2374 - Der Trojaner
Gegenüber mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Wenngleich Reginald Bull der Ausdruck nicht gefiel, er hatte schon manchen von Shallowain als von einem Zombie reden hören. Ein miniaturisierter Funkempfänger machte die Kunstaugen für den Kralasenen zur Informationsquelle erster Güte, besser als das Headup-Display eines Kampfanzugs; hinzu kamen der Infrarotmodus, die Teleskopschaltung und womöglich weitere technische Spielereien, von denen Bull bislang keine Ahnung hatte.
Shallowain blieb stehen und starrte ihn an.
Fast bis zum Ellenbogen versenkte er seinen rechten Arm in einer Manteltasche.
Als er den Arm dann ebenso langsam wieder zum Vorschein brachte, hielt er zwischen drei Fingern einen Speicherkristall. Lässig warf er Reginald Bull den irisierenden Würfel zu.
Bully reagierte blitzschnell und fischte den Kristall aus der Luft. „Das sind die Ortungsdaten, nehme ich an."
„Ich bin gespannt, Bull, wie du Arkon retten willst."
Es war nicht zu erkennen, aber zweifellos unterzog Shallowain in dem Moment Major Hearn und dessen Strangeness-Scouts einer intensiven Analyse.
Möglicherweise glich er ihre Konterfeis mit einer Datenbank ab, um sich über ihre Identität Klarheit zu verschaffen. Bully verzichtete auf eine Nachfrage in der Funkzentrale, ob Rafferimpulse mit der Thronflotte des Imperators ausgetauscht wurden. „Sind das deine Leute, die Wunderdinge vollbringen sollen?", fragte der Kralasene unbewegt. „Major Alvaro Hearn, ein verkrachter Agent des Terranischen Liga-Dienstes. Die anderen sind mir unbekannt.
Ich hoffe, das ist nicht Terras letztes Aufgebot."
Bully hätte dem Arkoniden für diese Arroganz die Kunstaugen auskratzen können. Er beherrschte sich jedoch und lächelte nur verächtlich. „Wenn es dir lieber ist, die drei Arkon-Planeten in einem Chaotender wieder zu finden, Shallowain, lege ich dir keine Steine in den Weg!"
„Die Sternengötter mögen wissen, warum Terraner so empfindlich sind. Sag mir, was zu tun ist, Bull!
5.
Eine tiefe Betroffenheit nistete mittlerweile in seinen Gedanken.
Sie lähmte ihn.
Ashtai ertappte sich dabei, dass er zwar auf die Kontrollholos starrte, aber längst nicht mehr wahrnahm, was sie ihm zeigten. Sein Blick verlor sich in endloser Ferne.
Arkon lag im Sterben. Die anderen hatten das nur noch nicht in letzter Konsequenz erkannt. Die Kristallwelt war seine Heimat und vor allem das Herz des Kristallimperiums. In wenigen Wochen würde das alles ausgelöscht sein, wie Drorah.
Und er selbst? Gefangen in einem Kabinett, Sklave der Chaosmächte? Er fror und atmete etwas hastiger, krümmte sich vornüber, die Arme vor dem Leib verkrampft. Ein wenig ließ dabei der Schmerz nach, dieses Stechen wie mit tausend eisigen Nadeln.
Tief in ihm war ein unheimliches Wühlen.
Sein Magen rebellierte. Bitter würgend stieg es in ihm auf. Er war nicht so stark, wie es ihm die Simulation vorgegaukelt hatte. Das war die eine Welt, die des starken technischen Leiters von TQT-10.
Die andere Welt war seine Furcht, die immer schneller wuchs.
Ashtai fragte sich, ob der Angriff der MASCHINEN endlich begonnen hatte.
Endlich? Das Warten wurde unerträglich, schlimmer als die Vorstellung, was sich über der Kristallwelt zusammenbraute.
Innerlich bebend sank Ashtai vornüber auf die Kontrollkonsole. Die wechselnden Lichtfelder der Schaltflächen umflossen ihn, und es war für ihn, als tauchte er ein in einen flackernden Regenbogen.
Mit einem Rest seines schwindenden Bewusstseins begriff er, dass sein Zusammenbruch Alarm ausgelöst hatte.
Nur noch blutig rotes Wabern umfing ihn, denn die Schaltflächen hatten sich desaktiviert.
Er rutschte vollends aus dem Sessel - und stürzte. Stürzte in eine endlos scheinende Tiefe, sich haltlos überschlagend, während es würgend in ihm aufstieg. Einen Augenblick später übergab er sich.
Da waren Stimmen...
Er verstand nicht, was sie riefen. Sie klangen so unsagbar fern, als gehörten sie längst nicht mehr zu dieser Welt.
Berührungen ...
Unglaublich schmerzhaft, als sei sein Körper eine einzige aufgerissene Wunde.
Er keuchte sein Entsetzen und seine Qual hinaus und wollte nur noch sterben... ... und dann, endlich, verwehten seine Wahrnehmungen, als löste sich Arkon Iin Atome auf.
*
„Die Ortungsdaten zeigen die Parallelen zu Hayok: Die Terminale Kolonne TRAITOR wird die wichtigsten Welten des Arkon-Systems zerlegen und zu Kabinetten für den geplanten Chaotender umformen.
Sobald das geschieht, gibt
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