Bogen um das Kinderzimmer.
    Eimilly war zu müde, um sich jetzt mit dem Servotrakt ihres Hochhauses herumzustreiten. Sie versuchte es in altbewährter Manier, wie sie das aus ihrer Kindheit auf dem Lande kannte. „Bitte sauge auch das Kinderzimmer!", sagte sie zu der Maschine und gab ihrer Stimme dabei einen besonders freundlichen Klang. „Gern, Madam", antwortete die mikropositronische Wichteleinheit. „Sobald das Zimmer frei

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