2342 - In der Kaverne des Laboraten
Handlungsweise überwacht hat, Jothadún!", sagte der Kalbaron bedrohlich leise. „Du verwechselst jedoch kleinliche Interessen mit dem großen Überblick. Es wäre fatal, wegen des Lebens auf einer einzigen unbedeutenden Welt zu riskieren, dass die Ordnung alles auslöscht. Wem wäre damit geholfen? Nur den Kosmokraten und ihren Dienern, Jothadún.
Niemandem sonst."
Lange blickte der Effremi dem Kalbaron hinterher. Er fragte sich, ob er richtig verstanden hatte. Sollte er das sinnlose Sterben von Intelligenzen in Kauf nehmen. um andere vor dem Tod zu bewahren'?
War das notwendig, um gegen das Böse im Universum bestehen zu können? Vor allem: Wer traf die Entscheidung, wer leben durfte und wer nicht? Vielleicht waren solche Dinge wirklich viel zu hoch für ihn. Trotzdem fragte er sich, ob sich die Truppen des Chaos mit einer solchen Handlungsweise schon auf eine Stufe mit den Kosmokraten stellten.
Es mochte richtig sein, dass die Eingeborenen des Planeten ihr Leben verloren, falls die Ordnungsmächte jemals siegen würden. Aber wann würde diese Entscheidung fallen? Und vor allem: Gab es die Intelligenzen des ehemals grünen Planeten zu jenem Zeitpunkt irgendwann in der Zukunft überhaupt noch? Wenn nicht, wären sie ausgerechnet von denen um ihr Leben betrogen worden. die sich vorgenommen hatten. dem heben zu helfen.
Und noch etwas fragte Jothadún sich und diesmal drängender als in den Wochen zuvor: Was war Besonderes an ihm, dass ausgerechnet er eine Freiheit genoss. für die jeder andere teuer bezahlt hatte?
Alle diese Überlegungen wurden für den Effremi nebensächlich, als wenige Lichtminuten von CRULT entfernt ein äußerst massereiches Objekt materialisierte, das die Dienstburg zwar nicht im Durchmesser, aber in der Höhe deutlich übertraf. Der Distanzalarm erstarb bereits nach den ersten schmerzhaft spürbaren Vibrationen, denn die Einheit identifizierte sich als Kolonnen-Fähre PROGEAR.
Jothadún erfuhr schnell, dass die Kolonnen-Fähre gekommen war, um Reste aus der Schlacht um TRYCLAU-3 an Bord zu nehmen und an einen neuen Einsatzort zu überführen.
Wo dieses Ziel lag und ob die in Stand gesetzten Traitanks an einen neuen Krisenherd geschickt wurden oder andere Aufgaben erfüllen sollten, konnte Jothadún nicht einmal vermuten. Lediglich die Verwalter im Progress-Amt und der Progress-Wahrer selbst erhielten solche Informationen.
Der Landefeld-Ring der Dienstburg, längst von Traitanks übersät, leerte sich zusehends. Fasziniert beobachtete Jothadún über Ortungen und optische Systeme, wie die Kampfschiffe auf den Innenflächen der Kolonnen-Fähre landeten und zu Stapeln von jeweils elf Einheiten übereinander getürmt wurden. Verglichen mit der Größe von PROGEAR wirkten indes selbst diese Stapel wie Spielzeuge.' Immer mehr Traitanks materialisierten in unmittelbarer Nähe, und die Belegung der Fähre weitete sich aus. Nach zwei Tagen wurde erstmals auch der gegenüberliegende Innenring von PROGEAR bestückt.
Die letzten Schiffe verließen die Kolonnen-Docks. Einige wenige Traitanks, die danach nahe den Docks im Raum hingen, waren für die Weiterverwendung ungeeignet. Der Kalbaron hatte schon angedeutet, dass Jothadún für ihr Abwracken verantwortlich sein würde.
Nach drei Tagen war die Kolonnen-Fähre vollzählig bestückt. Jede der beiden Innenflächen trug vierunddreißig Schiffsstapel, insgesamt wurden also 748 Traitanks verlegt. Eine lächerlich kleine Zahl angesichts der 330.000 Kampfschiffe zählenden Flotte, die Jothadún sein Leben lang begleitet hatte.
Fast sein Leben lang, korrigierte er sich, denn seit einigen Monaten war alles anders.
Als die Kolonnen-Fähre langsam beschleunigte und nach knapp einer Stunde von einem Moment zum nächsten spurlos verschwand, fragte Jothadún sich zum ersten Mal, ob diese Schiffe und die aufgestockte Wachflotte der Dienstburg wirklich der klägliche Rest waren. Er hatte ständig gehofft, dass die Reparaturarbeiten in den Docks sich über Jahre oder Jahrzehnte hinziehen würden. Doch es kamen keine Traitanks mehr. Fünf Chaos-Geschwader waren im Raum um CRULT zurückgeblieben.
*
Endlich fand er Zeit, sich an den Gesängen im Horst zu beteiligen. In diesen Tagen lernte er die Frau näher kennen, die ihn auf seinem ersten Weg durch die Innenwelt von CRULT begleitet hatte. Kettena war in der Dienstburg geboren und hatte selbst nie einen Traitank betreten; sie kannte die Schiffe nur aus der Ferne.
Kettena wollte vieles wissen,
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