Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2329 - Gestrandet in Hangay

Titel: 2329 - Gestrandet in Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vermischt. „Zumindest gibt es also Anzeichen, als wäre das unbekannte Objekt sehr unsanft aufgeschlagen", stellte Ronald Tekener fest. „Aber es kann nicht explodiert sein.
    Damit bleibt die Frage, wohin es verschwunden ist."
    Für die wirkliche Sensation sorgte letztlich der Chefwissenschaftler selbst. Inmitten einer langgestreckten flachen Hügelkette, nochmals ein beachtliches Stück von den anderen Fundstellen entfernt, stieß Blo Rakane auf einen von nachrutschendem Sand halb verschütteten fahlgrauen Raumanzug, den er freilegte.
    Der Anzug war geschlossen, aber im Brustbereich von innen her aufgerissen.
    Wenngleich ein Selbstreparaturmechanismus die schadhafte Stelle abgedichtet hatte, lebte das Wesen in diesem Raumanzug nicht mehr. Der Blick durch die verschmierte, leicht geschwärzte Helmscheibe ließ nicht viel erkennen - etwas wie ein kantiger Schnabel, aber nicht mehr. „Wenn wir den Anzug öffnen, richten wir womöglich nicht wieder gut zumachenden Schaden an", warnte Blo Rakane. „Wir schaffen ihn in die Konservierungskammer der SUSHI", bestimmte Tekener. „In der Medostation der SOL kann der Leichnam obduziert werden. Wir fliegen sofort zurück - unsere Mission auf Rothger ist vorerst beendet."
     
    *
     
    Der Anruf aus der Zentrale erreichte Dao-Lin-H'ay in der Scherbenstadt der Mom'Serimer, wo sie mit einer Hundertschaft der quirligen Intelligenzen über die Zukunft der SOL und ihrer Bewohner diskutiert hatte. Ihre Helfer beim Abtransport und dem Aufbau der Positroniken hatten sie darum gebeten.
    Offenbar erschien sie den Mom'Serimern gerade für dieses brisante Thema als die geeignete Ansprechpartnerin; wie die kleinen Wesen selbst gehörte die Kartanin nicht zu den Erbauern des Generationenschiffs. „Wir messen schwere energetische Entladungen an, Dao-Lin!", teilte die Kommandantin mit. „Die Ortung spricht von der karaponidischen Wachstation als Ausgangspunkt."
    „Die Container...?"
    „Sie erscheinen unbeschädigt. Vielmehr sieht es so aus, als würde innerhalb der Kuppelbauten erbittert gekämpft."
    „Die Soldaten des Imperiums bringen sich gegenseitig um? Wer sonst sollte ...?" Die Frage blieb der Kartanin im Hals stecken.
    Sie entsann sich des Überfalls auf das Brennstoffdepot.
    Ron-Sha-R’itts Reaktion darauf hätte ihr zu denken geben sollen, stattdessen hatte sie den Vorfall als einmalig abgetan. Falls die Karaponiden jedoch erneut zugeschlagen hatten, bestand die Gefahr, dass der Hohe Mann zum Gegenschlag ausholte. Vor allem, da er nun sicher sein konnte, dass die Soldaten keine Verstärkung erhalten würden. „Ich komme in die Zentrale!", rief sie aus. „Gibt es optische Feststellungen?"
    „Die Aufnahmen werden soeben ausgewertet, allerdings verdecken die Containerstapel sehr viel."
    Im Laufschritt verließ Dao-Lin-H'ay die Scherbenstadt. Sie benutzte den nächsten Antigravschacht und stürmte den Hauptkorridor entlang. Die Zentrale im Mittelteil des Schiffes erreichte sie in Rekordzeit.
    Fee Kellind hatte ein Standbild auf das Mittelsegment der Panoramagalerie gelegt.
    Die Aufnahme zeigte Containerstapel und teilweise verdeckt zwei Kuppelbauten.
    Aber das war nicht alles. Die Kartanin erkannte das ebenfalls nur unvollständig sichtbare, eigenwillig anmutende Fahrzeug sofort. „Das ist einer unserer Hovercraft-Schlitten!"
    „Niemand hat die SOL verlassen ..."
    Dao ließ ein unruhiges Fauchen vernehmen. „Ich brauche eine Funkverbindung nach U'Hartu!"
    „Ron-Sha-R'itt meldet sich nicht. Auch keine der anderen Gegenstationen."
    Entschlossen wirbelte die Kartanin herum und hetzte aus der Zentrale. Sie hörte nicht einmal mehr, dass Fee Kellind hinter ihr herrief.
    Nur Minuten später verließ sie die SZ-2 über eine der unteren Schleusen hoch über dem Boden. Das hartnäckige Summen ihres Armbandgeräts ignorierte sie, weil sie wusste, dass Fee Kellind sie zurückhalten wollte.
    Zwei Hovercrafts standen fahrbereit unter der Kugelzelle, niemand hatte es für nötig befunden, sie wieder in die Hangars zu hieven. Dao-Lin sprang in den ersten, den sie erreichte, und jagte mit Höchstbeschleunigung südwärts - und endlich nahm sie den Anruf aus der Zentrale an.
    Sie ließ Fee Kellind gar nicht erst zu Wort kommen. „Ich sehe es als meine Pflicht an, zu verhindern, dass sich Kartanin gegenseitig umbringen. In Hangay muss nicht noch mehr Blut fließen. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, friedlich zusammenzuleben, wann dann?"
    Sie schaltete ab. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Weitere Kostenlose Bücher