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2374 - Der Trojaner

Titel: 2374 - Der Trojaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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korpulent.
    Auffallend kräftige Brauen beschatteten Hearns Augen und verstärkten den Eindruck, dass sie tief in den Höhlen lagen. Überhaupt wirkte sein Gesicht eingefallen, Wangenknochen und Kinn drückten markant durch die grobporige und blasse Haut.
    Sein Alter zu schätzen fiel ebenfalls schwer. Um die achtzig, vermutete Bully, hätte die Hand dafür aber keinesfalls ins Feuer gelegt. Ohne den brennenden Glanz seiner Augen hatte der Major etwas Mumienhaftes an sich. „Wie viel Zeit bleibt uns, den Carapol-Strukturbrenner zu verladen?", fragte Hearn unvermittelt. „Das werden unsere Strangeness-Scouts erledigen, danke. Ich erwarte von euch die entsprechenden technischen Einweisungen für unsere Einsatzmannschaft unter dem Hyperphysiker Lapache."
    „Aber ..."
    Reginald Bull merkte auf. „Wir wurden von der NARWAL übernommen, weil wir die anstehenden Arbeiten gut erledigen können. Darauf haben wir uns vorbereitet. Die Strangeness des Versorgers dürfte mittlerweile merklich abgeklungen sein ..."
    „Einen Moment, bitte." Bully hob beide Hände. „Ich will nur sichergehen, dass ich das richtig verstehe. Du bist also kein Techniker, der mit dem Strukturbrenner umgehen kann...? Und deine Männer?"
    „Wir sind vier Männer und zwei Frauen."
    Bully kniff die Brauen zusammen. „Du gehörst zum Innendienst?", vermutete er angesichts dieser Richtigstellung ahnungsvoll. Major Hearn machte auf ihn den Eindruck eines Statistikers.
    Andererseits sagte ihm sein Gefühl, dass er im Begriff stand, den Mann zu unterschätzen. Ein Blick an Hearn vorbei auf dessen Begleiter verriet ihm ihre Anspannung. Sie schienen in sich hineinzulauschen.
    Eine der Frauen raunte ihrem Nebenmann etwas zu. „Keine Strangeness spürbar", glaubte Bully an ihren Lippenbewegungen abzulesen. Sie merkte, dass er sie beobachtete, und lächelte verhalten. „Wir sind Strangeness-Scouts", sagte der Major.
    Mit allem hatte Reginald Bull gerechnet, damit am allerwenigsten. Offensichtlich hatte der Tender mit einem der Suchschiffe im Rahmen der „Operation Sisyphos" Kontakt gehabt, und jemand hatte mitgedacht. Wer, das war ihm momentan völlig egal. Wichtig war einzig und allein, dass er plötzlich zu Captain Johns Leuten über sechs weitere strangenessresistente Personen verfügte. „Innendienst?" Hearn lachte leise. „Ja, ein wenig Verwaltung beherrsche ich schon.
    Angefangen habe ich beim TLD, war jahrelang im Einsatz überall in der Milchstraße - und als ich vom Agentenleben die Schnauze voll hatte, nahm ich meinen Abschied. Freier Prospektor, das klingt gut, ist jedoch ein Knochenjob. Vor allem, wenn du da draußen unterwegs bist und auf eigene Faust nach Hyperkristallen schürfst. Die Konkurrenz ist groß geworden, verdammt groß, und ..." Sein Blick glitt an Reginald Bull vorbei und fraß sich im Hintergrund fest. „... unsere besonderen Freunde sind mir immer öfter in die Quere gekommen.
    Zum Glück, denn sonst hätte mich die Hyperimpedanz da draußen erwischt und nicht im Solsystem. Aber glaube nicht, ich wäre Terraner - ich bezeichne mich lieber als Neu-Marsianer. Ich gehöre zu den ersten Siedlern, die wieder auf dem Roten Planeten Fuß gefasst haben. Beinahe wäre ich mit dem Mars-Liner-01 aufgebrochen ..."
    Bully hatte sich umgewandt, und nun verstummte Major Hearn.
    Zwei kegelförmige Kampfroboter des Typs TARA-V-UH schwebten heran. Sie flankierten eine eindrucksvolle, schon auf die Distanz von hundert Metern bedrohlich wirkende Gestalt.
    Der Mann war hochgewachsen und eigentlich eine Nuance größer als die Roboter, was jedoch nicht zur Geltung kam, da sie zwei Handbreit über dem Boden schwebten. Langes schlohweißes Haar fiel ihm strähnig bis über die Schultern, wobei sich am Schädel kräftige Geheimratsecken deutlich abhoben. Sie trugen ein Gutteil zu dem Eindruck von Härte bei, der die Gestalt umwehte.
    Auch der Kontrast des langen schwarzen Mantels und der ebenfalls schwarzen Stiefel mahnte zur Vorsicht. Bully wusste nur zu gut, dass dies kein bloßer optischer Effekt war. Shallowain der Hund war ein gefährlicher Gegner. Er hatte schon Ascari da Vivo als Leibwächter gedient: Bully blickte ihm reglos entgegen. Er hätte nicht zu sagen vermocht, ob der Kralasene ihn in ausgerechnet diesem Moment mit der Teleskopfunktion seiner Augen geradezu sezierte.
    Seit eine heimtückische Krankheit den Arkoniden hatte erblinden lassen, trug er die Kunstaugen. Die völlig weißen Augäpfel ohne Iris waren für ein menschliches

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