2323 - Kinder der Erde
hatten sie bis dahin gemacht und wo? Was hatten diese fünf bereits angerichtet, um den Befehl des Suggestors auszuführen - falls dieser denn bereits aktiviert worden war?
Er musste damit rechnen und alles überprüfen. Vor allem aber sollte er ein Ergebnis haben, bevor Mondra kam, deren Anrufe er ignorierte. Er hatte keine Zeit, um lange mit ihr zu diskutieren.
Schenko begab sich an die Instrumente und überprüfte sie. Er ließ sich anzeigen, welche Schaltungen und Befehle zuletzt vorgenommen beziehungsweise gegeben worden waren. Dass sich alle fünf an Bord befunden hatten, konnte kein Zufall sein. Er suchte fieberhaft und sah immer wieder auf sein Chrono. Je mehr Minuten vergingen, desto nervöser wurde er. Wenn Mondra erschien, bevor er hier fündig geworden war, würde sie ihn unter Arrest stellen. Und er musste etwas finden, sonst war alles umsonst gewesen.
Schenko geriet in ein Fieber. Er stand am Pult des Kommandanten und versuchte, klar zu denken. Eynes hatte kurz vor dem Paralysestrahl mit einem seiner Leute gesprochen, der unten im Maschinenraum gewesen war. Worüber? Was hatte er ihm befohlen?
Schenko rannte zum Schacht, ließ sich hinabtragen und erblickte eine paralysierte Agentin in unnatürlicher Verkrümmung über einem Schaltpult liegend. Ihre rechte Hand war ausgestreckt. Was hatte sie tun wollen, als der Schock sie traf?
Die Zeit rannte davon. Mondra war ihren Funkanrufen zufolge vor der Jet. Schenko schwitzte. Er lief zu dem Pult, zog die Gelähmte von ihrem Sitz und setzte sich selbst hinein.
Er hatte vielleicht nur noch Sekunden...
Mondra glaubte, dass der Suggestor den Nukleus zerstören wollte. Dass er die Jet zu seiner Waffe machen wollte. Wie konnte er das am besten erreichen?
Welchen Befehl hatte er der Besatzung gegeben?
Der Fusionsreaktor!
Schenko sah sich mit fiebrigem Blick um.
Seine Hände fuhren über die Kontrollen.
Jeden Moment konnte Mondra hier sein.
Wenn dann die Jet explodierte, starb sie.
Das durfte er nicht zulassen!
Schenko stieß einen heiseren Fluch aus und begann, wahllos Schaltungen vorzunehmen. Um ihn herum begann es zu knacken und knistern. Ein Alarm heulte auf. Er achtete nicht darauf. Es trieb ihn nur noch tiefer in die Besessenheit. Er drückte, drehte, sprach Befehle. Um ihn herum brach das Chaos aus.
Nahe der ehemaligen Plutobahn Perry Rhodan blickte in vier kalte, unmenschliche Augen, die ihm aus dem Holowürfel entgegensahen. Es waren zwei Schlangenköpfe auf einem breiten Rumpf, Reptilienschädel auf der gleichen Schulter. „Ich wiederhole es zum letzten Mal", sagte er zu dem Wesen, das sich als Dualer Vizekapitän Zarmaur identifiziert hatte.
Seine Stimme war ruhig und verriet nichts von dem Aufruhr, der in ihm tobte. Jedes einzelne Wort war eine ungeheure Anstrengung, eine Qual für ihn. „Wir werden den TERRANOVA-Schirm nicht öffnen, auf gar keinen Fall, aber ich bin bereit, über alles andere zu verhandeln.
Stelle eine Forderung. Sag, was du für das Leben deiner Geiseln haben willst."
Er sah kurz zur Seite. Der Verband hatte nicht gestoppt. Unaufhaltsam näherte er sich dem Schirm. Anderson schüttelte stumm den Kopf. Sie wussten es alle. Es war umsonst. Er tat es, um sich nie vorwerfen zu müssen, nicht alles Menschenmögliche versucht zu haben.
Aber es war von vornherein aussichtslos gewesen.
Fünf Minuten bis zu dem berechneten Zeitpunkt, an dem die Frachtschiffe den Schirm berühren würden. „Schaltet den Schirm ab", sagte der Zweiköpfige, „dann werden sie leben. Tut es nicht, und sie sterben."
„Gib es auf", flüsterte Anderson. „Sieh es ein, Perry. Du hast getan, was du tun konntest."
„Nein!" Rhodan ballte die Hände und starrte in die eiskalten Schlangenaugen.
„Hör zu, Zarmaur. Ich bin bereit, mich persönlich in deine Gewalt zu begeben - im Austausch gegen die Geiseln."
Die Offiziere starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Sie wussten, dass er es ernst meinte. Ihnen war klar, dass er sich nicht nur in Gefahr begeben, sondern wahrscheinlich opfern würde, falls er die Chance bekam. Opfern für einige tausend Menschen, die er nicht kannte.
Zarmaur sah ihn an. Er ließ keine Regung erkennen, doch das war auch nicht nötig.
Erstens kannte er keine, und zweitens hatte sich die Frage nie wirklich gestellt. „Öffnet den Schirm", sagte die Kreatur, „dann leben die Geiseln. Du hast nur diese eine Wahl, Terraner." Stille. Niemand schien in der riesigen Zentrale zu atmen.
Vier Minuten ...
Weitere Kostenlose Bücher