2328 - Mission der Sol
flüsterte von Zeit zu Zeit eine Zwischenfrage und bedankte sich schließlich.
Schließlich hob er den Kopf. „Ich möchte der Expeditionsleitung einen Vorschlag machen."
„Ja?", fragten Dao und ich gleichzeitig.
Blo rief ein Holo auf. Ich blickte auf einen Spiralnebel, der in Schwärze schwebte. Hangay. Die imaginäre Kamera nahm Fahrt auf, stieß auf die grell leuchtende. Kugel des Zentrumskerns vor. Ich blickte auf eine Wand aus Licht, in der ein kreisrundes schwarzes Loch entstand. „Das erste Ortungsergebnis des UHF-P-2", sagte Blo. „Bei einem gewaltigen Schwarzen Loch. Athaniyyon, so nennen es die Sternkataloge der Kartanin. Wir sollten es uns ansehen."
*
Athaniyyon hing über uns wie ein Verhängnis. Das Schwarze Loch nahm fast das gesamte Zentraleholo ein, ein dunkler Schlund, der meine Blicke mit unwiderstehlicher Gewalt anzog. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich nach oben sah und mich nur mit Mühe der Faszination des Schwarzen Lochs erwehren konnte.
Dort, zum Greifen nahe, hinter dem Ereignishorizont des Schwarzen Lochs, existierte eine Welt, in denen die uns bekannten Naturgesetze nicht existierten. Die Schwerkraft war so hoch, dass es nicht einmal dem Licht gelang, ihr zu entfliehen. Die Zeit, die uns so veränderlich erschien, kam dort zum Stillstand. Es war eine Welt, zu der nur Wesen wie die Nakken oder höhere Wesenheiten Zugang erlangen und sie auch wieder verlassen konnten. Doch da Hangay erst seit einem Jahrtausend Bestandteil unseres Universums war, konnten wir ausschließen, dass Athaniyyon an das Transportnetz der Schwarzen Sternenstraßen angeschlossen war, das einst die Archäonten und Cantaro benutzt hatten. Ich bezweifelte, dass irgendjemand jemals durch den Schlund dieses Black Hole getaucht war, um die Welt jenseits des Ereignishorizonts zu erkunden.
Dao trat neben mich, nahm meine Hand in ihre. Die Haare ihres Fells kitzelten meine Haut. „In Gedanken?"
Ich nickte. Sie strich mir mit der anderen Hand zärtlich über den Kopf und blieb neben mir stehen, schweigend. Es war alles, was sie mir geben konnte. Das Gefühl, nicht allein zu sein. Das Unwichtigste der Welt. Das Wichtigste überhaupt.
Worte waren überflüssig. Seit die SOL Hangay erreicht hatte, war uns wenig anderes geblieben als Worte.
Die wenigen Informationen, deren wir hatten habhaft werden können, waren die perfekten Sprungbretter für endlose Spekulationen, und wir alle hatten uns mit demselben Enthusiasmus in sie gestürzt, der uns über zwei Millionen Lichtjahre nach Hangay geführt hatte.
Der Enthusiasmus war längst verblasst, war einer allgemeinen Ernüchterung gewichen, in der ich die ersten Anzeichen von Furcht auszumachen glaubte, aber die Spekulationen gingen weiter. Sie waren nicht aufzuhalten.
Wie hätte es auch möglich sein sollen?
Unsere Spürfahrt währte bereits Monate.' Die Wissenschaftler arbeiteten seit dieser Zeit wie Besessene, ebenso wie die Wartungstrupps und die Zentralemannschaft. Für die übrige Besatzung blieb lediglich Routine. Langweilige Routine, die viel zu viel Zeit und Energie für Gedanken ließ. Und zunehmend, mit jedem weiteren Aggregatausfall, wuchs die Beklemmung. Die Ausfälle taten uns in gewisser Weise gut, weil sie bewiesen, dass wir keinen Hirngespinsten nachjagten, auch wenn uns ganz Hangay für verrückt erklärt hatte. Und wir arrangierten uns mit ihnen auf eine trotzige Art, als handele es sich dabei um ein Spiel, bei dem es darauf ankam, den Aussetzern immer einen Schritt vorauszubleiben.
Das taten wir. Mal einen Schritt, mal sogar mehrere Schritte. Was aber, wenn wir stolperten? Oder das Verhängnis zum Sprung ansetzte, es die Regeln links liegen ließ und an uns vorbeizog?
Das war es, was der Besatzung den Nerv raubte: die Ahnung, dass über unseren Köpfen ein Schwert an einem seidenen Faden hing. Und dass der Faden bald reißen würde ... „Tek? Dao? Entschuldigt, aber..." Es war Fee, der unsere Gemeinsamkeit nicht entgangen war. „Ja, was gibt es? Auswirkungen des Hypersturms?"
Seit Tagen tobte in nächster Nähe zu dem Schwarzen Loch ein Hypersturm von einer Stärke und einem Ausmaß, die alles sprengten, was wir bisher geortet hatten - und was wir uns hatten vorstellen können. „Zum Glück nein. Unser stürmischer Freund bleibt an Ort und Stelle.
Ein Orter-Spezialist behauptet zwar, für kurze Zeit einen Tryortan-Schlund festgestellt zu haben, aber SENECA hat seine Meldung nicht bestätigt."
Ein Tryortan-Schlund. Ein
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