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2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Ärzte versprochen, durfte er wieder schwimmen.
    Er winkelte die Arme an und lief langsam los, kontrollierte dabei seine Schritte und seinen Atem. Vielleicht traf er wieder die grünäugige, großgewachsene Frau, die ihre extravagante Sportkleidung trug, als gehe sie zu einer hochoffiziellen Einladung.
    Aber es gibt keine solchen Einladungen mehr, dachte Taje Karoon-Baal. Das war in einer ganz anderen Zeit.
    Während er auf dem breiten Sandstreifen im Schatten alter Bäume lief, begann er sich zu fragen, ob diese Zeit wiederkommen könnte, wie lange seine Ersparnisse reichten, ob die marode Geldwirtschaft in einem Monat oder erst einem Jahr zusammenbrach, ob alles noch teurer würde und wann die Dienstleistungsbetriebe mangels Bezahlung ihre Arbeit ganz einstellten ...
    Es galten vielleicht noch die Begriffe und Bezeichnungen, aber die Bedeutung der Klassen, der Unterteilung in Kasten oder Stände, war hinfällig geworden. In Konar lebten wahrscheinlich keine Hoch-Edlen mehr, sondern vielleicht wenige Ehrwürdige und Ansehnliche - wie er - ,und die Mehrheit bildeten Unansehnliche und Unedle. In den Stadtteilen, die von Angehörigen beider unterster Klassen bevölkert waren, würde das gesellschaftliche Chaos zuerst ausbrechen.
    Die Arkologie und deren Umgebung schienen verblüffenderweise ein Hort der Ruhe zu sein. Noch, dachte er und umrundete die 1250-Meter-Marke, hielt kurz inne und sah sich um.
    Tatsächlich! Aus westlicher Richtung kam eine schlanke Gestalt herangelaufen, in einem weiß, blau und gelb leuchtenden Anzug, auf dem sich in großen runden Flecken grafische Darstellungen bewegten.
    Karoon-Baal setzte sich wieder in langsamen Trab und sah beim Näher kommen, dass sich auf der Brust und den Kleidungsflächen der Oberschenkel tatsächlich piktogrammhafte Bilder von Knochen, Muskeln und Sehnen veränderten.
    Er hob die Hand. „So lenkt man andere Sportbegeisterte von ihrem ernsthaften Bemühen ab, junge Frau!", rief er. „Faszinierende Mode!"
    Der Atem der Frau - sie war kaum älter als 60 und eine Schönheit - .ging ebenso regelmäßig wie der Tajes. Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und sagte, als sie an ihm vorbeilief: „Auch unter misslichen Bedingungen sollte man seinen Stil nicht verleugnen." Ihre Stimme war so kühl wie ihr Lächeln. Sie musterte ihn mit durchdringenden Blicken. „Baldige Genesung!"
    „Danke, Sportsfreundin."
    Taje grinste, winkte und lief weiter. Die Frau schien einem alten Geschlecht zu entstammen, vermutlich war sie hochqualifiziert und Raumfahrerin oder etwas Ähnliches, und ihre Intelligenz schätzte Karoon-Baal als nicht gering ein.
    Nun, vielleicht traf er sie wieder; morgen, an einem anderen Tag. Er beendete seine Runde, fuhr zur Arkologie zurück und mit dem langsamen Lift in sein Zimmer. Nach der Dusche, als die Kleidungs-Reinigungsmaschine lief, ging er hinunter in den Gemeinschaftssaal und stellte sich geduldig am Frühstücksbuffet an.
     
    *
     
    Warmer Wind vom Meer hatte Feuchtigkeit und Hochnebel landeinwärts geschoben, bis weit in den Norden der Stadt. Akon war nur ein heller Fleck hinter der tief hängenden Dunstschicht. Jere tan Baloy blickte auf sein Chrono; Eniva ta Drorar würde sich in wenigen Minuten vom Aussichtsturm des Klanx-Toór-Parks melden. Von dieser Position aus wollte sie ein Ereignis scannen, dessen Natur noch unbekannt war.
    Ameda und Hevror waren in seiner Nähe, trugen die Flotten-Armband-Koms und hatten sich mit einigen Messgeräten, einem Energieorter und einigen anderen Testkomponenten ausgerüstet; es war fast unmöglich geworden, hochtechnologische Geräte zu kaufen. Jere trug den Signalgeber wieder am linken Unterarm.
    Der Armband-Korn summte. „In Position!" Unverkennbar Enivas Stimme. „Zeit minus sechs Minuten."
    „Bereit."
    Sofort desaktivierte Jere das Armbandgerät. Das Risiko war ohnehin groß genug. Ameda und Hevror standen an den entgegengesetzten Enden einer Aussichtsterrasse über den Kastenbauten eines ausgedehnten Industriekomplexes, der sich an einem Hang bis zur Küstenlinie hinabzog. Auf der Terrasse und in den Straßen herrschte vormittäglicher Verkehr.
    Fast gleichzeitig drehten Hevror und Jere ihre Köpfe und blickten von einem markanten Bauwerk zum anderen; etwa zwei Dutzend Riesenbauten überragten die Stadt. Die halbe Nacht lang hatten die Raumfahrer diskutiert und versucht, dem Signalgeber einige Geheimnisse zu entlocken, aber sie waren nicht weitergekommen. Schließlich hatten sie für Jeres

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